Weinland

Echter Halbstundentakt ab 2035

Allein die vorläufige Unterstützung war ein Erfolg. Der Regierungsrat lehnte das von Linus Meier mit einer Einzelin­itia­ti­ve verlangte Bahnanliegen im Weinland aber klar ab. Und hat trotzdem gute Nachrichten.

von Roland Spalinger
03. Mai 2023

Einen 30-Minuten-Takt anstelle des 24/36-Minuten-Hinketakts – dieser Wunsch im Weinland für die Strecke Winterthur–Schaffhausen ist fast so alt wie der Zürcher Verkehrsverbund. Und er wird auch immer wieder geäussert, aktuell durch Linus Meier im Rahmen des Fahrplanverfahrens 2024. Der 27-jährige Adliker hat sich aber auch anderweitig eingebracht.

Mit seiner Einzelin­itia­ti­ve «Für die Bewilligung eines Kredits für einen Ausbau der Weinländer Bahnlinien (...)» reichte er einen Strauss von Anliegen ein und konnte nach seinem Auftritt im Kantonsrat einen Erfolg verbuchen. Mit 63 Stimmen wurde sein Begehren  vorläufig unterstützt (AZ vom 31.8.2021).

Martin Farner-Brandenberger (FDP, Stammheim) nannte den Vorschlag «ein durchdachtes Konzept». Andere Weinländer Vertreter waren kritischer. Paul Mayer (SVP, Martha­len) und Konrad Langhart (Mitte, Stammheim) nannten die in der In­itia­ti­ve verlangte Verbindung der beiden Bahnlinien, die sich ausserhalb von Kleinandelfingen bis auf 1,5 Kilometer nahekommen, eine Utopie. Und in etwa so tönt es auch im Antrag des Regierungsrats, der nun vorliegt. Die In­itia­ti­ve sei gültig, aber abzulehnen.

Auch ohne Doppelspurausbau
In der 14-seitigen Antwort geht der Regierungsrat auf die einzelnen Forderungen von Linus Meier ein. In den Ausführungen bezüglich Ausbaus auf Doppelspur der Linie Winterthur–Schaffhausen schreibt er, für Infrastrukturaus­bauten sei grundsätzlich der Bund zuständig im Rahmen des Strategischen Entwicklungsprogramms (STEP). Ausbauschritte (AS) würden vom Eidgenössischen Parlament in Bern beschlossen. Ein Ausbau im Weinland sei im STEP AS 2035 nicht enthalten.

Aber: «Gemäss heutigem Planungsstand sollen in diesem Korridor zukünftig zwei S-Bahn-Linien je im exakten Halbstundentakt verkehren, die in Winterthur nach Zürich durchgebunden sind.» Und der Regierungsrat nennt weitere Verbesserungen, auch dank dem Brüttenertunnel: Der beschleunigte Anschluss an den Flughafen (S24) mit Halt in Andelfingen bleibe, eine zweite Linie werde alle Stationen bedienen. Auch eine Verknüpfung in Winterthur an die Linien S41 und S29 sei geplant.

«Dieser Angebotsausbau wird ohne zusätzliche Doppelspurausbauten möglich sein», heisst es im Antrag des Regierungsrats weiter, bedinge jedoch eine Anpassung der Fahrplanlage, die erst mit dem STEP AS 2035 umgesetzt werden könne. Zudem müssten auf der Linie Winterthur–Schaffhausen die Perrons auf 320 Meter Nutzlänge verlängert werden, «was voraussichtlich ebenfalls bis spätestens 2035 realisiert» werde. Nun einen Spurausbau zu fordern, brächte der Region «keinen zusätzlichen Nutzen», heisst es weiter.

Kosten hoch, Nutzen tief
Die Ausführungen zu den anderen Punkten der Einzelin­itia­ti­ve können mit «schlechtem Kosten-Nutzen-Verhältnis» zusammengefasst werden. Auf rund 500 Millionen Franken käme die von Linus Meier geforderte Umsetzung zu stehen, rechnet der Regierungsrat vor. Allein 400 Millionen Franken würde eine Verbindung der beiden Bahnlinien durchs Weinland verschlingen mit neuen Bahnhöfen in Ossingen und Kleinandelfingen.

Neu ist diese Idee nicht. Sie sei bereits 1991 aus verkehrlichen, betrieblichen und wirtschaftlichen Gründen abgelehnt worden, so der Regierungsrat. 2021 kam sie wieder aufs Tapet, als die Thurbrücke bei Ossingen mehrmals gesperrt und dar­über nachgedacht wurde, für beide Linien die Brücke in Andelfingen zu nutzen, die in gutem Zustand ist.

Mit der jetzigen Antwort dürfte das Thema vom Tisch sein. Würden zusätzlich zu den Kosten die Auswirkungen auf Naturschutz und Landwirtschaft einberechnet, müssten die nötigen neuen Trasseeführungen gar «noch schlechter beurteilt» werden, schreibt der Regierungsrat.

Auch andere Punkte finden beim Regierungsrat keine Gnade. Alle gewünschten neuen Bahnhöfe in Waltalingen, Gütighausen/Dätwil, Kleinandelfingen und Winterthur–Wülflingen würden über ein zu geringes Nachfrage­potenzial verfügen, seien zu weit weg vom Siedlungsgebiet oder bereits mit anderen Angeboten erschlossen. In Gütighausen, so die Regierung, habe 2019 die Nachfrage bei 24 Fahrgästen pro Werktag gelegen, in Waltalingen bei 17. Auch die Antwort aus Zürich zu den formulierten Verbesserungen beim Anschluss Stein am Rhein fällt klar aus. Diese würden insgesamt zu einer Verschlechterung des öffentlichen Verkehrs führen.

Bei Linus Meier kommt die Antwort aus Zürich nicht gut an. Der Regierungsrat lasse das Weinland im 21. Jahrhundert links liegen, sagt er. Aber auch das Weinland brauche gute Verbindungen, und nicht erst in 50 Jahren. Er werde sich weiterhin dafür einsetzen.

Antrag Regierungsrat

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