Weinland

«Es fliesst nicht schneller»

Am Dienstag spendeten 66 Personen Blut, deutlich mehr als sonst. Auch die hohe Zahl an Erstspendern fiel auf. Die anhaltende Abstandsregelung und Hygienemassnahmen führten zu längeren Wartezeiten.

von Evelyne Haymoz
02. Mai 2020

Ein etwa 25-jähriger Mann mit Jeans und Kapuzenpullover nähert sich der Mehrzweckturnhalle in Dorf. Petra Weilenmann, Mitglied im Samariterverein Flaachtal, geht auf ihn zu. «Willkommen. Sie sind Erstspender, ja? Dann füllen Sie bitte dieses Formular aus», sagt sie und reicht ihm ein Klemmbrett.

Während der Mann die Fragen zu seiner Gesundheit mit einem frisch desinfizierten Kugelschreiber beantwortet, begibt sich Petra Weilenmann wieder zum Eingang der Halle und nimmt ein soeben desinfiziertes Klemmbrett entgegen. «Sie dürfen gerne eins nachrutschen», sagt sie zu einer knapp 40-jährigen Frau und zeigt auf die rote Markierung am Boden.

Durchschnittlich kämen an einem Abend 40 Personen, um 450 Milliliter ihres Bluts zu spenden, sagt die Kassierin des Samaritervereins. Dieses Mal musste erst geklärt werden, ob genügend Helfende zur Verfügung stehen, um den Anlass durchführen zu können. Einige der 17 Aktivmitglieder sind über 65 Jahre alt oder gehören zur Risikogruppe. Diesen war die Mitarbeit beim Blutspenden aufgrund der bundesrätlichen Weisung im Umgang mit der Pandemie untersagt. Sechs der Vereinsmitglieder erklärten sich jedoch dazu bereit, eine Doppelschicht zu übernehmen und ermöglichten so das Blutspenden in Dorf.

Überdurchschnittlich viele Spenden
Und die Spendewilligen erschienen: 66 Menschen liessen sich stechen, davon jeder vierte zum ersten Mal. Manche beflügelte der Solidaritätsgedanke, andere kamen, weil in den Turnvereinen darauf hingewiesen worden sei. Wieder andere kamen, weil es für sie seit Jahrzehnten dazu gehöre und es auch ihnen selber gut tue.

«Dieses Blatt behalten Sie für den Postenlauf», sagt Petra Weilenmann zu einem weiteren Mann, der als Erstspender teilnimmt. Was ihn dazu gebracht habe, sich Blut abnehmen zu lassen? Er wolle helfen, das sei seine Motivation, und jetzt habe er ja die Zeit dazu.

Beschränkt haltbarer Lebenssaft
Tatsächlich waren Zeit und Geduld gefragt. «Das Blut fliesst nicht schneller», sagt Petra Weilenmann und wendet sich dem nächsten Wartenden zu: «Sie können jetzt reingehen.» Aufgrund des Tröpfchensystems stand dieser 45 Minuten an. Drinnen wurde er von Posten zu Posten geführt, es wurden das Formular gecheckt, Vertiefungsfragen gestellt und die Körpertemperatur sowie der Blutdruck mit immer wieder neu desinfizierten Instrumenten gemessen. Sechs Tische standen dafür bereit. Im anderen Teil der Halle waren zehn Betten aufgestellt. Auf diesen liegend wurde den Spendenden während rund zehn Minuten knapp zehn Prozent ihres Blutvolumens entnommen.

Einmal gespendet, ist Blut gerade mal 49 Tage haltbar. Wie Blutspende SRK Schweiz auf ihrer Website schreibt, werden allein in der Schweiz täglich etwa 760 Blutspenden benötigt. Um also die Blutversorgung für schwerkranke und verletzte Menschen sicherzustellen, werden Blutspenden weiterhin durchgeführt. Die Hygienemassnahmen und die Abstandsregel von zwei Metern werden strikte eingehalten.

Unbedenkliches Blutspenden
Wie es weiter heisst, würden Coronaviren «typischerweise über Tröpfchen (Niesen, Husten) übertragen». Es gebe keine Anhaltspunkte, dass die Viren über das Blut weitergegeben würden. Sogar, wer nach einer Covid-19-Infektion vollständig genesen sei, werde «einen Monat nach vollständiger Genesung» wieder zur Blutspende zugelassen.

«Nein, ich habe keine Angst, mich anzustecken. Wer hier arbeitet, ist ein Gesundheitsprofi, in den ich vollstes Vertrauen habe», äussern sich die Befragten in Dorf. Was wegfalle, sei der Austausch mit anderen, und die Verpflegung danach, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen, werde «to go» angeboten.

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