Weinland

Experte: «Sind mit blauem Auge davongekommen»

Für Aprikosen und früh blühende Kirschen war es am Montagmorgen zu kalt. Wer Massnahmen ergriffen hat, dürfte damit aber erfolgreich gewesen sein, glaubt David Szalatnay von der Fachstelle Obst beim Strickhof.

von Roland Spalinger
05. April 2022

Die Nacht auf Montag war frostig. Im Mittelland gab es laut dem Wetterdienst Meteonews in Lagen unter 700 Metern Bodenfrost. Wo der Himmel aufklarte, sank das Thermometer. In Hallau SH zum Beispiel auf -5,4 Grad. Entscheidend ist aber auch, wo gemessen wird. David Szalatnay von der Fachstelle Obst des Strickhofs nutzt Daten von Agrometeo und weiteren Wetterstationen im Kanton Zürich. Diese hätten  nirgends weniger als -3,3 Grad angezeigt. Nur auf Elektronik verlässt sich der Obst-Experte aber nicht. Er lebt in der Region und hat sich am Morgen in Rudolfingen selber ein Bild von der Situation gemacht.

Später verglich er mehrere Messstationen miteinander und gibt Entwarnung. «Es scheint, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind.» Für einzelne Betriebe und Lagen seien empfindliche Schäden zwar nicht ausgeschlossen, die Grosswetterlage sehe aber gut aus, vor allem dort, wo der Himmel bedeckt blieb.

Entlang einer eher bescheidenen Zone entlang des Rheins habe es aufgeklart, und die Temperaturen seien gefallen. Betroffene Betriebe hätten Massnahmen ergriffen, die genützt haben dürften, glaubt David Szalatnay. Zumal die Temperaturen doch nicht derart tief gefallen seien. Vor allem um Betriebe mit einer Frostbewässerung «mache ich mir keine Sorgen», sagt er. Von der Situation im letzten Jahr sei man «weit weg». Es sei aber auch noch früh.

Die kritischste Phase ist laut David Szalatnay vor allem die Zeit Ende April/Anfang Mai. Junge Früchte seien genauso anfällig auf Kälte wie Blüten. Im vergangenen Jahr haben Eichenbergers im April 13 Nächte lang (AZ vom 30.4.2021) ihre Kulturen beregnet. Immerhin für die nächsten zehn Tage sieht es bezüglich Frost jedoch gut aus.

Ab minus 2 Grad wirds heikel

Frostgefährdet sind blühende Obstbäume. Besonders empfindlich reagiert Steinobst, also Kirschen, Zwetschgen oder Aprikosen, wie Beatrice Rüttemann vom Schweizerischen Obstverband gegenüber SRF sagte. Steinobst sei derzeit in Vollblüte. Dadurch reagierten diese Bäume besonders empfindlich auf Frost. Ab minus 2 Grad könnten sie geschädigt werden.

Manche Obstproduzentinnen und -produzenten hätten Heizkerzen angezündet, um die Temperatur in ihren Plantagen zu heben, sagte sie. Teilweise seien Foliendächer geschlossen worden, um die Wärmeabstrahlung zu minimieren. Andere hätten die Überkronenbewässerung angewendet, um mittels Eis die Blüten vor übermässiger Kälte zu schützen. (sda)

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