Weinland

Ambulanz zum Anfassen

Die 45 Schüler der Heilpädagogischen Schule sahen sich am letzten Dienstag ein Ambulanzfahrzeug von innen an. Dadurch sollen sie Ängste davor verlieren.

von Christina Schaffner
13. November 2018

Am liebsten hätten die kleinen Schüler der Heilpädagogischen Schule (HPS) das blinkende Blaulicht und das laute Martinshorn laufen lassen. Letzteres ging nicht wegen der Pferde im benachbarten Stall. Und das Blaulicht klemmte – «leider», wie die aufgeweckten Kinder fanden.

Dafür nahmen sie das Angebot, einmal auf der Trage Platz zu nehmen und sich damit in das Fahrzeug der Alpine Air Ambulance (siehe Kasten) schieben zu lassen, gern in Anspruch. Vor allem die etwas grösseren Schülerinnen schnallten sich sorgfältig gegenseitig an und genossen den besonderen Moment sichtlich. So sehr, dass einige gar nicht wieder aussteigen wollten.

Klassenweise konnten die 45 Schülerinnen und Schüler der HPS, die zwischen 4 und 20 Jahren alt sind, das Ambulanzfahrzeug ganz genau unter die Lupe nehmen. Rettungssanitäterin Mirjam Müller und Fahrer Stefan Bachmann erklärten am Dienstagmorgen auf dem Parkplatz der HPS rund zwei Stunden lang, wie der Tragesitz funktioniert, was wo untergebracht ist und wer wo sitzt, wenn sie im Einsatz sind. Bei dem Ambulanzfahrzeug handelte es sich nicht um einen Rettungswagen, der zu Notfällen ausrückt, sondern um ein Fahrzeug, mit denen Pa­tientenverlegungen zum Beispiel vom Spital zu Rehaeinrichtungen erfolgen, wenn dabei medizinische Überwachung nötig ist.

Ängste abbauen
Spürbar war dabei, dass sich nicht alle Kinder in der Nähe des Fahrzeugs wohlfühlten. Lehrerinnen und Betreuerinnen betonten mehrfach, dass es nur Spiel sei und sie nicht mitgenommen würden. «Wir wollen mit dieser Aktion Respekt und Ängste vor dem Fahrzeug abbauen», sagte Schulleiterin Veronika Seidel, die bei der Besichtigung dabei war. Es sei möglich, dass zur HPS, zum Beispiel bei einem epileptischen Anfall eines Kindes, ein Rettungsfahrzeug gerufen werden müsse. «Damit es für sie vertrauter ist, lassen wir die Kinder einen solchen Wagen entspannt und in Ruhe anschauen.» Dank der Frau von Stefan Bachmann, die an der HPS arbeitet, konnte mit Alpine Air Ambulance dieser Besichtigungstermin vereinbart werden – erstmals in der Geschichte der Schule.

Viele ihrer Schülerinnen und Schüler, so Veronika Seidel, kennen Spitalaufenthalte – und zum Teil auch den Transport in Krankenwagen. Wie eines der Mädchen, das sich beim Anblick des Ambulanzfahrzeugs daran erinnerte, wie sie bereits selbst einmal mit einem Rettungswagen abgeholt wurde. Angst zeigte sie dabei keine – im Gegenteil: Vertrauensvoll legte sie sich auf die Trage und liess sich in das Fahrzeug schieben. Auf die Frage, ob sie wieder raus will, kam ein lautes «Nein», und dabei strahlte sie über das ganze Gesicht.

Alpine Air Ambulance

Die Alpine Air Ambulance ist in drei Bereichen tätig: Notfallrettung mit dem He­li­ko­pter (inklusive Organtransporten), Patiententransporte mit medizinischer Überwachung in Ambulanzfahrzeugen und Taxi-Dienste für Rollstuhlfahrer und Personen mit eingeschränkter Mobilität. Vor allem der Bereich Patiententransporte ist in diesem Jahr in den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Schwyz stark gewachsen, da seit dem 1. Juli diese Transporte nicht mehr mit Notfallfahrzeugen erfolgen dürfen. (cs)

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