Mit vereinten Kräften

Region - Nach drei Wochen Suche der Erfolg: Am Dienstag eliminierte das kantonale Amt Awel mit Imkerinnen und Imkern auf Ossinger Boden ein Nest der Asiatischen Hornisse. Gebannt ist die Gefahr trotzdem nicht.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 10. Oktober 2025
Lesezeit: 3 min

Dann ging es schnell. Mit einer Tele­skop­stange und Drohnenunterstützung konnte das Nest in 24 Metern Höhe angestochen und das Kohlepulver hineingeblasen werden. «Innert zehn Minuten waren die Hornissen tot», sagt Adrian Ulrich, Bieneninspektor des Bezirks Andelfingen. Ein Teil des Nests mit dem Pulver wurde an der Tanne zurückgelassen, damit auch jene Hornissen noch vernichtet werden, die ausgeflogen waren.

Das war am Dienstag – entdeckt worden war das Nest am Sonntag. Nicht zufällig, aber schon mit Glück, wie Adrian Ulrich erzählt. Und als Resultat von drei Wochen Arbeit unter Einbezug von recht vielen eigenen Leuten des Bienenzüchtervereins. Das für die Vernichtung zuständige kantonale Amt Awel habe keine Ressourcen, helfe aber immerhin beim letzten Schritt. Das verwendete Kohlepulver sei für die Umwelt unbedenklich, betont er. Das gelte auch für die getöteten Larven.

Flugrichtung und Flugzeit berechnet

Auslöser für die gross angelegte Suche waren Sichtungen von einzelnen Asiatischen Hornissen nach dem 7. September in Andelfingen und Kleinandelfingen (AZ vom 12. und 16. 9. 2025). Darauf stellten Imkerinnen und Imker bei neun Bienenkästen Locktöpfe auf und warteten. Der Plan ist, artfremde Hornissen zu fangen und zu markieren, die Flugrichtung zu notieren und die Flugzeit zu stoppen, bis sie wieder zurück sind. Auf diese Art kann der Suchperimeter eingegrenzt werden.

Nun brauchte es Geduld. Zwei Wochen lang ging nicht viel, ehe sich dank Einträgen und Messungen Schnittpunkte ergaben, die genauer angeschaut werden wollten. Und tatsächlich erspähte eine Imkerin im Wald zwischen Kleinandelfingen und Ossingen, bei der Lichtung mit einem Gemüsefeld, mit dem Feldstecher den 70 × 80 Zentimeter grossen Ballon an einer Fichte. Adrian Ulrich hatte mit mehreren Tagen Suche gerechnet und ist positiv überrascht, wie schnell das Nest lokalisiert war. Ein solches in einem Wald zu finden, sei schwierig, sagt er.

Die Grösse des Nests schätzt Adrian Ulrich auf 3000 bis 6000 Hornissen. Jede wiege ein Gramm und nehme pro Tag die Hälfte ihres Eigengewichts als Nahrung auf – bei 2000 Tieren ergibt das ein Kilogramm Insekten. Dass bei Nebel oder nassen Temperaturen vor allem noch Honigbienen unterwegs sind, erklärt die Dringlichkeit für Imkerinnen und Imker.

Ebenfalls verheerend für diese: Die letzte Brut der Asiatischen Hornissen besteht ausschliesslich aus Jungköniginnen, die dann im Frühling ausschwärmen und eigene Stämme bilden; nur bei den Honigbienen überwintern Völker. Vom Nest bei Ossingen hätten im Frühling also mehrere Hundert Hornissen neu angefangen.

Bei allen das gleiche Gen

Inzucht kennt die fremde Art scheinbar nicht. Sämtliche in Europa untersuchten Asiatischen Hornissen haben laut Adrian Ulrich das gleiche Gen wie die erste 2004 in SĂĽdwestfrankreich gefundene Art. In nur 20 Jahren habe sie sich entlang der Flussläufe verbreitet, zollt er dem Gegner Respekt. Der Bienenschädling ist also da, aber noch nicht etabliert. Die Betonung liegt auf «noch». 

Zurzeit fielen einzelne Nester nicht auf und interessierten vor allem Imkerinnen und Imker, sagt Adrian Ulrich. Später werde die Bevölkerung die Ausbreitung ebenfalls zu spüren bekommen – und bei der Bekämpfung einbezogen werden. Er könne sich gut vorstellen, dass sich einige für diese detektivische Suche begeistern könnten, sagt Adrian Ulrich. «So lange ich Bieneninspektor bin, wird auf jeden Fall jedes Nest im Bezirk heruntergeholt.»