Nicht von ungefähr hört sich die Schilderung wie ein Krimi an. Andi Roost geht bei der Jagd nach der Schwarzen Hornisse auch wie ein Detektiv vor. Seit über 35 Jahren beschäftigt sich der Mann aus Neunkirch SH mit der heimischen Hornisse. Er berät, hält Vorträge, macht Schulungen und Umsiedlungen, «aber keine Abtötungen», betont er. Zur einheimischen Art kam in letzter Zeit die fremde hinzu. Als Bezeichnung zieht Andi Roost es vor, diese als Schwarze (statt Asiatische) Hornisse zu bezeichnen. Das Insekt habe zwar gelbe Beine, sei aber dunkel, weist er auf den augenfälligsten Unterschied hin.
Andi Roost erkennt die Absichten von Hornissen im Flug. Bei der fremden Art, die sich ausbreitet, ist er noch am Lernen. Er spricht von einem Feind, der Honigbienen jagt, diese an seinen Nachwuchs verfüttert sowie andere Insekten bejagt. Seine Website heisst hornissenschutz.ch, die Schwarze Hornisse jedoch bekämpft er.

Für Hartnäckigkeit belohnt
Feldunterricht genoss er vergangene Woche in Neuhausen im Gebiet Richtung Zoll. Im Tobeläcker war am Freitag zuvor bei einem Bienenstand eine Schwarze Hornisse gesichtet, von einer Imkerin mit einem farbigen Punkt markiert und die Zeit gestoppt worden, bis diese wieder zurückgeflogen kam. «So konnte die ungefähre Entfernung des Nests bestimmt werden.» Eine Hornisse fliegt mit etwa 25 km/h, sie war drei Minuten weg, was einen Radius von 360 Metern ergab.
Am Sonntag hätten er und eine Imkerkollegin sich wieder beim Bienenstand getroffen, einzelne Arbeiterinnen am Locktopf Futter aufnehmen lassen und sie hernach abgefangen, aber keine neuen Erkenntnisse erhalten. Da der Locktopf nicht mehr besucht wurde, brachen sie die Aktion ab.
Doch Andi Roost gab nicht auf. Er stellte sein Auto beim Friedhof Langacker ab. Und beobachtete am Weiher vor dem Dienstgebäude eine Hornissenarbeiterin der heimischen Art und auch eine Schwarze Hornisse beim Wassertrinken. Beide flogen in unterschiedlichen Richtungen davon. Aber flog da nicht noch eine zum Friedhof?
Eine Stunde lang schritt er den Neuhauser Friedhof ab. Wieder beim Auto noch ein letzter Blick durch den Feldstecher zurück zur prächtigen Blutbuche in Richtung Friedhof. Und wieder durchflog eine Hornisse das Blickfeld. Sein Auge blieb an der Hecke nahe des Fusswegs Richtung Langrietstrasse hängen. Mit dem Feldstecher suchte er wieder Baumkronen ab. Und tatsächlich: Im Baumwipfel über der Hecke hing ein gelber, von der Sonne bestrahlter Ballon. Das Nest war gefunden, 300 Meter vom Bienenstand entfernt.
«Etwas Glück und Hartnäckigkeit gehören wohl immer dazu», meint Andi Roost. Sichtungen könnten jedoch alle machen, ist er überzeugt. Man solle versuchen, Fotos oder ein Filmchen zu machen, vor allem aber die Sichtung registrieren. Nach der Meldung in Andelfingen im Quartier Steinacker/Chrottebuck (Böndler) konsultierte er ein Luftbild und vermutet das Nest im Radius von höchstens 500 Metern. Hornissen könnten zwar deutlich weiter fliegen, würden aber nicht unnötig Energie aufwenden, wenn Futter näher zu erreichen sei.
Mehr fremde Königinnen überleben
Von 100 potenziellen Königinnen in einem Nest der heimischen Hornisse überlebt eine für die nächste Generation. Bei der Schwarzen Hornisse könnten es mehr sein. Bisher spärliche Daten würden zwölf, sechs oder weniger nennen. In Langwiesen, wo sich ein durchlaufendes Nest befand, seien bisher zwei bekannt. Es komme auch auf den Winter und den Frühling an, meint er. Das Wissen über die fremde Art wird mehr.
In Kleinandelfingen hat Familie Möckli bei ihrem Bienenhaus Lockgläser aufgestellt und überprüft diese immer wieder. In solche Gläser kommen ein süsses Gemisch und hochprozentiger Alkohol – Letzterer hält die Honigbienen fern. Diese wollen die Imkerinnen, Imker und Andi Roost schützen. Und sie zählen dabei auf alle, die detektivisch unterwegs sein möchten.
Hornissen-Detektiv im Einsatz