Weinland

Grosse Burgen für kleine Raubtiere

Wiesel gibt es auch im Weinland. Damit sie sich auf seinem Hof wohler fühlen, baute Erwin Moser dort in Zusammenarbeit mit dem WWF Zürich und Freiwilligen Wieselburgen.

von Jasmine Beetschen
10. Oktober 2023

 

Sie sind klein, flink und kaum je zu sehen: Hermeline und Mauswiesel. Die kleinsten einheimischen Raubtiere kommen auch im Weinland vor. «Öfters gesichtet wurden die Tiere schon in Hettlingen und Henggart, sie kommen aber auch an weiteren Orten hier vor – wie zum Beispiel auf dem Hof von Erwin Moser», erklärt Philine Dudler, regionale Freiwilligenkoordinatorin beim WWF Zürich. Sie war am Samstag zu Besuch in Niederwil, um gemeinsam mit rund zehn Helferinnen und Helfern Wieselburgen zu bauen. Den ganzen Tag lang hackten, stapelten und banden sie mit vereinten Kräften. Mit dabei war sogar jemand aus dem Kanton Zug, und vier Mitarbeitende einer Weinländer Firma nutzten den Anlass für einen gemeinsamen Freiwilligeneinsatz.

Dieser fand im Rahmen des WWF-Projekts «Natur verbindet» statt (siehe Kasten). «Es geht darum, Vernetzungsstrukturen für Kleintiere zu schaffen und damit die Kulturlandschaft zu fördern», sagt Philine Dudler über das Projekt. Bei der Vernetzung sollen Lebensräume miteinander verbunden werden. Wiesel leben vorwiegend unter dem Boden in Mäusegängen. Um sich an der Erdoberfläche fortbewegen zu können und sich vor Fressfeinden wie Greifvögeln, Grau­reihern und Füchsen zu verstecken, sind Deckungsmöglichkeiten unerlässlich.

Ein Beispiel solcher Verstecke sind sogenannte Wieselburgen. Im Innern der zusammengebundenen Asthaufen werden Nistplätze eingerichtet. «Wiesel bauen sich diese nicht selbst, sondern verwenden bereits vorhandene Strukturen. Daher haben wir kleinere Holzscheite aufgestapelt und die Lücken mit Stroh gestopft», erklärt Philine Dudler. Die Äste hatten sie am Morgen ebenfalls auf Erwin Mosers Land zusammengetragen. «Die Hecke am unteren Rand der Obstbaumwiese hatte sowieso einen neuen Schnitt nötig, so konnten wir das geschnittene Holz gleich wiederverwerten», erklärt der Landwirt.

Eine natürliche Mäusefalle
Dass sich die Wiesel bei ihm auf dem Hof wohlfühlen, ist Erwin Moser ein grosses Anliegen. Er möchte die Vernetzung im Kleinen fördern und plant auf seinem Hof aus diesem Grund von Zeit zu Zeit Massnahmen zum Schutz der Biodiversität.

Doch nicht nur im Hinblick auf die Artenförderung sind Wiesel mehr als willkommen auf seinem Hof: «Die kleinen Räuber fressen Schermäuse. Diese zu den Wühlmäusen gehörende Art beschädigt Wiesen und Felder», weiss der Landwirt. Wenn auf seinem Land also bessere Bedingungen für die Wiesel herrschen, wird er auch das Mäuseproblem auf natürliche Art und Weise los. «Eine Win-Win-Situation für alle», ist er überzeugt.

Neue Lebensräume durch «Natur verbindet»

Landwirtschaftsflächen werden immer intensiver genutzt und Lebensräume von Tieren und Pflanzen stark beeinträchtigt. Für mehr biologische Vielfalt im Kanton hat der WWF Zürich das Projekt «Natur verbindet» ins Leben gerufen. Dabei arbeiten Freiwillige und Bio-Bauern sowie besonders engagierte konventionelle Betriebe Hand in Hand. Sie pflegen gemeinsam Buntbrachen, pflanzen Hecken oder ernten von Hand. «Bei den Einsätzen erhalten die Bauern wertvolle Unterstützung und die Freiwilligen einen spannenden Einblick in das Landleben», erklärt Philine Dudler. Dabei sollen ökologisch wertvolle Strukturen wie zum Beispiel Hecken, Buntbrachen oder Teiche geschaffen und gepflegt werden. Auch Trockensteinmauern und Kleinstrukturen wie Ast- oder Steinhaufen gehören dazu. «So erhalten wir abwechslungsreiche Lebensräume für zahl­reiche Tiere und Pflanzen», so die Koordinatorin. Im Weinland ist auch der Grüthof in Wildensbuch Teil des Projekts «Natur verbindet». (jbe)

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite