In der Nacht auf Freitag nach dem letzten Postautokurs war die Thurbrücke noch einmal gesperrt. Drei Teams von drei Firmen führten die letzten Arbeiten aus. Bis Mitternacht war auf der Andelfinger Seite der Fahrbahnbelag ausgebessert, der am Schluss der achtwöchigen Bauarbeiten Schaden genommen hatte. Projektleiter Christoph Ziegler war zufrieden, bis zum ersten Kurs am Samstagmorgen blieb genug Zeit zum Aushärten.
Auch die Männer der EKZ kamen gut voran und richteten die sieben LED-Leuchten aus, die nun die Fahrbahn der BrĂĽcke gleichmässig erhellen; die alten Leuchten warfen Lichtkegel. Zudem brauchen die LED-Lampen viel weniger EnerÂgie, und die Helligkeit kann gesteuert werden. In der Nacht ist ein Abdunkeln geplant. Vermutlich bis Ende Jahr soll auch der Fussgängerbereich auf LED umgerĂĽstet werden.
Metallträger nehmen Kräfte ab
Erwartungsgemäss am aufwendigsten und somit am längsten dauerte die Arbeit, die die Firma Blaser Metallbau noch zu erledigen hatte. Die zwei Männer mussten ein Bauteil ersetzen, das aufgrund der Massaufnahme eine längere Lieferzeit hatte. Wegen der Produktionszeit sei kein früherer Zeitpunkt möglich gewesen, sagt Christoph Ziegler. Trotz Millimeterarbeit war einiges an Ziehen und Reissen, Stossen und Klemmen nötig, damit der stehende Metallträger schliesslich unten mit dem Querträger und auf der Seite mit dem Holztragwerk verbunden werden konnte.
Sichtbar ist das nicht. Die Umlagerung der Kräfte passiert versteckt in den olivgrĂĽnen Kisten an den BrĂĽckenÂenden und in der Mitte. Diese Verschalungen sind auch der Grund, weshalb die alten Gehwege seitlich der Fahrbahn nicht mehr passierbar sind. Auffällig sind diesbezĂĽglich auch die höheren Randports, die verhindern, dass schwere Fahrzeuge auf den alten Gehweg gelangen und die Konstruktion beschädigen können. Die Spurbreite scheint dadurch schmaler, sei aber gleich geblieben, so Christoph Ziegler. Die drei mächtigen Pflöcke an den BrĂĽckeneinfahrten dienen dem Anprallschutz.
Die BrĂĽcke wird dunkler
Kurz vor der Wiedereröffnung am 21. Juni meldeten sich Kritiker zu Wort und sprachen im «Landboten» von einer Verschandelung. Die ZĂĽrcher Baudirektion antwortete darÂauf ungewohnt deutlich. «Die ThurbrĂĽcke ist ein Denkmal in Gebrauch», betont Sprecher Markus Pfanner auf Anfrage. Das Bauwerk aus dem Jahr 1814 musste an die aktuellen Belastungen und Sicherheitsanforderungen angepasst werden, unter BerĂĽcksichtigung der aktuellen Gewichtslimite von 16 Tonnen.
Zudem hätten Windeinwirkungen zu Schäden am Tragwerk geführt, insbesondere dem Querrahmen, sagt er. Dank der Eingriffe, die in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege erfolgten, sei die Tragsicherheit erhöht worden, «wodurch die Nutzungsdauer der Brücke um 50 Jahre verlängert werden konnte», so Markus Pfanner. Neu ist auch die Verkleidung auf der Seite flussabwärts. Verbaut wurden unbehandelte Schindeln, die sich mit der Zeit gräulich-dunkel verfärben, dunkler als die behandelten Vorgänger.