Weinland

«Wegen Einzelfällen leiden alle»

Während der Corona-Krise verzeichneten die Thurauen deutlich mehr Besucher. Das führte aber auch zu mehr Abfall. Insbesondere liegen gelassene Robidog-Säcke sind dem Rangerdienst ein Dorn im Auge.

von Manuel Sackmann
28. Juli 2020

Die Thurauen sind beliebt. Das fast 400 Hektaren grosse Naturschutzgebiet erstreckt sich vom Rhein bei Flaach bis zur Thurbrücke bei Alten. Nicht nur Weinländer verweilen gerne im grössten Auengebiet im Mittelland. «Während der Corona-Zeit sind die Besucherzahlen sprunghaft in die Höhe gegangen», sagt Beat Gisler, Leiter des für die Aufsicht verantwortlichen Rangerdienstes.

Das habe aber auch dazu geführt, dass die geltenden Regeln häufiger verletzt worden seien. «Wir haben in jüngster Zeit vermehrt Robidog-Säcke gefunden, die achtlos weggeworfen wurden.» Zum Beispiel bei der grossen Informationstafel beim Parkplatz Eggrank bei Alten. Einen Abfallbehälter für Hundekot gibt es an dieser Stelle nicht, einige Hundehalter liessen die Säcke dennoch dort liegen. Das sei unschön, so Beat Gisler. «Es gibt genügend Robidogs im ganzen Gebiet.» Zudem stellt der Kanton Zürich an verschiedenen Orten in den Thurauen Informationsbroschüren bereit, die sich zum Teil explizit an Hundehalter richten. «Darin wird aufgezeigt, wo sich die nächste Entsorgungsstelle befindet und welche anderen Regeln gelten», erklärt der Ranger.

Mehraufwand für Gemeindearbeiter
«Es gibt leider einfach Leute, die sich nicht darum scheren.» Das seien jedoch Einzelfälle. Mit 99 Prozent der Erholungsuchenden sei man sehr zufrieden. Das gilt auch für Hündeler. «Wir vom Rangerdienst wollen es gut haben mit den Besuchern.» Umso mehr sei es schade, wenn einige wenige die grosse Menge in ein schlechtes Licht rückten.  «Wegen denen leiden alle!»

Insbesondere die Gemeindearbeiter. Denn der Rangerdienst beaufsichtigt zwar das Gebiet und meldet Vorkommnisse, fürs Aufräumen sind jedoch die Gemeinden zuständig. «Sie geben sich viel Mühe», sagt Beat Gisler. Mindestens einmal wöchentlich würden die Robidogs geleert. Wenn die Gemeindearbeiter auch noch überall den Abfall zusammensuchen müssten, sei dies ein enormer Mehraufwand, der viel Geld koste. «Den Abfall hat nicht die Allgemeinheit verursacht, also sollte man auch erwarten dürfen, dass ihn nicht die Allgemeinheit wegräumen muss.»

Sitzbänke in den Fluss geworfen
Das Robidog-Littering ist nicht das einzige Problem, das aufgrund der erhöhten Besucherzahlen in jüngster Zeit zugenommen hat. Auch sonst sei vieles liegen gelassen worden. «Abfallkübel sind rar», gibt Beat Gisler zu. Dennoch sei es nicht zu viel verlangt, den eigenen Müll wieder mitzunehmen, meint er. Zum Teil würden auch die Robidogs als Abfalleimer missbraucht. «Wenn da Grillschalen drin liegen, riechen das die Füchse.» Einerseits werde der Unrat so überallhin verschleppt, andererseits frässen die Tiere Dinge, die sie nicht fressen sollten. «Beides ist schlecht für die Natur.»

Auch Vandalismus stellten die Ranger vermehrt fest. So seien mancherorts Informationstafeln, Broschürenständer oder Sitzbänke beschädigt, zerstört oder sogar in den Fluss geworfen worden. Doch auch hier betont Beat Gisler: «Dafür ist eine Minderheit verantwortlich, die grosse Mehrheit verhält sich vorbildlich.» Wer unsicher sei, was erlaubt ist und was nicht, könne die Regeln zudem schnell und einfach auf Informationstafeln, in den Broschüren oder im Internet nachlesen.

Weshalb einige Besucher die Regeln absichtlich missachten, weiss man nicht. Im Falle der Robidog-Säcke bei der Info-Tafel im Eggrank sei es möglicherweise ein Statement, mutmasst Beat Gisler. «Vielleicht will uns jemand dazu zwingen, hier einen Robidog hinzustellen.» Sollte das zutreffen, ist diese Person schlicht zu faul. Denn schon wenige hundert Meter entlang der Flurstrasse Richtung Alten wäre eine Entsorgungsstelle zu finden. Und bereits bei der Thurbrücke befindet sich die nächste.

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