Vieles blieb gleich. Und war doch anders. Ende August übernahm die Aktiengesellschaft die «Guggere». Bis zum Schluss der Sommersaison Ende September geht es hoch über Benken allerdings gleich weiter. Möglich ist das aus zweierlei Gründen: Die Guggere Benken AG vermietete das Lokal dem bisherigen Inhaber, der auf die gleiche Geschäftsführung vertraute. Erst am 11. Oktober, nach kurzem Unterbruch, läutet die Hangartner Gastro GmbH dann ihre Ära ein.
Hinter der Firma stehen Petra und Johan Yürekci-Hangartner. Sie ist in Benken aufgewachsen, in der «Guggere» trank sie als Kind jeweils einen Sirup als Belohnung für den vollbrachten Sonntagsspaziergang mit den Eltern und Geschwistern. Vergessen hat sie das Lokal nie. Sie fand den Weg in die Gastronomie, führte mit ihrer Mutter ein Lokal in Rafz und liebäugelte zweimal mit der «Guggere», als dort Wechsel anstanden.

Lage interessierte, nicht Gastro
2021 ergab sich dann die Gelegenheit, den Betrieb als Gastgeberin zu übernehmen. Doch bloss vier Jahre später drohte der Traum wieder zu platzen. Bruno Greuter schrieb das Lokal für knapp 2,4 Millionen Franken aus. An Interessierten mangelte es nicht – jedoch weniger wegen der Gastronomie, sondern mehr, um dort oben einen Wohntraum zu verwirklichen.
Dies mobilisierte die Leute im Dorf am Kohlfirst. Eine Guggere kann laut Duden ein Ort mit schöner Aussicht sein. Einheimische nehmen jedoch vornehmlich zurückversetzt am riesigen Stammtisch Platz. Ein echter Treffpunkt, der sich «sehen lassen kann», findet Petra Yürekci-Hangartner. Was in anderen Dörfern bereits geschafft wurde – in Uhwiesen mit dem «Hirschen» und in Marthalen mit der «Stube» –, fruchtete auch in Benken.
Ein Dutzend Benkemerinnen und Benkemer – ihre Namen wollen sie an dieser Stelle nicht lesen – tat sich zusammen. Nicht der Investition wegen, sondern um den Treffpunkt zu erhalten und damit dieser schöne Ort auch weiterhin der breiten Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Erleichtert hat deren Zusage, dass die Hangartner Gastro GmbH für ein gut geführtes Lokal bürgt. Die vierköpfige Familie bezieht im Herbst die Wirtewohnung.
Image als Saisonbetrieb loswerden
Der Besitzerwechsel war der wichtigste Schritt der neuen Zukunft, ist aber nicht die einzige Herausforderung. Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, beginnt die schwierige Zeit. Dem Pächterpaar muss es gelingen, das Lokal als Ganzjahresbetrieb zu etablieren.
Im Sommer hat die «Guggere» dank Terrasse mit Ausblick ihren festen Platz, im Winter sucht sie ihn noch. Erschwerend kommt hinzu, dass bauliche Umnutzungen kaum durchgebracht werden könnten. Diese zwei Gründe haben zum jüngsten Kapitel der Geschichte geführt, wie der bisherige Eigentümer auf Anfrage sagt. Das Lokal sei geeignet für jemanden, der dort wohne und arbeite.
Sie möchten eine Stube sein, in der Klein und Gross willkommen seien, sagt Petra Yürekci-Hangartner. Familien fänden drinnen ein familienfreundliches Angebot vor und neu im Winter eine weihnachtlich dekorierte begehbare Krippe mit Ziegen und Schafen. «Wir freuen uns auf unser neues Zuhause sowie auf bekannte und neue Gäste.»
Einheimische erhalten die «Guggere»