Weinland

Eine Ölspur zum Abschluss

Wenn Land- und Baumaschinenmechaniker ihren Schulabschluss feiern, fahren sie mit geschmückten Fahrzeugen durch die Gegend. Ein geplatzter Ölschlauch sorgte am Dienstag jedoch für Probleme.

von Manuel Sackmann
15. Juni 2018

Um etwa 14.30 Uhr wurden sie in Klein-andelfingen erwartet, tatsächlich gekommen sind sie rund zwei Stunden später. Die Absolventen der Mechanikerlehre für Land- und Baumaschinen mussten in der Nähe von Henggart einen ungewollten Stopp einlegen. An einem ihrer Gefährte platzte ein Ölschlauch, und die herauslaufende Flüssigkeit verunreinigte die Strasse.

Doch der Reihe nach: Am Dienstag ging für die angehenden Land- und Baumaschinenmechaniker die Schulzeit in Winterthur offiziell zu Ende. Die ersten Abschlussprüfungen haben sie bereits hinter sich. In der Branche ist es üblich, dass die Lehrlinge nach Schul-ende mit Fahrzeugen, die ihnen der Lehrbetrieb zur Verfügung stellt, eine Runde um die Schule drehen und sich anschliessend zu einer Feier treffen. In diesem Jahr plante die Klasse, mit den Maschinen – je grösser, desto besser – nach Kleinandelfingen zur «Schiterbergschüür» zu fahren, um dort auf den Abschluss anzustossen. Also machten sich die rund 20 Absolventen, dar­un­ter vier aus dem Weinland, mit ihren geschmückten Traktoren und Baggern auf den Weg. Um halb drei wollten sie am Ziel sein.

Zum Besen gegriffen
Dazu kam es aber nicht. Ein Ölschlauch machte der Klasse in der Nähe von Henggart einen Strich durch die Rechnung. Der Schlauch platzte und legte eine lange Ölspur auf die Fahrbahn. Die ganze Karawane, bestehend aus über 15 Fahrzeugen, kam zum Stehen. «Es erwischte ausgerechnet eine nigelnagelneue Maschine», sagte Gabi Sigg, die in der «Schiterbergschüür» wartete. Sie und ihr Mann sind die Eigentümer des Lokals. Ihr Sohn ist Teil der Abschlussklasse. Er meldete die Verzögerung telefonisch. Man könne nicht weiterfahren, solange die Ölspur nicht beseitigt sei. Es müsse wohl die Feuerwehr aufgeboten werden.

Schliesslich konnte das Problem anderweitig gelöst werden. «Die Mökah ist mit einem Reinigungsfahrzeug gekommen», erklärt Gabi Sigg. Die Lehrlinge schauten indes nicht tatenlos zu, sondern packten mit an. Sie griffen zum Besen, um die Strasse vom öl-bindenden Material zu befreien. Kurz vor 16 Uhr dann die Entwarnung: «Wir fahren weiter», meldete die Klasse. Schon von Weitem war die Kolonne zu hören. Unter lautem Gebrumme und Gehupe überquerten sie die Brücke der Umfahrungsstrasse, durchfuhren Kleinandelfingen und näherten sich ihrem Ziel. Angeführt von einem Traktor, der ein grosses Schild mit der Klassenbezeichnung auf der Front trug, fuhr eine Landmaschine nach der anderen der Thur entlang. Auch Radlader und ein Bagger waren dabei. Einige Traktoren trugen zudem Blumenschmuck.

Ordnung muss sein
Mit der Ankunft am Ziel war es jedoch noch nicht getan. Schön parkiert sollten die Gefährte sein. Eines neben dem anderen wurden sie fein säuberlich aufgereiht und die Schaufeln, wo vorhanden, demonstrativ in die Höhe gestreckt. Fazit: ungenügend. Zumindest nach Ansicht der Mechaniker. Also wurde umgestellt. «Der mit dem Schild muss hier dazwischen, der Blaue da rüber und dann rücken alle um eine Stelle nach», sagte einer. Kurz dar­auf waren die Kabinen wieder besetzt, und die Fahrer manövrierten ihre Maschinen gekonnt zum neuen Platz.

Nach welchen Kriterien sie geordnet wurden, erschloss sich dem Laien auf den ersten Blick nicht. Bei den Baumaschinen am einen Ende der Reihe seien die Positionen willkürlich, hiess es auf Nachfrage. «Aber die Traktoren sind nun mehr oder weniger nach Grösse sortiert», erklärte ein Absolvent. Sehr zur Zufriedenheit der Klasse. Stolz wurde das Werk fotografiert, sogar eine Drohne liess man steigen, um die Reihe aus der Luft abzulichten. Noch schnell für ein Gruppenfoto posieren, dann konnte die Feier endlich starten. Zwar mit Verzögerung, aber wohlverdient. Das Abenteuer dürfte den angehenden Mechanikern in Erinnerung bleiben. Am Montag steht noch eine letzte Prüfung an. «Die wird happig», sagte einer der Lehr-linge. An diesem Tag durfte dies aber für einmal ausser Acht gelassen
werden.

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