Weinland

Mitbewohner für WG gesucht

Marc Kölla ist 66-jährig und möchte nicht allein leben. Er sucht für das grosse Haus, das er gemietet hat, Mitbewohner. Vor allem solche mit Rollstuhl. Hintergrund ist eine persönliche Geschichte.

von Roland Spalinger
08. Februar 2022

Er führe ein sehr offenes, aktives Leben und wolle nicht als Griesgram enden. Dies schrieb Marc Kölla in einem E-Mail an die «Andelfinger Zeitung». Überschrift seiner Zeilen: «In unserer WG haben wir Platz für zwei bis drei Rollstuhlfahrer (nicht nur).» Ja, was jetzt? Mit Rollstuhl oder ohne? Marc Kölla selber ist 66-jährig und nicht im Rollstuhl.

Aber sein Freund war es, mit dem er sein halbes Leben verbracht hatte. Vor neun Jahren erlitt dieser eine Hirnblutung, war danach einseitig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Das habe ihm die Augen geöffnet, erzählt Marc Kölla. Vor knapp einem Jahr starb sein Partner an Krebs. Er vermisst ihn, aber auch die Aufgabe. Und so reifte die Idee einer WG für Rollstuhlfahrer.

Freude an Gemeinschaft
Marc Kölla ist selbständig und arbeitet 30 bis 40 Prozent im Homeoffice. «Die restliche Zeit kann ich für die WG und ihre Bewohner da sein und mich für das Allgemeinwohl einbringen», sagt er. Anfang Jahr setzte er die Idee um und zog mit langfristigem Vertrag in das Haus in Oberwil. Was fehlt, sind die Mitbewohner, denn er möchte nicht allein sein.

«Wichtig sind Mitbewohner, die vom Leben etwas erwarten und Freude an einer Gemeinschaft haben, die mit- und füreinander da sind und sich für diese Gemeinschaft auch einsetzen», sagt er. Er spricht von «unserer WG», die dank langjährigem Mietvertrag eine langfristige Perspektive habe. Organisiert sein soll das Zusammenleben als Verein. Dadurch hätten alle Beteiligten jederzeit Einblick in die Zahlen.

Das Landhaus in Oberwil wurde rollstuhlgerecht erstellt – nicht nur Bad/Dusche, auch die Küche. Mit 500 Quadratmetern Wohnfläche lässt es gemeinsames Zusammensein zu, aber auch Privatsphäre. Für die WG stehen drei Zimmer mit 30, 19 oder 15 Quadratmetern Fläche sowie Direktzugang zum Garten zur Verfügung. Weil Doppelbelegungen möglich sind, sei Platz für drei bis fünf Mitbewohner. Und auch ein Gästezimmer sei vorhanden. Die Türen für eine Besichtigung seien offen, auch ein Probewohnen im sonnig gelegenen und mit Kunst behangenen Haus sei möglich, so der Initiant.

Alles da und Platz für Ideen
Die Küche sei gut bestückt und auch ein Büro/Atelier eingerichtet mit EDV auf dem neusten Stand der Technik. Ein Platz sei mit einer Einhandbediener-Tastatur ausgerüstet. Draussen könnte ein rollstuhlgängiger Gemüsegarten angelegt oder ein Hühnerhaus aufgebaut werden. Das Grundstück sei gross, auch für andere Ideen.

Mit Marc Kölla zog am 1. Januar Kater Hugo ein. Im Haus wird geraucht. Nun hofft Marc Kölla auf Interessierte. Er habe zwar oft Besuch, suche aber geistig aktive Menschen, die das gemeinsame Zusammensein schätzen und sich dafür auch einsetzen würden. Alter, Nationalität, Religion und Geschlecht seien egal. Was die WG nicht ist: Hotel oder Pflegeheim. Und wenn Interessierte wie er gehen können? Ein nicht behinderter WG-Bewohner müsse sich einfach im Klaren sein, dass er mit Rollstuhlfahrern freundschaftlich zusammenlebe, sagt er.

Info: www.investorenvereinigung.ch

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