Weinland

Mit einer Marsmission nach Amerika

Teilweise in den eigenen Studios und teilweise in Nevada entstand der Kurzfilm «Bravo 6556» von Shannon Staller und Nino Ruef. Gezeigt wurde die neunminütige Produktion kürzlich an einem Filmfestival in den USA.

von Eva Wanner
25. September 2018

Sie klingt vertraut. Irgendwo hat man diese männliche Stimme, die verzerrt und weit weg klingt, schon einmal gehört. Erst als eine zweite, weibliche Stimme sich einschaltet und etwas über Neil Armstrong erzählt, «klickts» im Hirn – das sind die Originaltonaufnahmen des ersten Mannes auf dem Mond.

Die weibliche Stimme im Trailer des Kurzfilms «Bravo 6556» spricht weiter. Sie erzählt, da draussen sei mehr. Auch mehr als der Mond. Auch diese Stimme klingt bekannt. Auch da kanns «Klick» machen – denn hinter der Off-Stimme steckt Shannon Staller, aufgewachsen in Uhwiesen und schon mit mehreren kleineren und grösseren Projekten auf Leinwänden, Plakaten und in anderen Produktionen zu sehen und zu hören gewesen. Das Gesicht dürfte fleissigen «AZ»-Lesern bekannt sein: 2015 berichtete diese Zeitung (und diese Autorin) über die Video-Blogs, in denen Shannon Staller (heute 22) und Nino Ruef (ebenfalls 22) hinter ­cineastische Kulissen blickten.

Eigene Firma gegründet
Inzwischen hat sich bei den beiden, die nach wie vor eng zusammenarbeiten, einiges getan. 2016 haben sie die Payback Media Group gegründet. Sie haben eigene Studios in Neuhausen und bieten Produktionen (Film, Fotografie und digitales Marketing) aus einer Hand. Sie verfolgen aber auch eigene Projekte und organisieren Veranstaltungen.

Mit einem der jüngsten Projekte flogen die beiden nach Amerika. Ihren neunminütigen Kurzfilm «Bravo 6556» durften sie vor Kurzem am Northeast Film Festival in Teaneck (etwas ausserhalb von New York) zeigen.

Schon letztes Jahr feierte die Mission rund um Commander Mira und deren unfreiwilligen Alleingang auf dem Mars  an den Zuger Filmtagen Premiere. Weiter gings nach England ans Cardiff International Film Festival. Und nun flogen die beiden eben über den Kontinent. «Bravo 6556» zeigten sie im grössten Saal des Festivals, der 260 Plätze fasst.

50 Grad am Drehort
Der Kurzfilm ist eine Eigenproduktion von A bis Z. Shannon Staller hat geschrieben und stand (alleine) vor der Kamera, Nino Ruef führte die Kamera und die Regie und war für Schnitt, Ton und Animationen zuständig. Gedreht wurde in den eigenen Studios in Neuhausen – und im Valley of Fire in Nevada. «Der Nationalpark passte super, da er fast gänzlich aus roten Felsen besteht und somit unseren Vorstellungen vom Mars entsprach», sagt Shannon Staller.

Die Kulisse hatte aber auch Nachteile: Am Drehtag in Nevada sei es über 50 Grad heiss gewesen, und in Raumanzug mit Helm und Handschuhen im «Mars-Gang» (viel, viel langsamer als auf der Erde) als Mira umherzugehen, sei sehr anstrengend gewesen, so Shannon Staller. Auch alleine vor der Kamera zu stehen, sei anspruchsvoll. «Ich hatte keinen Gegenspieler und musste alle Emotionen mit mir selbst ausmachen.» Gefragt war die Schauspielkunst auch vor dem «Green Screen», «man spielt quasi im Nichts».

Trotz allem habe die zweimonatige Produktion Spass gemacht. Aufwendig war teilweise die Beschaffung von Kostümen und Material – Neil Armstrongs Funkspruch mussten sie bei der NASA erbitten.

Ihren Aufenthalt in den USA haben die beiden ausserdem genutzt, um in Hollywood und an der Ostküste Kontakte zu knüpfen. Ein weiterer Kurzfilm stehe an – mittelfristiges Projekt sei aber ein Langspielfilm. Das positive Feedback so weit weg von zu Hause habe sie bestärkt. Die vertraute, weibliche Stimme könnte also bald wieder zu hören sein.

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