Weinland

Eine Photovoltaikanlage für jedes Portemonnaie

Selber eine Solaranlage bauen, das war das ehrgeizige Ziel von Gemeindepräsident Serge Rohrbach. Unterstützung erhielt er dabei von der Energiewendegenossenschaft.

von Jasmine Beetschen
15. Oktober 2021

Ausgerüstet mit Bohrmaschine, Arbeitskleidung und einigen zusammengetrommelten Freunden steht Gemeindepräsident Serge Rohrbach in seinem Garten und blickt an seinem Haus empor. Der Plan: eine eigene Photovol­taikanlage bauen. «Vom Schreibtisch weg aufs Baugerüst – ist zwar ungewohnt, aber definitiv mal etwas anderes», so der Uhwieser. Und es macht sichtlich Spass: Motiviert klettert er auf dem Dach herum, bereitet vor und installiert zusammen mit seinen Freunden die 27 Panels für seine 11,5-Kilowatt-Anlage.

Doch keiner von ihnen hat den Bau einer solchen Installation professionell erlernt. Trotzdem kommen sie zügig vorwärts, in nur zwei Tagen ist das Dach eingekleidet und die Anlage betriebsbereit. Doch wie funktioniert es, eine solche im Selbstbau zu realisieren? «Ganz ohne Unterstützung geht das natürlich nicht», erklärt Serge Rohrbach. Diese erhalten sie von «ihrem Mentor», Hans Ruff. Er sorgt im Auftrag der Energiewendegenossenschaft Region Winterthur (ERW) als Planer und Bauleiter dafür, dass bei den Rohrbachs alles nach Plan läuft.

Eine Art Tauschbörse im Bau
Das Konzept der Genossenschaft ist so simpel wie genial: Mit einem Anteilschein wird man Mitglied der ERW und hat damit Anspruch auf Unterstützung beim Bau einer Solaranlage in Selbstbauweise. «Das heisst, ein Mitglied baut mithilfe von anderen Mitgliedern eigenhändig, aber mit Unterstützung eines Planers seine eigene», führt Hans Ruff aus.

Die ERW stellt dabei das Werkzeug vom Gerüst bis zur Bohrmaschine sowie, wenn nötig, Helferinnen und Helfer. Zudem kümmern sie sich um allfällige Baubewilligungen, Verwaltungskosten sowie das Material, welches sie zu einer Marge von zehn Prozent verrechnen. «Ob das Mitglied selber Freunde als Helfer organisieren will, wie viele Mitglieder es aufbieten möchte und aus welchen Bauteilen die Installation zusammengesetzt werden soll, steht ihm komplett frei», so der pensionierte Planer.

Die ERW arbeitet nicht gewinnorientiert, sondern nach dem Kostendeckungsprinzip. Im Weinland hat sie schon an verschiedenen Anlagen mitgebaut, dar­un­ter bei der Photovoltaikanlage auf dem Mehrzweckhallendach der Gemeinde Hettlingen oder auch bei solchen in Dachsen und Flurlingen. Der Selbstbau ermöglicht so eine kostengünstige Realisation, weil die Arbeitsstunden als grösster Kostenfaktor entfallen respektive als Gegenleistung auf dem Dach eines anderen Genossenschafters erbracht werden.

«Das Konzept des Selbstbaus respektive der Genossenschaft überzeugte mich und meine Frau sofort, einen Teil meiner Stunden habe ich bereits auf zwei anderen Baustellen abgearbeitet. Auch das war eine spannende Erfahrung für mich», erklärt Serge Rohrbach.

Geben und Nehmen als Hobby
Neben der Unterstützung des Planers erhält jedes Mitglied, welches einen Bau realisieren möchte, ein offizielles Handbuch für den Selbstbau. «Dafür muss man auch kein Studierter sein – wer nicht gerade zwei linke Daumen hat und Teamwork schätzt, kann das gut meistern», so Hans Ruff.

«Viele von uns sind pensioniert und haben Zeit. Die Arbeit in der ERW ist einfach ein Hobby von uns», erzählt er weiter. Sie wollten etwas für die Energiewende tun, und auf diese Weise können sie das eigene Wissen zur Verfügung stellen und anderen ermöglichen, im Selbstbau eine solche PV-Anlage zu erstellen. «Das Prinzip des Gebens und Nehmens steht dabei im Vordergrund, das macht einfach Freude», so Hans Ruff.

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