Wenn Fatma G. und Katharina E. sich zum Kaffee treffen, wird viel geredet, gelacht und manchmal auch die Familie der gebürtigen Türkin eingebunden. Die beiden Frauen stammen aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten: Fatma war aufgrund von Unterdrückung gezwungen, die Türkei zu verlassen und kam in die Schweiz. Die Eingewöhnung war hart, und es ist schwer, sich in einem fremden Land zurechtzufinden.
Katharina, eine pensionierte Schweizerin, lebt schon ihr Leben lang hier in Andelfingen. Nach ihrer Pensionierung suchte sie selbständig im Internet nach Angeboten, die ihr weiterhin den Kontakt zu Menschen ermöglichen. Nach kurzer Suche wurde sie auch schon fündig. Sie nahm am Informationsanlass für das «Come together»-Integrationsprogramm des SRK Kanton Zürich teil.
Fatma hingegen wurde von ihrem Sozialdienst auf das Tandem-Angebot aufmerksam gemacht. Im Januar sind die beiden Frauen dann Tandempartnerinnen geworden.
Austausch in beide Richtungen
Fatma wollte durch das Tandem ihre Deutschkenntnisse verbessern, aber vor allem wollte sie ankommen. Nicht nur geografisch, sondern auch im Alltag und in der Gesellschaft.
Katharina hingegen suchte nach ihrer Pensionierung eine sinnvolle Beschäftigung. «Ich wollte meine Zeit mit etwas Wertvollem füllen», erzählt sie. Dass sie dabei selbst so viel lernen würde, hätte sie zu Beginn nicht gedacht. Stets hilft sie Fatma mit der Sprache und im Alltag. Dabei lernt auch sie ein paar Worte Türkisch und die Kultur von Fatma näher kennen. Für sie ist es eine neue Welt voll von wertvollen Erfahrungen.
Kultur teilen – nicht nur Sprache
Ein besonderes Erlebnis war für Katharina der Besuch bei Fatma während des Ramadan. «Das nächtliche Fastenbrechen war für mich völlig neu, aber sehr schön.» Beide Seiten lernen voneinander: wie Feiertage gefeiert werden, wie man kocht, wie man lebt.
Eine Freundschaft wächst
Einmal pro Woche sehen sie sich, mal um Deutsch zu üben, mal zum Spazieren, mal zum gemeinsamen Kochen. Doch längst geht es nicht mehr nur ums Lernen. «Es ist eine freiwillige Beziehung geworden – eine Freundschaft», beschreibt Katharina lächelnd.
Fatma schätzt die Gespräche, das Vertrauen, und dass sie mit ihrer Tandempartnerin über alles reden kann. «Ich habe nicht nur die Sprache besser gelernt, sondern verstehe auch die Schweiz besser», sagt sie.
Integration auf Augenhöhe
Was das Programm so besonders macht: Es gibt keine Verpflichtung, keinen Druck, keine Prüfungen. «Es ist einfach schön, wenn man Zeit schenkt, und zurückbekommt», so Katharina. Fatma ergänzt: «Ich fühle mich jetzt viel wohler hier. Es macht einen gros-sen Unterschied, jemanden zu haben.»
Nicht immer ist es einfach, passende Tandems zu finden. Manchmal fehlen Freiwillige, manchmal gibt es zu viele Anfragen auf einmal. Doch das SRK Kanton Zürich versucht, so viele Begegnungen wie möglich zu realisieren.
Für Fatma und Katharina steht fest: Sie würden es sofort wieder machen – und empfehlen es auch anderen. Denn Integration beginnt dort, wo man sich begegnet.
Die Begegnung
Das SRK Kanton Zürich bringt bei «Come together» Menschen zusammen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären. Alle drei Monate werden neue Tandems gebildet, je nach Wohnort, Interessen und zeitlicher Verfügbarkeit. Fatma und Katharina hatten Glück: Sie wohnen nahe beieinander im Weinland, was spontane Treffen erleichtert. Auch wenn der Start wegen des kalten Winters etwas holprig war, entwickelte sich bald eine herzliche Beziehung.
Regelmässig wird nach Leuten gesucht, die am Programm interessiert sind. Der nächste Infoanlass ist bereits am 20. Mai um 18.30 Uhr. Die Veranstaltungen sind stets online. Auf seiner Website hat das SRK Kanton Zürich ein Anmeldeformular für die Anlässe und weitere Informationen, die Interessenten das Integrationsprogramm näherbringen und erklären.
Das «Come together»-Programm verbindet Menschen