Gemeinderat will keinen LKW-Transit mehr über den Marktplatz

Andelfingen - 120 Lastwagen fahren täglich über den Marktplatz, vor allem Durchgangsverkehr. Während dem Ausbau der A4 könnten es gar noch mehr sein, befürchtet der Gemeinderat, und schiebt nun einen Riegel.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 03. Juni 2025
Lesezeit: 3 min

Irgendwo müsse der LKW-Verkehr durch, antwortete Gemeindepräsident Hansruedi Jucker an der Gemeindeversammlung vom 21. Mai, als eine Frau ein generelles Verbot für Schwerverkehr im Bezirkshauptort anregte. Dies gehe nicht, aber: Ein Antrag für eine Sperrung des Marktplatzes sei in Arbeit, stellte er in Aussicht. Ab sofort und noch bis am 26. Juni liegt die dauernde Verkehrsanordnung mit Verfügung der Kantonspolizei öffentlich auf.

Laut Mitteilung will der Gemeinderat die Thurtalstrasse auf dem 350 Meter langen Abschnitt ab Bank/Gericht bis zum Abzweiger Gugelment/Schreinerei Robert Fehr mit einem Fahrverbot für Lastwagen belegen. Zubringerdienste bleiben möglich. Die Massnahme sei verhältnismässig und gerechtfertigt, heisst es im Beschluss der Behörde. Sobald die Verfügung rechtskräftig sei, solle sie umgesetzt werden.

120 Fahrzeuge pro Tag

Grundlage bildet das Kurzgutachten der Büro Widmer AG aus Frauenfeld. Es hält auf elf Seiten fest, dass das angestrebte Fahrverbot der Stossrichtung des im Herbst 2023 verabschiedeten Gesamtverkehrskonzepts Weinland entspreche, Ortsdurchfahrten aufzuwerten und siedlungsorientiert zu gestalten. Insbesondere negative Auswirkungen vor allem des Schwerverkehrs könnten damit reduziert werden. Eine andere Massnahme als ein LKW-Verbot zur Erreichung dieser Ziele gebe es im vorliegenden Fall nicht.

Andelfingens Dorfkern gehört zum Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz. Und wird täglich von 2400 Fahrzeugen befahren, wie das Büro Widmer während zwei Wochen Ende 2022 festgestellt hat. 120 (4 Prozent) dieser Fahrzeuge sind LKW, vor allem Durchgangsverkehr. Zwar sei «der Anteil der Lastwagenfahrten mit Ziel oder Quelle innerhalb des Untersuchungsgebiets» nicht erhoben worden. Er könne aber als klein eingeschätzt werden. Denn mit Ausnahme der fast täglichen Anlieferungen beispielsweise zum Volg «gibt es kaum Zu- resp. Wegfahrten von LKW» heisst es im Bericht.

Verkehr nimmt zu

Dies bleibt dank «Zubringerdienst gestattet» möglich. Als regionale Verbindung Ost-West müsse die Thurtalstras­se jedoch nicht benutzt werden. Ein Verbot reduziere Lärm- und Luftbelastung, führe zu weniger Erschütterungen von geschützten Bauten und erhöhe allgemein die Sicherheit insbesondere für zu Fuss Gehende. Die Aufenthalts- und Lebensqualität am Marktplatz nehme zu.

Mit der Einführung einer Tempo-30-Zone im Zen­trum und dem Einbezug der Thurtalstrasse habe die Gemeinde einen ersten Schritt hinsichtlich Verkehrsberuhigung gemacht, heisst es im Kurzbericht weiter. Zu einer wahrnehmbaren Entlastung vom Schwerverkehr habe dies aber nicht geführt. Der Gemeinderat begründete seinen Antrag mit der stetigen Zunahme des Verkehrs, was auch Zählungen belegen: 2018 waren es noch 1600 Fahrzeuge pro Tag gewesen. Und die Behörde handelt prophylaktisch. Durch den Ausbau der A4 sei in den nächsten vier Jahren mit einer Erhöhung des Schwerverkehrs im Dorfzentrum zu rechnen.

Durch das Verbot komme es je nach Ziel zu längeren Fahrdistanzen. Diese seien kilometermässig gering und bezüglich Fahrzeit vernachlässigbar. Alternativrouten würden mehrheitlich über das übergeordnete Kantonsstras­sennetz führen, was den verkehrsplanerischen Grundsätzen entspreche. Und: Irgendwo muss der LKW-Verkehr tatsächlich durch.