Weinland

Er hofft, und das Dorf organisiert sich

Soll eine Genossenschaft das «Pöschtli» übernehmen? Mit einem Flugblatt sondiert die IG Erhalt Restaurant Post in Adlikon Möglichkeiten. Und auch der Pächter hofft noch auf eine Zukunft dort.

von Roland Spalinger
14. März 2023

Salvatore Incandela heisst der Mann, der die «Post» in Adlikon weiterführen wollte. Nahtlos, wie er im Gespräch sagt. Und er durfte sich berechtigte Hoffnungen machen, als neuer Pächter «möglichst schon am 1. März oder unmittelbar in den Wochen danach» das Lokal zu übernehmen, wie E-Mails in seinem Postfach zeigen. Unterzeichnet sind diese von Andelfingens Gemeindepräsident Hansruedi Jucker.

Das war Anfang Januar. Incandela hatte Unterlagen eingereicht, die als fundiert und umfangreich bezeichnet wurden, und wurde auf den 25. Januar vertröstet. «An Ihrem guten Konzept liegt die Verzögerung nicht», wurde ihm mitgeteilt. Zwei Monate später ist der 35-jährige Gastronom in der Annahme, dass nur noch seine Unterschrift fehlt, ohne feste Anstellung und wartet noch immer auf einen Entscheid aus dem Gemeindehaus. In Aussicht gestellt ist dieser auf Ende März (AZ vom 24.2.2023). Auch wenn Salvatore Incandela lange nichts mehr gehört hat – er hofft noch immer.

Und er erhält Unterstützung aus dem Dorf. Gabriela Süsstrunk, Linus Meier und Samuel Krebs haben namens der Interessengemeinschaft (IG) Erhalt Restaurant Post Adlikon übers Wochenende Flyer verteilt. Der Besitz eines Restaurants ist auch für sie keine Kernaufgabe einer politischen Gemeinde, eine baldige Wiedereröffnung aber ihr erklärtes Ziel.

IG will sich breit abstützen
Es gebe Dutzende Argumente, das 1974 gebaute Lokal zu erhalten und zu verhindern, dass es ein Spekulationsobjekt werde. Skizziert wird eine neue Trägerschaft: «Möchten Sie, dass die Liegenschaft durch eine Genossenschaft übernommen wird?», lautet eine Frage auf dem Flyer, mit dem «der Puls der Bevölkerung» gemessen werden soll.

Beispiele einer solchen Zukunft gibt es mindestens zwei im Bezirk: Die «Stube» in Mar­tha­len und der «Adler» in Unterstammheim werden als Genossenschaften geführt. Und in Rhein­au hat die Genossenschaft Aquarina das Hallen- und Freibad übernommen. Bereits bis am 20. März möchte die IG Erhalt Post, die sich möglichst breit abstützt und nur dieses Ziel verfolgt, Antwort bekommen, ob es zu einer Gründung kommen soll, und wie es um ihr Begehren steht.

Salvatore Incandela hat laut eigenen Angaben in Deutschland zwei Restaurants und 28 Mitarbeitende geführt. Nach der Trennung von seiner Frau kam er in die Schweiz, arbeitete bei Bindella und während der Corona-Zeit nach einer Ausbildung bei einer Versicherung. Die Gastronomie hat ihn aber nie losgelassen, weshalb er mit Hanspeter Zeh die Etalia GmbH gründete, italienische Lebensmittel importiert und ein Franchisemodell aufbaut.

Als er im «Hirschen» Kleinandelfingen als Kellner ar­bei­te­te, kam die Möglichkeit «Post» dazwischen. Er schaute sich den Betrieb an, zeigte sich ab Dezember bis Februar dort, lernte Leute kennen und sah seine Zukunft, auch wenn der Pachtzins höher ausfallen würde als die aktuell 4000 Franken.

Auch Personal rekrutierte er, das er nun bezahlen müsse. «Ich würde gern eröffnen», sagt er. Jüngste Signale aus dem Gemeindehaus haben seine Hoffnung nicht zunichte, aber auch nicht grösser gemacht.

Zwei Gemeinden mit Restaurants

«Hat Ihre Gemeinde auch eine Liegenschaft, die als Restaurant genutzt wird?» Diese Frage stellte die «Andelfinger Zeitung» den 20 Verwaltungen im Bezirk Andelfingen. Die Antworten – Andelfingen hat seit der Eingemeindung von Adlikon und Humlikon zwei Lokale – fielen mit einer Ausnahme gleich aus, nämlich Nein. Mitunter war ein «zum Glück» vorangestellt, keinen solchen «potenziellen Brandherd» zu haben. Einzig Mar­tha­len hat mit dem «Rössli» eine Liegenschaft im Finanzvermögen. Mit den Mietzins- und Pachteinnahmen von Wohnungen und Restaurant könnten das investierte Kapital verzinst, der laufende Unterhalt bestritten sowie Sanierungen in bescheidenem Umfang finanziert werden, sagt Gemeindeschreiber Beat Metzger. Grössere Investitionen würden den allgemeinen Finanzhaushalt belasten. Thalheim hat noch die «Brückenwaage», aber auch ein Abstimmungsergebnis über ein Projekt im Baurecht – das Lokal wird einer Überbauung weichen, in der ein Bis­tro eingerichtet werden soll. In Oerlingen gehört die Liegenschaft im Zen­trum der Gemeinde Kleinandelfingen, das Bistro darin bezahlt eine normale Miete für Gewerbenutzung. (spa)

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