Weinland

Holzfäller mit orangen Zähnen

Er staut, gräbt und fällt Bäume: Der Biber gestaltet seinen Lebensraum mit viel Eifer um. Auf einer Natursafari begaben sich junge Forscher auf Spuren­suche und erfuhren unter anderem, weshalb seine Schneidezähne farbig sind.

von Bettina Schmid
19. November 2019

Mit Feldstecher und warmen Kleidern ausgerüstet, stapften kurz nach dem Mittag 20 Kinder vom Bahnhof Henggart in Richtung Seltenbach – alle mit dem Ziel, den Biber kennenzulernen.

Zwar musste Leiterin Sabine Schaufelberger vom Andelfinger Naturschutzverein gleich zu Beginn die Hoffnung zunichtemachen, das eifrige Nagetier tagsüber beobachten zu können. Denn der Biber ist dämmerungs- und nachtaktiv und verschlief die Natursafari gemütlich in seinem Erdbau. Dennoch entdeckten die Teilnehmer viele Spuren, die seine Existenz bewiesen.

So machte Sabine Schaufelberger die Kinder auf den plötzlich viel breiteren Bach und die darauffolgenden Biberdämme aufmerksam. «Der Biber staut das Wasser mit diesen kunstvollen Bauwerken, um seinen Höhleneingang unter Wasser zu halten.» So sei er vor Feinden geschützt. «Wo ist denn die Biberburg?», wollte ein Junge wissen.

Wohnung direkt unter den Gleisen
Die Behausung ist jedoch nirgends zu sehen, denn der kleine Architekt wohnt hier nicht in einer klassischen Biberburg, sondern in einem sogenannten Erdbau. Sein Reich habe er sich in die Uferböschung hineingebaut – «und zwar unmittelbar unter das Gleis in den Bahndamm hinein», wie Violette Süsstrunk, Kirchenpflege-Mitglied und Mitorganisatorin der Natursafari, weiss. Wer also mit dem Zug von Winterthur nach Schaffhausen fährt, rollt direkt über eine bewohnte Biberhöhle …

Das Stauen des Baches hat aber nicht nur einen Erdbau-Eingang unter Wasser zur Folge, sondern sorgt auch dafür, dass an dieser Stelle zahlreiche Pflanzen wachsen. Und dies wiederum bedeute mehr Nahrung für den Biber, so Sabine Schaufelberger, die sonst als Biologielehrerin am Gymnasium arbeitet. Das 20 bis 30 Kilogramm  schwere Tier sei ein reiner Pflanzenfresser, der Knospen, Rinde, Kräuter und Stauden liebe.

Eisenharte Beisser
Interessiert begutachten die Natursafari-Teilnehmer das mitgebrachte Gebiss. Die auffällig langen und starken Schneidezähne am Unter- und am Oberkiefer sind messerscharf und orange gefärbt. Dank ihnen können sie grosse Bäume fällen und Rinde abnagen. «Die gelblich-rötliche Farbe hat aber nichts mit schlechter Mundhygiene zu tun, sondern wird durch Eiseneinlagerungen verursacht.» Damit seien die Zähne gut geschützt vor Abnutzungen.

Beeindruckt von der Tatsache, dass ein Biber einen Stamm von einem halben Meter Durchmesser in nur einer Nacht fällen kann, versuchten die Kinder während der wohlverdienten Zvieripause, ihre «Rüebli» in Bibermanier abzunagen. Dabei gingen sie der Frage nach, ob denn ein angenagter Baum auch mal auf einen Biber fallen könne (ja, aber dies geschehe sehr selten).

Auf dem Rückweg entlang des Seltenbachs machten die neuen Biberspezialisten dann auf Spuren wie gestaute Bachabschnitte oder eine Biberschlipfe (Ein- und Ausstieg ins Wasser) aufmerksam. «Der Biber ist mein neues Lieblings­tier», sagte ein Junge und erntete damit Zustimmung der anderen Teilnehmer.

Natursafari Henggart
Die Natursafari wird von der Reformierten Kirche und dem Andelfinger Naturschutzverein organisiert und in unregelmässigen Abständen durchgeführt. Teilnehmen können jeweils alle Henggarterinnen und Henggarter, die zwischen sechs und zwölf Jahre alt sind. Die nächste Natursafari findet zum Thema «Tierspuren suchen im Schnee» statt, das Informationsschreiben wird zu gegebener Zeit in allen Briefkästen im Ort verteilt. (bsc)

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