Vier Steuerprozente Aufwand gestrichen

Volken - Wie schon vor einem Jahr hat die Gemeindeversammlung Kürzungen am Voranschlag vorgenommen. Den Steuerfuss lässt sie bei 46 Prozent und budgetiert damit noch einen Verlust von rund 325'000 Franken.

Vincent Fluck Publiziert: 16. Dezember 2025
Lesezeit: 3 min

In der kleinsten Gemeinde des Kantons läuft vieles anders. Die Wahl von zwei Stimmenzählern ist an der Gemeindeversammlung normalerweise reine Formsache. Weil sich am Freitagabend aber niemand zur Verfügung stellte, schlug Gemeindepräsident Walter Schürch die Gemeinderatskandidaten Sandro Brandenberger und Martin Keller vor. Letzterer ist Schürchs Vorgänger – und möchte nach der Erneuerungswahl vom 8. März auch dessen Nachfolger werden. Es sei nicht ideal, wenn er die Stimmen auszähle, sagte Martin Keller und schlug die RPK-Kandidaten Roy Gisler und Yves Truaisch vor. Nachdem Yves Truaisch von der Mehrheit der 64 Anwesenden (Volken hat 262 Stimmberechtigte) die Stimme erhalten hatte, stellte sich Sandro Brandenberger freiwillig zur Verfügung, sodass keine weitere Auszählung nötig war und die «Kampfwahl» abgebrochen wurde.

Speziell an der Versammlung war auch das vom Gemeinderat vorgelegte Budget. Es sah einen Aufwandüberschuss von gut 400'000 Franken vor – etwas mehr als 1000 Franken pro Einwohner (382). 96 Prozent der Gemeindeausgaben seien gebunden und lies­sen sich deshalb nicht aus dem Budget streichen, sagte Finanzvorsteherin Käthi Boos. «Die Gemeinde hat kein Ausgaben- sondern ein Einnahmenproblem.» Trotz dieser Erkenntnis sah das Budget einen unveränderten Steuerfuss von 46 Prozent vor. Die Finanzvorsteherin begründete es ge­gen­über den Stimmberechtigten so: «Ihr habt uns vor einem Jahr zu verstehen gegeben, dass ihr nicht mit dem Steuerfuss hoch wollt.» Damals hatte der Gemeinderat 50 Steuerprozente beantragt und war unterlegen. Sie warnte: Wenn die Gemeinde so weitermache, habe sie bis Ende des Jahrzehnts ihr Vermögen aufgebraucht, sei überschuldet und müsse den Maximalsteuerfuss erheben. Dieser würde – inklusive Schulsteuerfuss von 65 Prozent – dann bei 130 liegen.

Kein Geld für Fusionsabklärung

Dritte Besonderheit: Die Gemeindeversammlung hat es sich zur Gewohnheit gemacht, diverse Positionen aus dem Budget zu streichen, um das Ergebnis zu verbessern. Letztes Jahr war sie unter anderem gegen eine Veräusserung des alten Schulhauses gewesen. Diesmal strich sie auf Antrag von Sandro Brandenberger eine Position von 20'000 Franken für Fusionsvorabklärungen als möglicher Ausweg aus Volkens schwieriger Finanzlage. Er sei nicht grundsätzlich gegen solche Abklärungen, begründete er. Aber nächstes Jahr, direkt nach den Wahlen, sei dies zu früh.
 
Weitere Reduktionen brachte Präsidiumskandidat Martin Keller ein, unter anderem 42'000 Franken im Zusammenhang mit der geplanten Erhöhung von Behördenentschädigungen. Total wurden so 83'000 Franken ge­strichen – was etwas mehr als vier Steuerprozenten à rund 17'000 Franken entspricht. Nach diesen Korrekturen lag der Aufwandüberschuss noch bei rund 325'000 Franken.

Budget 2026

Politische Gemeinde Volken

Aufwand 2'475'000
Ertrag 2'150'000
Ergebnis - 325'000
Steuerfuss 46 (Vorjahr 46) %

RPK wollte Steuerfuss anheben

Bei der Abstimmung über den Steuerfuss beantragte die Rechnungsprüfungskommission (RPK) eine Erhöhung auf 50 Prozent. Mit 37 zu 20 lehnten die Stimmberechtigten dies aber ab und votierten für den Verbleib bei 46 Prozent.
 
Beim Apéro nach der Versammlung begründete ein Mann diesen Entscheid damit, dass er nicht scharf dar­auf sei, mehr Steuern zu bezahlen; der Gemeinderat solle zuerst einmal die Finanzen in Ordnung bringen. Eine Frau empfahl, mehr Einwohner und Firmen anzusiedeln, um so die Steuereinnahmen zu erhöhen. Ein weiterer Mann ging davon aus, dass ein privater Grundstückverkauf nicht budgetierte Gewinnsteuern in die Kasse spülen würde. Martin Keller sagte, dass es auf der Ausgabenseite noch viel Sparpotenzial gebe. Unter anderem sprach er die gestiegenen Ausgaben für das Verwaltungspersonal an – bei sinkender Leistung beziehungsweise reduzierten Öffnungszeiten. Auch Martin Keller sieht Potenzial bei Neuzuzügern, da so Mehreinnahmen aus dem Finanzausgleich möglich seien. Platz für zusätzlichen Wohnraum gebe es in geschützten Gebäuden. Um diesen auszuschöpfen, müsse das Inventar überprüft werden.

Ankacker-Areal: 88-Jähriger vermisst Visionen


Stimmbürger Hermann Erb sorgte am Schluss der Gemeindeversammlung für wohltuende Leichtigkeit. Der 88-Jährige hatte dem Gemeinderat schriftlich Fragen zum Ankacker-Schulhaus gestellt. Dass die Schule Flaachtal, in deren Besitz die Anlage seit der Fusion 2015 ist, dort in Zukunft einen «Kantinenbetrieb» einrichten will, missfällt ihm. Unter dem Ziel einer «wohnlich-attraktiven Gemeinde» sei auf dem Areal mehr möglich. Er fragte, wie der Gemeinderat dessen Zukunft sehe.

Gemeindepräsident Walter Schürch präsentierte die schriftlichen Antworten. Da die Schulpflege das Areal in den nächsten zehn Jahren noch nutze, habe sich der Gemeinderat diesbezüglich keine Gedanken gemacht. Sicher müssten vor einem Erwerb durch die Politische Gemeinde – es besteht ein Vorkaufsrecht – die Bedürfnisse der Bevölkerung ermittelt werden.

Hermann Erb, der seinerzeit als Schulpflegepräsident und Baukommissionsmitglied am Bau des Schulhauses Ankacker beteiligt war, zeigte sich leicht ernüchtert über die Ideenlosigkeit des Gemeinderats. «Wir müssen jetzt schon planen, nicht erst in zehn Jahren», sagte er. Er sprach einerseits von einem Begegnungsort mit Sandhaufen, Baumstämmen zum Herumklettern und einer Grillstelle, andererseits von einem Ort für kulturelle Aktivitäten. Wenn man jetzt schon Vorstellungen habe, könne man auf die Schulpflege zugehen und etwas in Bewegung setzen, sagte er.

Der Ideenreichtum des betagten Mannes (in zehn Jahren werde er vermutlich nicht mehr auf Erden weilen, sagte er kokettierend) war ansteckend und liess erahnen, dass in Volken mehr möglich ist, als man zurzeit glaubt. (vf)