Die Filmhauptstadt des Weinlands

Oerlingen - Open-Air-Kinos gibts viele. Aber nur in Oerlingen dreht die Bevölkerung die Kurzfilme fürs Vorprogramm gleich selbst. Am 30.  August flimmern die Filmkrea­tionen zum ersten und wohl einzigen Mal über die Grossleinwand.

Silvia Müller (sm) Publiziert: 26. August 2025
Lesezeit: 3 min

Wenn die Vorfilme spannender als der Hauptfilm waren, ist ein Kinoabend enttäuschend. Genau damit muss man in Oerlingen aber rechnen. Nicht etwa, weil der Hauptfilm schlecht wäre, sondern, weil man die Komödie um eine gehörlose Familie vielleicht schon vor elf Jahren im Kino gesehen hat (siehe Kasten). Richtig heis­se Neuware sind hingegen die Vorfilme, extra für den 30. August gedreht und «von Oerlingen für Oerlingen». Einige dieser Eigenleistungen aus der Bevölkerung seien noch in der Schlussbearbeitung, war von Florian Oetterli vor wenigen Tagen zu erfahren. Er gehört zum Team, das den Freilichtkinoabend organisiert.
 
Vor exakt zehn Jahren führte der inzwischen aufgelöste Ladenverein zum letzten Mal ein Open-Air-Kino im Dorf durch. Nun lässt der 2023 gegründete Dorfverein diesen beliebten Anlass wieder aufleben. Dafür hat sich das Team einiges einfallen lassen und eine gute, alte Idee wieder aufgegriffen.

Als Hauptfilm eine gefühlvolle Komödie


Die französische Komödie «Verstehen Sie die Béliers?» lief schon im Jahr 2014 in den Kinos. Allerdings kann man sich die turbulente Geschichte um eine Bauernfamilie, in der einzig die Tochter nicht gehörlos ist, getrost auch zweimal zu Gemüte führen. Denn die Jugendliche aus der Provinz kommt in die Zwickmühle: Für ihre gehörlose Familie ist sie als Dolmetscherin in allen Bereichen des Alltags unverzichtbar geworden. Um ihren Traum vom Gesangsstudium zu verwirklichen, müsste sie aber in die Hauptstadt Paris ziehen und ihre Eltern und ihren Bruder dadurch vor eine für sie gänzlich neue Situation stellen. (sm)


Bild unten (zvg): Die Béliers führen ein intensives Familienleben: ganz ohne Worte, aber nie sprachlos.

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Kurze Filme mit langer Tradition

«Bereits zu Zeiten des Ladenvereins wurden jeweils humorvolle, eigenproduzierte Kurzwerbefilme für den Dorfladen oder das lokale Gewerbe gezeigt», erzählt Florian Oetterli. Zwei junge Oerlingerinnen hätten diese damals mit viel Engagement und Charme in ihrer Freizeit produziert und damit beim Publikum stets grossen Anklang gefunden. «Vor diesem Hintergrund haben wir die Oerlinger Bevölkerung aufgerufen, eigene Kurzfilme für das Vorprogramm zu produzieren.» So solle sich der Oerlinger Kinoabend von anderen Freilichtkinos in der Region abheben.

Wer es erst auf den Hauptfilm schafft, verpasst also den wirklich wichtigen Gesprächsstoff für die Party danach. Denn seit dem Aufruf seien erfreulicherweise schon mehrere heimische Produktionen eingetroffen. «Wir können ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Kurzfilmprogramm anbieten», verspricht Florian Oetterli. 

Zu früh kommen lohnt sich

Unter anderem wird eine Krimiversion von «Rotkäppchen und der Wolf» zu sehen sein, die im Dorf spielt und vom Oerlinger Sandro Schmid im Rahmen einer Medienausbildung realisiert wurde. Ein Roadmovie ist ebenfalls im Programm, geliefert von den sechs Damen und Herren der «Madwiesergäng». Sofern ihnen der Sprit unterdessen nicht ausgegangen ist, knattern sie wohl heute noch auf ihren Puch Maxis durchs Weinland.
 
Auch Florian Oetterli selbst hat die Gelegenheit gepackt und sein Flair für Technik auf kreative Weise eingesetzt. So kommt es, dass seine Enkel in ihren ersten offiziellen Filmrollen in einer Truhe im Estrich einen magischen Hut entdecken. Was dessen Zauberkräfte vermögen, wird aber erst im Freilichtkino verraten.

Samstag, 30. August, Festwirtschaft und Kurzfilme ab 18 Uhr, Hauptfilm um 21 Uhr. Schulhausplatz Oerlingen (bei sehr schlechter Witterung in der Maschinenhalle auf dem Sösihof Richtung Kleinandelfingen). Der Eintritt ist öffentlich und gratis (Kollekte und Spenden willkommen).