Weinland

Lesend die Welt umrunden

Die Weinländer Bibliotheken lesen sich in 80 Tagen um die Welt. In Rheinau fand dazu ein «Action Bound» mit Primarschülern statt. Veranstaltungen wie diese sind für Bibliotheken wichtig, um sich als sozialer Treffpunkt zu behaupten.

von Cindy Ziegler
20. April 2018

Freitagmorgen, acht Uhr: Es ist noch ruhig in der Bibliothek. Nur die beiden Bibliothekarinnen Carla Höhn und Magdalena Meier sind schon da und bereiten sich auf die Fünft- und Sechstklässler der Rheinauer Primarschule vor, die an diesem Morgen ihre Bibliotheksstunde abhalten. Viertel nach acht: Es wird laut, Kinderlachen ist zu hören und Schüler tauschen sich über Bücher aus. Wegen dem Lesefrühling 2018 lesen sie nämlich gerade in ihrer Freizeit, damit sie es schaffen, gemeinsam die Welt zu umrunden. Das Weinländer Projekt, woran sich auch die Rheinauer Kinder beteiligen, steht unter dem Motto «In 80 Tagen um die Welt» (siehe Kasten).

Mit Tablets in der Hand suchen die Schüler am Freitag in der Bibliothek nach einem QR-Code, der sie zu einem virtuellen Parcours («Action Bound») führt. Die Kinder müssen dabei Fragen rund um das Buch «In 80 Tagen um die Welt» von Jules Verne beantworten.

Mehr Veranstaltungen als früher
«Die Bibliothek hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert», sagt Carla Höhn. Veranstaltungen wie der Lesefrühling fänden heute vermehrt statt. Dabei gehe es um die Leseförderung, welche auch im neuen Lehrplan 21 mehr Gewicht erhält. «Wir als Bibliothekarinnen übernehmen dann viel mehr Kompetenzen», sagt Carla Höhn. Ausserdem wolle man mit Events die Bibliothek als Treffpunkt stärken. «In Rheinau gibt es neben den Beizen und dem Volg keine öffentlichen Treffpunkte mehr», sagt die Rheinauerin. Deswegen sei die Bibli als Aufenthaltsort wichtig, vor allem auch weil sie ein Freizeitangebot ist, das nichts kostet. «Und die Bibliothek ist ein Ort, um sich Wissen anzueignen.»

Medien lösen sich ab
Dass Bücher irgendwann ganz aus der Bibliothek verschwinden, glaubt Carla Höhn nicht. E-Reader, wie sich auch Rheinau vor ein paar Jahren einen zugetan hat, seien schon vorbei. Früher konnte man sich in Rheinau auch Computerspiele in Form von CD-ROMs ausleihen, erzählt Carla Höhn. Mitterweile seien diese Spiele out, man game heutzutage auf portablen Geräten. «Medien lösen sich eben ab», sagt sie. Und als kleine Bibliothek könne man nicht alles haben. In Rheinau kann man deshalb in erster Linie Bücher ausleihen, aber auch DVDs und Gesellschaftsspiele.

Das Geld fehlt
«Es gäbe viel, was wir noch machen möchten», sagt sie. Dafür fehle aber einfach das Geld. Sie als Bibliotheks­team würden immer noch vieles freiwillig machen, und die Gemeinde sei nicht bereit, mehr Geld zu investieren. «Schade», findet Carla Höhn. Schliesslich sei die Bibliothek wichtig als Arbeits- und Freizeitraum.

Lesefrühling 2018: In 80 Tagen um die Welt
Der Lesefrühling ist ein Projekt zur Leseförderung der Weinländer Bibliotheken Andelfingen, Benken, Dachsen, Feuerthalen, Henggart, Marthalen, Ossingen, Rheinau und Stammertal. Er findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Begonnen hat er am 21. März. Nun ist das Projekt ungefähr in der Hälfte angelangt; «In 80 Tagen um die Welt» lautet das Motto und die Zielvorgabe. Während dieser Zeit lesen Kinder vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse täglich möglichst viele Minuten und tragen diese im Lesepass ein. Einmal pro Woche werden die Pässe in der Bibliothek abgestempelt und die eingetragenen Minuten zusammengezählt. Ob es reicht, um einmal um den Globus zu reisen? Wissen werden es die Biblis am 8. Juni. Jedes Kind, das mindestens acht Stempel gesammelt und seinen Lesepass bis am 11. Juni in die Bibliothek gebracht hat, nimmt an einer Verlosung teil. Die Preise spendiert die Gemeinnützige Gesellschaft Andelfingen.

Am Mittwoch, 23. Mai, findet zudem der 1. Schweizer Vorlesetag statt. Die Weinländer Bibliotheken organisieren dann kleine Events zum Motto «In 80 Tagen um die Welt». Entsprechende Informationen sind bei den Bibliotheken zu beziehen. (ciz)

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