Weinland

Teuer, aber keine Goldvariante

Senkungen im Boden der Kläranlage machen eine Sanierung dringend nötig. Mit den Parallelprojekten Werterhaltung der Technik und dem Bau eines neuen Biologiegebäudes belaufen sich die Kosten auf knapp 2,3 Millionen Franken.

von Jasmine Beetschen
11. Oktober 2022

In der Regel bewegen sich auf dem Areal der Kläranlage in Flaach lediglich der Wärter oder die Techniker. Nicht so am Samstag. Im Verlauf des Mittags fanden sich mehrere Interessierte ein, die der Einladung der Betriebskommission des Kläranlageverbands Flaachtal folgten. Der Grund für die Informationsveranstaltung: das geplante Bauprojekt für die Sanierung der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Flaachtal.

Die Sanierung sei dringend notwendig, erklärte Vorstandsmitglied und Flaacher Gemeinderat Reto Zimmermann den Anwesenden. Vor rund vier Jahren habe sich der Baugrund, auf dem die Anlage steht, zu senken begonnen. Dadurch entstand zwischen den Becken ein Krater, der wichtige Leitungen freilegte. Auch beim Werkgebäude in der Nähe des Eingangs seien bereits Senkungen erkennbar. «Während der letzten vier Jahre führten wir diverse Messungen und Untersuchungen des Untergrunds durch, um weitere Schritte planen zu können», so Reto Zimmermann.

Gesamtprojekt geplant
Neben den Reparaturen des Bodens steht ausserdem der Ersatz der gesamten Elektrotechnik sowie der Gebläse, welche Sauerstoff in die Biologiebecken blasen, an. Beide hätten ihre Lebensdauer erreicht. «Die Gebläse sind mit 60 Prozent die grössten Energieverbraucher der ARA, weshalb sie zur Strom- und Betriebskosteneinsparung dringend ersetzt werden müssen», erklärte der Gemeinderat.

Mit dem geplanten Umbau sollen alle drei Teilprojekte – die Platzinstandsetzung, der Werterhalt der Technik sowie der Bau eines neuen Biologiegebäudes, das unter anderem die Gebläse und deren Technik beinhaltet – vereint werden.

Mittels Plakaten präsentierten Reto Zimmermann und Flavia Gretener vom zuständigen Ingenieurbüro Hunziker Betatech AG den Anwesenden auf dem Platz die Pläne. Auf dem Areal sind Bodenplatten geplant, die wie die Becken mit Pfahlungen in den Boden eingelassen werden. Die Wasser- und Schlammleitungen sowie die Elektrotrassen werden neu in den Kriechkeller des Biologiegebäudes hineingeführt und dort erschlossen.

«Auf diese Weise verkürzen wir die Wege zwischen Becken und Schaltung, wodurch es zu weniger Energieverlust kommt», erklärte Flavia Gretener. Eine PV-Anlage auf dem Dach des Häuschens soll zugleich den Strom für dieses produzieren.

Für den Ernstfall gewappnet
Im Technikraum ging Remo Guggisberg vom Ingenieurbüro auf die Funktionen der Schaltschränke ein. Die Steuerungen und die Messtechnik hätten ein Alter erreicht, in dem sie ersetzt werden müssten. «Das Wichtigste muss ausgetauscht werden, um einen reibungslosen Betrieb der Anlage gewährleisten zu können», führte er aus. Geplant sei unter anderem, einen Schalter für einen Notfallgenerator einzubauen, um so auch für allfällig längerfristige Stromausfälle gerüstet zu sein. Die Kosten sollen aber möglichst tief gehalten und auf unnötige Arbeiten soll verzichtet werden: «Was noch in gutem Zustand ist und funk­tioniert, bleibt drin.» Mit der Lösung, die Elektroinstallationen draussen im Biologiegebäude unterzubringen, könnte zudem auf ein teures Provisorium während der Bauzeit verzichtet werden.

Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf knapp 2,3 Millionen Franken. «Das hört sich im ersten Moment nach einer hohen Summe an», sagte Reto Zimmermann. «Doch man muss bedenken, dass sich der Betrag einerseits aus verschiedenen Teilprojekten zusammensetzt und andererseits auf die fünf Gemeinden des Flaachtals verteilt wird.» Die Instandstellung des Platzes beläuft sich auf rund 721'000 Franken, für das Biologiegebäude sind 310'000 Franken eingeplant. Der teuerste Teil ist der Ersatz der EMSRL (Elektro-, Mess-, Steuerungs-, Regelungs- und Leitungstechnik). Diese kostet rund 1,13 Millionen.

Kein Zusammenschluss geplant
«Es ist ein teures Projekt, gesamthaft betrachtet. Doch planen wir keine Gold­variante, sondern wollen mit möglichst geringem Aufwand das Notwendigste sinnvoll instand setzen», fügte Reto Zimmermann hinzu. So solle eine Anlage entstehen, die effizienter und ressourcensparender ist als die jetzige, und langfristig ohne grosse Reparaturen auskommt. Ein Zusammenschluss mit anderen ARA sei nicht geplant.

Am 12. März 2023 werden die Stimmberechtigten der fünf Gemeinden im Flaachtal (Flaach, Volken, Dorf, Berg a.I. und Buch a.I.) an der Urne über die Realisierung des Bauprojekts entscheiden. Starten soll das Projekt gleich im Anschluss, und bis Anfang 2024 dann fertiggestellt werden.

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