Weinland

Eine Antenne wirft Wellen

176 Personen haben sich die Möglichkeit gesichert, beim Bau der Sunrise-Antenne mitzureden. Wie die Behörde entscheidet, steht noch aus. Gegen die Lage scheint wenig zu sprechen.

von Roland Spalinger
11. Februar 2020

Morgen Mittwoch läuft die Frist ab. Bis dann kann, wer innerhalb des 1,88-Kilometer-Radius der geplanten Sunrise-Antenne im Niederfeld wohnt oder arbeitet, den Baurechtsentscheid für den 50-Meter-Mast verlangen. Diese Möglichkeit wurde rege genutzt: Bis gestern Montag, 14 Uhr, haben dies laut Leo Rolli von der für Baurechtsfragen zuständigen Firma Ingesa 176 Personen getan.

Damit halten sie sich offen, gegen eine Baubewilligung rekurrieren zu können. Entscheidend wird sein, wie der Gemeinderat Andelfingen nach Ablauf der Frist das Baugesuch beurteilt. Dem vorgreifen will und kann Hansruedi Jucker nicht. Allzu viele kritische Punkte gegen das Projekt sieht der Gemeindepräsident, Stand heute, aber nicht.

Ortsbild kaum ein Thema
Seien die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten, «haben wir nicht viele Möglichkeiten», sagt er. Die Höhe des Masts könnte diskutiert werden und der Standort. Kein Prophet, wer sagt, dass dieser, in der Industriezone zwischen Ausbildungszentrum und der Firma Silidur gelegen, kaum das Ortsbild tangiert oder quartierunverträglich sein könnte.

Trotzdem formiert sich heftiger Widerstand. Briefe kursieren, aber auch SMS und WhatsApp-Nachrichten, die auch die «Andelfinger Zeitung» erreicht haben. Der Standort liege «in unmittelbarer Nähe von Schulhäusern und Kindergärten», heisst es. Ebenfalls erwähnt werden die nahe Ausbildungsstätte für Zivilschutz und Feuerwehr, die Sportanlage und die Wohnzone. «Nicht mal 500 Meter» seien diese entfernt.

Wem diese Entwicklung Sorge bereite, der solle den Baurechtsentscheid anfordern und damit gegenüber dem Gemeinderat «ein Zeichen setzen», dass die Bevölkerung dieser Strahlenbelastung kritisch gegenübersteht. Die Sendeleistung betrage 18'000 Watt.

Sunrise: «jederzeit eingehalten»
Sunrise-Sprecherin Therese Wenger schreibt auf Anfrage: «Die Sendeleistung wird im öffentlichen Baugesuch deklariert, ist jedoch insofern irrelevant, als dass die Schweizer Grenzwerte, die 10-fach strenger sind als im Ausland, mit jeder Antenne und jeder Technologie (2G, 3G, 4G, 5G) jederzeit eingehalten werden.» Für die neue Technologie biete Sunrise bereits seit rund einem Jahr verschiedene 5G-Smartphones und 5G-Hotspots an, also Internet-Router.

Gemäss Karte des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) steht in Andelfingen bereits eine 5G-Antenne, und zwar auf dem Isenberg. Sie gehört der Swisscom und hat auch eine andere Funktion: Der Sirenenton, der am letzten Mittwoch im Rahmen des Probealarms zu hören war, kam von dort.

Laut dem jüngsten Brief, anonym von einem «Komitee Moratorium 5G- Antennen Andelfingen» gekennzeichnet, ist dies keine 5G-Antenne. Im Weinland habe es erst eine in Oerlingen. Ziel des Komitees ist ein Moratorium im Gebiet Andelfingen und Kleinandelfingen für die fünfte Generation von Mobilfunknetzen. Dies werde nur für schnelleres Videostreaming und für Onlinegaming genutzt, heisst es weiter.

Swisscom-Chef befürchtet Stau
Swisscom-Chef Urs Schaeppi sagte kürzlich im Tagesgespräch ge­gen­über Radio SRF, die Diskussionen jetzt seien die gleichen wie damals, als der Wechsel von 2G auf 3G kam, was jedoch die Voraussetzung für die Smartphone-Welt gewesen sei. 5G nun sei die Zukunft; die Schweiz, die bisher führend gewesen sei, sei jedoch blockiert. Könne das Netz nicht ausgebaut werden, komme es zum Datenstau. Auf die Reaktionen sei er gespannt, wenn das Netz stocke.

Auch Hansruedi Jucker hat schon andere kritische Stimmen gehört – jene, die sich über ein schlechtes Netz beklagt haben.

Baurechtsentscheid: In Henggart kostet es


Im Herbst mobilisierte eine Sun­rise-5G-Antenne das Dorf Henggart («AZ» vom 13.9.2019). An dem gewünschten Standort bei der Liegenschaft der ehemaligen Firma Fenster Theil hatte der Gemeinderat 2010 und 2014 Gesuche abgelehnt. Den Entscheid für das jetzige Baugesuch hat die Behörde laut Präsident Hans Bichsel aber noch nicht gefällt. «Wir stehen kurz davor», sagt er. Mitbekommen werden das 164 Leute – so viele haben während der Auflagefrist den Baurechtsentscheid verlangt. Im Couvert mit dem Bericht, ob der Gemeinderat das Gesuch bewilligt oder ablehnt, wird dann auch eine Rechnung über 30 Franken sein. Mittels Gemeinderatsbeschluss wurde die Gebühr für diesen Fall tiefer als die üblichen 100 Franken festgesetzt. In Andelfingen (siehe Haupttext) sind baurechtliche Entscheide für Dritte gebührenfrei. (spa)

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