Weinland

Der vergessene Olympionike

Nicht nur zwei, sondern drei Einwohner der Gemeinde haben sich während ihrer aktiven Sportlerzeit für die Olympischen Spiele qualifiziert. Läufer Hans Meier geht bei dieser Auflistung meist vergessen.

von Christina Schaffner
17. August 2021

An Olympischen Spielen teilzunehmen, ist im Sportlerleben ein ganz besonderes Ereignis. Angelica Moser durfte dies als Stabhochspringerin bereits zweimal erleben – nach Rio de Janeiro 2016 nochmals vor einigen Tagen in Tokio. Ihr Vater Severin Moser erreichte dieses Ziel 1988 in Seoul als Zehnkämpfer. Beide sind Andelfinger – aber nicht die einzigen, die in der Vergangenheit für Olympische Spiele nominiert wurden.

Vor rund 80 Jahren hatte Andelfingen bereits einen Spitzensportler, der 1939 als Langstreckenläufer für Olympia 1940 nominiert wurde. Werner Stegemann war als junger Mann als Messgehilfe bei derselben Firma angestellt wie Hans Meier, der Kleinbauer war und als Hausbursche beim Arzt half. «Hans Meier im Oberkahnen war damals ein Begriff», erinnert sich Werner Stegemann. Selber rennen gesehen hat er ihn nie – dafür ist Werner Stegemann zu jung. Aber aus den Erzählungen seines Vaters weiss er, dass Hans Meier, geboren 1912, ein fabelhafter «Naturläufer» war. «Sein Laufstil war nicht elegant, er war ein Chrampfer», sagt Werner Stegemann.

Ein Album voller Erfolge
Werner Stegemann war es auch, der die «Andelfinger Zeitung» auf ein Fotobuch des Heimatkundlichen Archivs aufmerksam machte, in dem Buchdrucker Willy Hepting alle Erfolge von Hans Meier dokumentierte, mit Fotos und Urkunden ebenso wie mit Zeitungsausschnitten. Aus welcher Zeitung sie stammen ist zwar nicht vermerkt, aber der Inhalt ist eindeutig: Hans Meier wird immer wieder für sein Talent gerühmt. Er erreichte zwar nicht nur erste Plätze, war aber ab 1937 einer der besten Läufer der Schweiz.

Dies bestätigt, was Werner Stegemann erzählt: «Er läuft mit viel Kraft», ist dort zu lesen, «mit einem Schlag zählt er zu den Besten des Landes», und «auf der schweren Strecke wurde er erst im Endspurt geschlagen». Die zahlreichen Urkunden berichten von seinem Talent und seinen Erfolgen. Die Eintragungen enden aber 1938 – auch wenn bereits da eine zukünftige Olympiateilnahme angedeutet wird.

Nur wenige Quellen
Da die Olympischen Spiele von 1940 angesichts des Zweiten Weltkrieges weder in Tokio, wie zunächst geplant, noch in Helsinki, wie 1938 festgelegt, stattfinden konnten, gibt es keine Teilnehmerlisten. Im Internet ist nichts über eine Nomination von Hans Meier für diese Spiele zu finden – zu lange ist es her, das Internet war noch nicht geboren. Aber eine Quelle gibt es doch, die diese Nomination bestätigt: das Protokollbuch des TV Andelfingen. Bei der Dokumentation der Generalversammlung 1939 findet sich unter Verschiedenes der Satz: «Wir haben auch noch die Ehre, unser Aktiv-Mitglied Meier Hans in den Kurs der Olympiade zu schicken.» Aufgrund des Kriegs blieb ihm die Teilnahme am Ende allerdings dann doch verwehrt …

Heimatkundliches Archiv

Im Heimatkundlichen Archiv finden sich viele Dokumente aus früheren Zeiten. Carl Brentano hat zu einigen geschichtsträchtigen Entwicklungen wie einzelnen Strassenzügen in Andelfingen oder Kleinandelfingen oder auch der Familiengeschichte Arbenz Dokumentationen erstellt, die für die Zukunft ein wichtiges Zeitzeugnis sind. Das Heimatkundliche Archiv ist weiterhin auf der Suche nach Dokumenten aus der Region: Fotos, Urkunden und Ähnliches werden gern entgegengenommen.  (cs)

Angebote unter: www.archivandelfingen.ch

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