Weinland

Kritik am Herbstfest 2022

Die Umfrage war keine Abstimmung, und Liegenschaftenbesitzer wurden nicht angefragt – fünf Männer kritisieren das Vorgehen beim Jubiläumsherbstfest. Der OK-Co-Präsident sieht Parallelen zu früher.

von Roland Spalinger
28. Januar 2020

Ihre Namen seien unwichtig, sagen die fünf älteren Männer, die den Journalisten in einem Restaurant treffen. Sie selber wüssten ja auch nicht, wer im OK des Weinländer Herbstfests 2022 in Rudolfingen sei und wie dieses zusammengestellt wurde. Die Namen des Co-Präsidiums haben sie in der Zeitung gelesen («AZ» vom 14.1.2020), im Beitrag, dass sich eine Mehrheit im Dorf mit 280 Einwohnern dafür ausgesprochen habe, das Weinländer Herbstfest 50 Jahre nach der ersten Austragung sozusagen nach Hause zu holen, nach Rudolfingen.

Als Festverhinderer sehen sie sich nicht. Sie bezweifeln aber die Aussagekraft der Umfrage von 2017, auf die sich das Co-Präsidium mit Felix Feurer und Judith Waser an der Spitze abstützt. Den Bogen hatten Haushalte erhalten, nicht Personen, sagen sie. Und der Rücklauf sei mit 50 Bögen (32 positiv, 70 Prozent) von 120 mässig gewesen. Ein Drittel sei sogar aktiv eingefordert worden.

Auch das Vorgehen stört sie. Welche Organisation hinter dem Fest stehe, sei nie gesagt worden. Der Ladenverein könne es nicht sein, betonen sie. Überhaupt fehle eine saubere Auslegeordnung, die es der Bevölkerung ermöglichen würde, Ja oder Nein zum Fest zu sagen. Es sei einfach gesagt worden, das Herbstfest werde durchgeführt. Diese Unterlassung holen sie nach und werden dieser Tage ihre eigene Umfrage starten.

Zu lang ist nichts passiert
Nach der Umfrage im Februar 2017 sei zu lange nichts passiert, finden die fünf Männer. Erst am 8. Mai 2019 habe es dann eine erste Infoveranstaltung gegeben. 54 Rudolfingerinnen und Rudolfinger seien ins Gemeindehäuschen gekommen – mehr, als die Initianten des Herbstfests 2022 wohl geglaubt hatten, vermuten sie. Und grösser als angenommen sei wohl auch die Kritik gewesen. OK-Co-Präsident Felix Feuer war damals nicht dabei, weiss aber, dass da nicht alles optimal gelaufen ist, wie er auf Anfrage sagt.

Zwei Monate später sei es wesentlich besser gewesen, so Felix Feurer. Sie hätten transparent informiert und gesagt, dass noch viele Herausforderungen zu bewältigen seien. Für diese zweite Veranstaltung am 2. Juli in der Zuberscheune wurden laut der fünf Männer aber Unterstützer mobilisiert und tipptoppe Folien präsentiert – «das, was die Leute hören wollten». Ihre Zweifel blieben – denn keine einzige Frage, die sie am 8. Mai stellten, hatte die Startergruppe beantwortet.

Sie hatten Zahlen verlangt, anhand derer die Aufwände für Sicherheit, Polizei und Verkehr hätten abgeschätzt werden können. Und aus denen herauszulesen wäre, dass Rudolfingen wohl zu klein sei für ein Weinländer Herbstfest. Beim ersten, 1972, seien 10'000 Besucher gekommen, 1997 seien es dann 25'000 gewesen. Bei einer weiteren Ausgabe wären es nochmals mehr. «Den Besucherstrom kann man nicht steuern», sagen die Männer überzeugt, die aus Hebstfesterfahrung wissen, wovon sie sprechen.

Und sie gehen davon aus, dass von den 25 Beizli und Festwirtschaften von 1997 heute vielleicht noch 10 beansprucht werden könnten. In Flaach im letzten Jahr habe es 3500 Sitzplätze gegeben, in Rudolfingen wären es bloss 1000, meinen sie. Mehr Besucher als früher, aber weniger Sitzplätze, das gehe nicht. Und auch die Einstellung, «es geht dann schon, geht nicht», finden sie. Jene, die Räumlichkeiten haben, müssten direkt angesprochen werden.

Entscheiden werden andere
Felix Feurer überrascht der Widerstand. «Ob das Herbstfest 2022 funktioniert oder nicht, müssen nicht Kritiker beantworten.» Und niemand müsse mitmachen und seine Scheune zur Verfügung stellen. Aber man dürfe jenen, die Zeit investieren möchten für das gemeinsame Erlebnis, keine Steine in den Weg legen, sagt er, der 1997 OK-Präsident war. Nach 1972 und 1997 sei es nun die dritte Generation, die sich an die Organisation eines Weinländer Herbstfests mache. Widerstand habe es auch damals gegeben. Auch die Bedenken, dass der Ort zu klein ist, seien nicht neu.

Vor 25 Jahren habe sich die damalige Zivilgemeinde mit ziemlich identischem Umfrageresultat für eine Durchführung ausgesprochen. Und die schliesslich 25 Beizli hätten sie auch erst dank einer Nachfassaktion zusammengebracht, so der damalige und jetzige OK-Präsident. Bezüglich Verkehr hätten sie damals schon auf den ÖV gesetzt, dieses Konzept könne hervorgeholt und verfeinert werden. Ein paar Sachen seien schon in die Wege geleitet; zum Beispiel, dass die Dorfstrasse entlastet werden, das Fest mehr in die Tiefe gehen soll. Und dass Ausstellungen und Aktivitäten stark auf die Weinproduktion und die Landwirtschaft ausgerichtet werden.

Sie wollten und müssten nun aber zuerst in Ruhe eine Bestandesaufnahme machen, welche Plätze, Scheunen und Keller genutzt werden dürfen. Die Verantwortung dafür liege beim OK, sagt Felix Feurer. Das sehen die fünf Männer ähnlich, wollen aber ihre eigene Entscheidungsgrundlage erarbeiten «und dem Dorf helfen». Wenn alle mitmachen, «stellen wir uns nicht gegen das Herbstfest 2022 in Rudolfingen».

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