Weinland

Eine letzte Nacht für den Finish am «Denkmal in Gebrauch»

Mit dem Ausrichten der LED-Leuchten, der Ausbesserung der Fahrbahn und dem Einbau eines Metallträgers sind die Bauarbeiten an der Andelfinger Holzbrücke beendet – oder ihre Nutzungsdauer um 50 Jahre verlängert worden.

von Roland Spalinger
10. Juli 2018

In der Nacht auf Freitag nach dem letzten Postautokurs war die Thurbrücke noch einmal gesperrt. Drei Teams von drei Firmen führten die letzten Arbeiten aus. Bis Mitternacht war auf der Andelfinger Seite der Fahrbahnbelag ausgebessert, der am Schluss der achtwöchigen Bauarbeiten Schaden genommen hatte. Projektleiter Christoph Ziegler war zufrieden, bis zum ersten Kurs am Samstagmorgen blieb genug Zeit zum Aushärten.

Auch die Männer der EKZ kamen gut voran und richteten die sieben LED-Leuchten aus, die nun die Fahrbahn der Brücke gleichmässig erhellen; die alten Leuchten warfen Lichtkegel. Zudem brauchen die LED-Lampen viel weniger Ener­gie,­ und die Helligkeit kann gesteuert werden. In der Nacht ist ein Abdunkeln geplant. Vermutlich bis Ende Jahr soll auch der Fussgängerbereich auf LED umgerüstet werden.

Metallträger nehmen Kräfte ab
Erwartungsgemäss am aufwendigsten und somit am längsten dauerte die Arbeit, die die Firma Blaser Metallbau noch zu erledigen hatte. Die zwei Männer mussten ein Bauteil ersetzen, das aufgrund der Massaufnahme eine längere Lieferzeit hatte. Wegen der Produktionszeit sei kein früherer Zeitpunkt möglich gewesen, sagt Christoph Ziegler. Trotz Millimeterarbeit war einiges an Ziehen und Reissen, Stossen und Klemmen nötig, damit der stehende Metallträger schliesslich unten mit dem Querträger und auf der Seite mit dem Holztragwerk verbunden werden konnte.

Sichtbar ist das nicht. Die Umlagerung der Kräfte passiert versteckt in den olivgrünen Kisten an den Brücken­enden und in der Mitte. Diese Verschalungen sind auch der Grund, weshalb die alten Gehwege seitlich der Fahrbahn nicht mehr passierbar sind. Auffällig sind diesbezüglich auch die höheren Randports, die verhindern, dass schwere Fahrzeuge auf den alten Gehweg gelangen und die Konstruktion beschädigen können. Die Spurbreite scheint dadurch schmaler, sei aber gleich geblieben, so Christoph Ziegler. Die drei mächtigen Pflöcke an den Brückeneinfahrten dienen dem Anprallschutz.

Die Brücke wird dunkler
Kurz vor der Wiedereröffnung am 21. Juni meldeten sich Kritiker zu Wort und sprachen im «Landboten» von einer Verschandelung. Die Zürcher Baudirektion antwortete dar­auf ungewohnt deutlich. «Die Thurbrücke ist ein Denkmal in Gebrauch», betont Sprecher Markus Pfanner auf Anfrage. Das Bauwerk aus dem Jahr 1814 musste an die aktuellen Belastungen und Sicherheitsanforderungen angepasst werden, unter Berücksichtigung der aktuellen Gewichtslimite von 16 Tonnen.

Zudem hätten Windeinwirkungen zu Schäden am Tragwerk geführt, insbesondere dem Querrahmen, sagt er. Dank der Eingriffe, die in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege erfolgten, sei die Tragsicherheit erhöht worden, «wodurch die Nutzungsdauer der Brücke um 50 Jahre verlängert werden konnte», so Markus Pfanner. Neu ist auch die Verkleidung auf der Seite flussabwärts. Verbaut wurden unbehandelte Schindeln, die sich mit der Zeit gräulich-dunkel verfärben, dunkler als die behandelten Vorgänger.

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