Weinland

Den Traum vom Abenteuer in Schweden leben

Manuela Steinmann und Michael Raschle wollen mit ihren Tieren nach Lappland auswandern. Der Start gestaltet sich durch die Pandemie zwar schwierig, ihren Traum geben sie deshalb aber nicht auf.

von Christina Schaffner
21. Mai 2021

Eigentlich wollten Manuela Steinmann und Michael Raschle bereits letzten Sommer ihre Lodge mit den dazugehörigen Einrichtungen und Häusern an traumhafter Lage in Lappland eröffnen. Kurzfristig mussten sie diesen Plan aber aufschieben – zu gross war das durch die Corona-Pandemie entstandene Risiko, dass ihr Traum zu einem finanziellen Ruin werden könnte. «Der Tourismus ist in Schweden zusammengebrochen», sagt Manuela Steinmann, «viele Anbieter dort haben grosse Schwierigkeiten.»

Auch sie hätten derzeit eine «dürftige Buchungslage» für ihr Angebot von Doppelzimmern, Blockhaus und Wilderness-Ferien. Es kämen zwar schwedische Urlauber, aber die für ihr Auskommen wichtigen Touristen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Ländern blieben (noch) fern.

Dies war vor gut einem Jahr der Grund, weshalb sich beide entschieden, noch etwas länger in der Schweiz zu bleiben. «Es ist nicht so, dass wir unbedingt weg wollen», sagt Michael Raschle.  «Aber wir wollen in unserem Leben noch einmal etwas anderes machen, ein Abenteuer wagen.» Eine spätere Rückkehr in die Schweiz sei nicht ausgeschlossen, ihr Haus werden sie deshalb behalten und vermieten.

Dass sie noch da sind, hat aber auch einen finanziellen Grund: Hier können sie zumindest etwas Geld verdienen. «Alle drei Standbeine sind bei uns von Einschränkungen betroffen», erklärt Manuela Steinmann, die in Kurzarbeit in der «Spätzlipfanne», in der sie seit zehn Jahren arbeitet, weiter beschäftigt ist. Michael Raschle ist Hundetrainer und konnte diesen Winter drei Monate lang wegen der BAG-Richtlinien nicht arbeiten. Gemeinsam bieten sie Husky-Trekkings an, die auch zeitweise verboten waren. Nun soll es aber vorwärts gehen mit ihrem Traum vom Auswandern.

Start in die erste Sommersaison
Ende Mai reist Manuela Steinmann nach Lappland zu ihrer Lodge, um zumindest über den Sommer Restaurant, Souvenirladen und Bed & Breakfast zu eröffnen. Später haben sie und Michael Raschle neben dem Unterkunftsangebot auch Alles-inklusive-Ferien vorgesehen: Sie wollen Komplettverpflegung mit Abenteuerausflügen zum Fischen, mit dem Schneemobil oder Kanu bieten, Wanderungen mit und ohne Schneeschuhe – alles, was während der jeweiligen Saison dort möglich ist.

In einem 40-Tönner-Lastwagen kommt jetzt bereits wichtiges Material mit – auch, um die Anlage für die elf Huskys zu bauen. Diese sind wiederum der Grund, weshalb Michael Raschle noch nicht mitreisen kann: Er versorgt den Sommer über die Hunde und sechs Katzen, die nicht nur gefüttert, sondern auch beschäftigt werden müssen. Wenn die vielen Sommerferienkurse stattfinden, die beide für verschiedene Organisatoren durchführen, kommt sie für drei Wochen zurück in die Schweiz und unterstützt ihn dabei.

Wie es dann weitergeht, wenn Ende August die Sommersaison zu Ende ist, hängt von der Pandemie-Entwicklung ab. «Entweder pendeln wir weiter und arbeiten auch die Wintersaison zeitweise in Schweden, oder wir gehen dann ganz – wenn das Reisen wieder einfacher wird und auch Touristen vermehrt ins Land kommen», so Manuela Steinmann. Einfach sei eine solch unsichere Lage nicht – auch finanziell nicht, denn ihr Erspartes schmelze durch die geringeren Einkünfte dahin – aber aufgeben komme nicht infrage.

Ferienhaus wird Unternehmen
Beide haben viel Zeit und Ener­gie­ in ihr Projekt gesteckt. Dabei war es ursprünglich bloss der Wunsch nach einem Ferienhaus in dieser Region. Sie kauften ein Blockhaus, das nicht zu abgelegen, aber doch von viel Natur und Wasser umgeben ist. Was sie fanden, ist Natur pur, ähnlich wie sie sonst in Kanada zu finden ist. Rentiere ums Haus, wilde Wasserfälle, dichte Wälder. Alles nur schneller erreichbar als auf der anderen Seite der Erdkugel. Und auch die Infrastruktur stimmt: 20 Minuten mit dem Auto zum Einkaufen und zum Arzt, 30 Minuten bis zum Flughafen. Dazu tolle Nachbarn, die sie herzlich aufgenommen haben.

Diese schauen während ihrer Abwesenheit nach ihren Häusern. Denn zum Blockhaus kam vom gleichen Besitzer die Lodge mit den Wilderness-Häusern hinzu, die weder Strom noch fliessendes Wasser haben und deshalb ein besonderes Ferienerlebnis bieten. Als dann auch ein Wohnhaus in unmittelbarer Nähe zum Kauf angeboten wurde, griffen sie abermals zu. Alles zu einem guten Preis – auch weil sie dem Lodge-Verkäufer sympathisch waren. «Uns war wichtig, den Namen ‹Wildernesslife›, unter dem die Anlage bereits seit Jahren gut läuft, weiterführen zu können. Denn eine solche Anlage neu aufzubauen, würde viel Zeit und Geld kosten.»

Genau ausgewählt
«Es hat einfach alles gepasst, so kam die Idee zum Auswandern überhaupt erst auf», sagt Manuela Steinmann rückblickend. «Hätten Lage und Bedingungen nicht gestimmt, würden wir das nicht machen», ergänzt Michael Raschle. Andere Häuser, die sie auf der Suche nach einem Ferienhaus angeschaut hätten, seien genau aus diesen Gründen nicht infrage gekommen.

Alle Bewilligungen und Papiere liegen seit Längerem vor – es fehlt nur noch der endgültige Start. Wie lange dieser noch auf sich warten lässt, weiss niemand. Doch Manuela Steinmann und Michael Raschle sind zuversichtlich: «Wir haben gelernt, flexibel zu sein und kurzfristig zu reagieren. Wenn es möglich ist, sind wir bereit und freuen uns auf unser neues Leben in Lappland.»

www.wildernesslife.se

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