Weinland

Eine Push-Nachricht zur Schulreise

Ein krankes Kind abmelden oder Infos für den Waldmorgen versenden: An immer mehr Schulen im Zürcher Weinland geschieht dies per App. Weitere planen eine Einführung aufs neue Schuljahr. Ist dies das Ende der Postmappe?

von Bettina Schmid
31. März 2023

Die meisten Familien kennen es: Der Kühlschrank ist vollgehängt mit Schulinfo-Zetteln, die von den Kindern in der Postmappe nach Hause getragen und mittels Magneten dort befestigt wurden. Doch mit dieser Tradition könnte schon bald Schluss sein: Die Schulen im Zürcher Weinland nutzen immer häufiger eine App als Kommunikationsmittel.

So etwa die Primarschule Andelfingen. Sie nutzt, ebenso wie die Primarschule Dachsen, die App «Klapp»: «Seit Dezember läuft in wenigen Klassen ein Pilotbetrieb», sagt Schulleiter Beat Knecht auf Anfrage dieser Zeitung. Ab Beginn des Schuljahres 23/24 wolle man die App in allen Klassen einsetzen. Der Testbetrieb funktioniere gut. Es sei eine technisch saubere Lösung, welche die Datenschutzrichtlinien erfülle und ge­gen­über der aktuellen Kommunikationsform per E-Mail den Vorteil biete, die Verteilerlisten über das System einfacher nachpflegen zu können.

Start im Sommer
Auch die Primarschule Flurlingen wird auf Beginn des Schuljahres 23/24 eine webbasierte Schulmanagementsoftware (Pupil) und die dazugehörige App «Messenger» lancieren. «Wir haben in den letzten Monaten Möglichkeiten für eine einfache, effiziente, zeitgemässe und sichere Art der Kommunikation mit den Eltern gesucht», so Schulleiterin Susan Grötchen. Die Firma biete zudem verschiedene Module an, die dazugekauft werden könnten, etwa für die Administration von Tagesstrukturen, «welche bei uns ein immer grösseres Thema wird». Auch aus Mar­tha­len kam die Antwort, dass geplant sei, eine App (Escola) in Betrieb zu nehmen, die Schulleitung befände sich gerade in den entsprechenden Abklärungen. Schon definitiv ist es in Trüllikon: Die Primarschule wird im Sommer mit Escola starten, einer webbasierten Software aus Zürich.

Ebenfalls mit demselben Produkt arbeitet die Primarschule Henggart seit einigen Wochen. Bereits in den drei Jahren zuvor hat sie mit der App eines anderen Anbieters Erfahrungen in der digitalen Kommunikation gesammelt. Diese seien durchwegs positiv, so Schulleiter Marius Strebel. Sowohl Lehrpersonen als auch Eltern seien zufrieden mit der unkomplizierten, niederschwelligen und sekundenschnellen Kommunikationsmöglichkeit. «Arbeiten wie das Kopieren der Informationen über die bevorstehende Schulreise fallen bei den Lehrpersonen weg, und die Eltern können beispielsweise Absenzen nun sehr rasch und zeitunabhängig erfassen.» Diese würden automatisch alle Lehrpersonen des Kindes erhalten.

Keine App in Humlikon und Ossingen
Ein ähnlich positives Fazit zieht die Schule Flaachtal. Sie nutzt seit 2019 ebenfalls Escola. «Wir haben das System schrittweise eingeführt. Der Elternzugriff besteht seit August 2020, im April 2022 wurde die App lanciert», so Schulleiter Michael Weber. Die Nutzung habe sich auch für die Eltern gelohnt und erleichtere die Kommunikation im Schulalltag. Sie würden inzwischen mehrheitlich digital kommunizieren, nicht nur über die App, sondern auch via Escola-Mail.

Zurzeit kein Thema ist eine App dagegen in den Primarschulen Humlikon und Ossingen. «Bei der Grösse unserer Schule hat es sich bis jetzt nicht aufgedrängt», so der Humliker Schulleiter Marcel Vosswinkel. Melanie Wirt von der Primarschule Ossingen lässt verlauten, dass es aktuell keinen Bedarf gebe, sie es aber für die Zukunft nicht ausschliessen würden.

Dass einige Schulen mit derselben App (Escola) arbeiten, ist Zufall. Die Bildungsdirektion des Kantons Zürich hat keine entsprechende Empfehlung herausgegeben. «Es herrscht der freie Markt», erklärt Marius Strebel. Jede Schule evaluiere selbst das für sie Passende aus der grossen Auswahl an Produkten. Ihnen sei beispielsweise wichtig gewesen, dass es eine All-in-one-Softwarelösung sei. So, dass sie nicht mehr mit mehreren Anbietern zusammenarbeiten müssten für die Schulverwaltung, die Schülersoftware, die Kommunikation mit den Eltern, die Zeugnissoftware oder die Website.

Doch eine Zukunft für die Postmappe?
Bleibt nun noch die Frage nach dem Ende der Postmappe: Ganz ohne Papier wird es wohl auch künftig nicht gehen. «Teilweise werden Elterninformationen aus pädagogischen Überlegungen noch ganz bewusst den Kindern in ausgedruckter Form übergeben», erklärt etwa Michael Weber von der Schule Flaachtal. Auch Henggart handhabt dies so, wie Marius Strebel sagt: «Wir haben gemerkt, dass der Stundenplan oder die Übersicht über die speziellen Semesterdaten in gedruckter Form sehr geschätzt werden.» Vielleicht, um sie wie bisher mit Magneten an die Kühlschranktüre zu heften.

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