Weinland

Privatinitiative für Spielplatz

68 '000 Franken hat die Gemeinde letztes Jahr ausgegeben für einen neuen Spielplatz beim Restaurant Post. Dem Dorf mehr am Herzen liegt aber jener bei der Spielwiese, der neu von einem Verein getragen wird.

von Roland Spalinger
21. Oktober 2022

Fusionskoller herrscht in Adlikon nicht. Die Sorge um den Spiel- und Sportplatz lockte am Mittwoch aber 18 Personen in den Saal des Restaurants Post. Eingeladen hatten Armin Eggli und Jost Meier. Nach der Gemeindeversammlung im Sommer, als die Schule bekannt gab, den Platz nicht weiter zu pflegen, war ihnen klar, sich für den Erhalt einzusetzen. Man müsse schauen, dass in Adlikon nicht alles wegfalle, sagten sie.

Der Termin mitten in den Ferien war nicht optimal gewählt, jedoch der Dringlichkeit geschuldet: Bis Ende Monat muss der Verein zur Sicherung des Platzes gegründet sein, damit die Primarschule den Rückstellungsbatzen für eine allfällige spätere Abräumung überweisen kann.

Verantwortung lag bei Schule
Ab 2023 gehört Adlikon bekanntlich zu Andelfingen, politisch und schulisch. In den Plänen der Primarschule Andelfingen spielt der Standort Adlikon keine Rolle – bereits im Sommer 2023 wird er geschlossen. Und sie hat auch kein Interesse an einem Weiterbetrieb des Spielplatzes. Die Primarschule Adlikon hat deshalb den Vertrag mit dem Landbesitzer gekündigt.

Was vor 25 Jahren eine gute Lösung war – weil die Schule Adlikon über keine Turnhalle verfügte, kompensierte sie dies mit einem Turn- und Spielplatz auf der privaten Wiese –, entpuppt sich nun als Nachteil. Weil nicht auf ihrem Grundstück erstellt, fehlt die Zuständigkeit. Sie ist aber seit jeher Betreiberin.

Adlikerinnen und Adlikern liegt der Spielplatz jedoch am Herzen. Bereits 2018 war eine private In­itia­ti­ve nötig, um den beliebten Treffpunkt zu erhalten. «Es hat immer Familien dort», war nicht nur heute zu hören. Wegen hoher Kosten für die ausserschulische Betreuung eines Kindes sah sich die Primarschule damals ausserstande, auch noch 40'000 Franken in den Ersatz morscher Geräte zu investieren. Mit einem Bruchteil davon und Fronarbeit wurden die nötigsten Reparaturen gemacht.

Eigeninitiative zeigen
Und nun soll also ein gänzlich privater Verein einspringen. Er sehe die Stress­si­tua­tion und die Gefahr, ohne etwas dazustehen, sagte ein Anwesender. Aber wäre eine solche Anlage «nicht Aufgabe der Gemeinde?», fragte er. Diese habe «da gebaut», sagte ein anderer und zeigte mit der Hand zum Fenster hinaus. 68'000 Franken wurden in den Spielplatz bei der «Post» investiert (AZ vom 11.6.2021). Er hat Verständnis für dieses Vorgehen. Eine Gemeinde werde sich weigern, Geräte auf privatem Gelände zu finanzieren, die in keinem Quartierplan aufgeführt seien. Nicht alle wollten sich aber beim Restaurant aufhalten, strich er die Bedeutung des zu rettenden Platzes hervor. Dieser sei eben nicht nur für Kinder, sondern für alle Leute im Dorf.

«Es wäre schade, wenn der Platz einginge», begründete Jost Meier das Engagement. Und natürlich hätten er und Armin Eggli zuerst versucht, die Anlage einer bestehenden Organisation anzuhängen, aber nur Absagen erhalten. Ein Verein sei die beste Lösung, das Interesse im Dorf sei vorhanden.

Eine Übernahme durch die Gemeinde könne auch später noch passieren, meinte Armin Eggli. Wichtig sei, jetzt eine Lösung zu haben. Dass man sich selber einsetze, sei auch ein symbolisches Zeichen an die neue Gemeinde, die man bisher nicht angefragt habe, wie sie zugaben.

Vorstand gewählt und erweitert
Und so schritt die Versammlung vom Infoteil zur Gründung. Sie bereinigte die Statuten und passte den Passus Vorstandsmitglieder mit «mindestens drei» an. Dies bedingte, dass nebst Armin Eggli als Präsident und Jost Meier als Protokollführer eine dritte Person gewählt wurde. Alberto Job, ehemals Schulpräsident, wird sich um die Finanzen kümmern. Und weil er fand, sie sollten jemanden mit handwerklichem Geschick haben, kam Franz Dallmeier dazu. Revisorin ist Nicole Stehl.

Die Anwesenden trugen sich als Mitglieder ein, die 50 Franken bezahlen pro Familie. Für Einzelmitglieder wurde der Betrag auf Anregung bei 30 Franken festgesetzt. Um das verabschiedete Budget mit jährlichen Kosten von 3175 Franken für Platzmiete (500 Franken), vor allem aber für den Unterhalt zu decken, sind 20 Mitglieder das Ziel, aber so viele wie möglich erwünscht. Man wolle etwas Eigenkapital äufnen, um nicht gleich auf den Felgen zu laufen, sagte Jost Meier. Die Vereinsgründung für den Platz an bester Lage sei nicht das Ende, sondern der Anfang der Weiterentwicklung.

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