Vier Schafe gestohlen – wohl für Zucht

Region - Nadine Besson-Strasser hörte in der Nacht ihre Schafe blöken. Am Morgen hatte sie zum zweiten Mal zwei Jungtiere weniger und Gewissheit, dass diese gezielt gestohlen worden waren. Für die Küche eignet sich diese Rasse nicht.

Roland Spalinger (spa) Publiziert: 30. Mai 2025
Lesezeit: 2 min

Es geschah am Karfreitag und zwei Wochen danach wieder. Beim Weingut Besson-Strasser in Uhwiesen kamen zweimal in kurzer Zeit je zwei Zwergschafe weg. Immer die ältesten der Jungtiere, jeweils zwei vier Wochen alte Auen (Weibchen). Nadine Besson-Stras­ser glaubt, dass ihre vier in den Nächten zwischen 4 und 5 Uhr geholt wurden. Sie habe ein Blöken gehört und ist sich sicher: Die Diebe hätten genau gewusst, wonach sie suchten.

Dies erzählte sie dem «Blick», der auf ihren Facebook-Aufruf aufmerksam geworden war, die Aufzeichnung aber erst am Dienstag veröffentlichte. Nun machte die Meldung über Tierdiebstähle im Weinland die Runde.

Die betroffenen Ouessantschafe sind klein und leicht. Ein Muttertier wiege etwa 16 Kilogramm, sagt Georg Mathis. Der Oerlinger ist Präsident des Schweizer Zuchtvereins dieser Rasse und hält selber 30 Tiere. Er lässt sie in seinem Dorf weiden, aber auch «überall verstreut», zum Beispiel auf Ökowiesen. Denn die kleinen Schafe aus der Bretagne (siehe Kasten) sind hervorragende Landschaftspfleger.

Genau dafür halten Nadine und Cédric Besson-Strasser Ouessantschafe und lassen sie in ihren biodynamisch bewirtschafteten Reben grasen. Georg Mathis riet ihnen nach den Vorfällen, die Tiere näher zum Haus zu nehmen und die Polizei einzuschalten. Er informierte die rund 100 Züchter in der Schweiz und sagt: «Der Diebstahl in Uhwiesen scheint ein isolierter Fall zu sein.»

Nadine Besson-Strasser hat auf ihren Aufruf verschiedene Meldungen von anderen gestohlenen Tieren erhalten, zum Teil lägen diese Diebstähle aber ein paar Jahre zurück. Aktuell sei das Wegkommen einer Ente in der Region. Im Video äussert sie den Wunsch, dass die Polizei nach einer Meldung wie ihrer das Veterinäramt informiert, um andere Halterinnen und Halter zu warnen. Dies habe sie auch auf dem Posten angeregt, sei aber nicht ernst genommen worden, sagt sie im Gespräch. Sogar einen Witz habe sie sich anhören müssen.

Um Fleisch kann es nicht gehen. Auch nicht um Wolle – genau aus diesen Gründen wäre die Rasse fast ausgestorben. Inzucht sei daher ein grosses Thema, sagt Georg Mathis, Präsident des Vereins mit rund 1000 Herdbuchtieren. Gut möglich also, dass die vier Jungtiere für eine Blutauffrischung ins Ausland gebracht wurden – das vermutet Nadine Besson-Strasser. In der Schweiz müssten Schafe registriert sein.

Das Ouessantschaf

Ouessantschafe sind bretonische Zwergschafe, die nach der französischen Insel im Atlantik benannt sind. Erstmals beschrieben wurden sie 1754. Aufgrund ihrer geringen Schulterhöhe von knapp 50 (Bock) und 46 Zentimetern (Muttertier) gelten sie weltweit als kleinste Schafrasse. Es gibt sie in den Farben Schwarz, Weiss und Braun. Nur die Böcke haben Hörner, die wie Korkenzieher wachsen. «Sie sind interessant fĂĽr Hobbyhalter, weil sie anspruchslos sind», erklärt Georg Mathis. Es sind robuste Landschafe, die auch in kargen Regionen zurechtkommen. Heute gibt es Ouessantschafe vor allem in Frankreich, den Niederlanden, in Deutschland und in der Schweiz.

Auf dem Hof der Familie Mathis leben 30 Tiere, mit denen sie seit zehn Jahren durch Zucht zum Erhalt der Rasse beiträgt. Nur die Tiere, die die aufwendigen Bewertungskriterien an die Rasse erfüllen, bekommen bei ihnen Nachwuchs. Dar­über führt der Verein ein Herdbuch. Um Inzucht zu vermeiden, werden die Böcke während der Paarungszeit von Oktober bis Dezember unter den Züchtern ausgetauscht. Die Tiere werden gern zum Abgrasen auf Obstwiesen und in Rebbergen und Naturschutzgebieten eingesetzt.