Naturschutz ja, aber Sicherheit auch

Flaach - In der Badi ist ein Baum umgestürzt. Wie zuvor berechnet, fiel er in Richtung Rhein. Bei der Baumpflege gilt es jeweils, einen Kompromiss zu finden zwischen Naturschutz und der Sicherheit der Badenden.

Cornelia Berger (cob) Publiziert: 29. August 2025
Lesezeit: 3 min

Strahlender Sonnenschein, schweisstreibende Temperaturen und Wochenende – am 9. August herrschten ideale Voraussetzungen für einen Tag am Wasser. Auch in der Badi Flaach suchten die Gäste nach Abkühlung. Auf der unteren Liegewiese, direkt am Rhein, spielten Kinder. Erwachsene zogen sich in den Schatten zurück. Plötzlich sorgte ein lautes Knirschen für Aufregung. Am Ufer fiel eine stattliche Silberweide um. Wie von den Verantwortlichen zuvor berechnet, fiel der Baum in Richtung Rhein, wo die Krone im Wasser verschwand. Das Pärchen, das neben der Weide sass, kam mit dem Schrecken davon.

In Flaach verlaufen die Grenzen zwischen Naturschutzgebiet, Badi und Campingplatz fliessend, was eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Parteien verlangt. Da der Baum direkt am Rheinufer steht, gehört er in den Zuständigkeitsbereich der Kraftwerk Eglisau-Glattfelden AG. Diese überwacht das Ufer im Staugebiet. Der weitere Baumbestand, der nur wenige Meter weiter hinten auf der Wiese steht, wird wie der Rest des Badigeländes von der Gemeinde betreut.

Ein Blick vor Ort zeigt, dass der Stamm einige Schäden aufweist. Unter anderem wurde er vom Biber angefressen, der im angrenzenden Naturschutzgebiet sehr aktiv ist. Thomas Hilfiker, Leiter der Infrastruktur-Gruppe des Kraftwerks, erklärt, der Baum sei bei den regelmässigen Kontrollen bereits aufgefallen und begutachtet worden. «Es war eine Überraschung, dass dieser Baum ohne grossen Sturm gefallen ist», sagt er. Die Silberweide sei eine stabile Baumart und könne mit solchen Schäden noch jahrelang stehen. Eine frühere Begutachtung habe gezeigt, dass der Baum in Richtung des Flusses fallen würde und somit keine Gefahr für Personen auf der Liegewiese darstelle. Wegen des Naturschutzes werde in der Badi so wenig wie möglich eingegriffen.

Wichtig für Flora und Fauna

In Schweizer Naturschutzgebieten hat die Natur Vorrang. Auch das Auengebiet, das unweit der Badi beginnt, ist geschützt. Eine Mitarbeiterin des Naturzentrums Thurauen erklärt, wie wichtig Totholz für die Natur ist. «Bis der Baum irgendwann zersetzt ist, ist er vielen Tierarten nützlich.» Verschiedene Insekten fänden darin einen geeigneten Platz für sich und ihre Larven. Diese wiederum würden den Vögeln als Futter dienen, etwa verschiedenen Spechtarten. Bei einem liegenden Baum entstünden Unterschlüpfe für Kleinsäugetiere wie Mäuse. Für Reptilien und Amphibien biete der Stamm Sonnen- wie auch Schattenplätze, was wichtig sei, damit die Tiere ihre Körpertemperatur regulieren könnten. Nicht zuletzt fände sich Platz für unzählige Pilzarten, die den Baum zersetzten.

Auf der Liegewiese stehen noch weitere Bäume, die Schäden aufweisen. Die Gemeinde Flaach muss eine Balance zwischen Naturschutz und der Sicherheit der Besuchenden finden. Bei den von Bibern beschädigten Stämmen würden jeweils Sofortmassnahmen getroffen, erklärt Gemeinderat Hanspeter Breiter. Ein Maschendraht schütze die betroffene Baumgruppe, damit die Stabilität nicht weiter beeinträchtigt werde. Zudem werde der Zustand jährlich im Winter neu beurteilt.

Hoffnung auf neue Triebe

In der Badi Bachdelle in Dachsen musste dieses Jahr eine grosse Esche gefällt werden, die am Rheinufer Schatten gespendet hatte. Es war nicht nur der Lieblingsbaum von Gemeinderätin Irène Brühlmeier. Auch viele Gäste hätten die Fällung bedauert. Eine Saison lang hätten sie diese noch hinauszögern können, erzählt sie. Dass die Esche weg müsse, sei aber bereits bei der Diagnose «Eschen­welke» klar gewesen. «Es ist eine grosse Verantwortung, falls etwas passieren sollte.» Als Ersatz wurden zwei Spitzahorne gepflanzt. Zur Freude aller sei inzwischen aus den Wurzeln der gefällten Esche ein neuer Zweig gewachsen. Sie hoffe nun, dass dieser gesund sei, sagt Irène Brühlmeier.

Dasselbe könnte auch bei der Silberweide in Flaach passieren. Trotz ihres Nutzens für die Natur sei sie inzwischen entfernt worden, erklärt Hanspeter Breiter. Die Krone im Rhein habe eine Gefahr für Boote und Schwimmende dargestellt. Die Art ist jedoch bekannt dafür, dass aus den zurückgebliebenen Wurzeln schnell wieder kräftige neue Triebe wachsen.

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In Dachsen sind als Ersatz für eine Esche zwei Spitzahorne gepflanzt worden. | Zur Verfügung gestellt