Weinland

Familientradition geht zu Ende

Vier Generationen lang wurde das Restaurant Post von Familie Erb geführt. Mit der Übergabe der Wirtschaft an Robby und Natalie Ulbricht geht diese Tradition zu Ende. Nicht aber die des Weinbaus der Familie.

von Christina Schaffner
03. August 2022

Die Wirtschaft zur Post in Volken ist seit vielen Jahren ein beliebter Treffpunkt im Flaachtal. Anna Erb, die den Betrieb in der vierten Generation führt, ist für ihre gute bürgerliche Küche weitherum bekannt und beliebt. Und auch für die wunderschön blühenden Orchideen auf der Fensterbank. Altershalber übergibt sie nun den Gastbetrieb in jüngere Hände.

Da keines ihrer vier Kinder diesen weiterführen möchte, hat sie einen Pächter gesucht. Ihre Kinder haben alle erfolgreich einen anderen Beruf gelernt. «Leider nicht im Gastgewerbe», bedauert sie. 1887 kaufte die Familie den Betrieb. Seit 1987, seit der Heirat mit Richard Erb, gehört Anna Erb dazu. «Wir haben uns hier etwas aufgebaut, haben seit 25 Jahren dieselbe Speisekarte», erklärt die Wirtin. Sie kochte stets mit regionalen und frischen Produkten. Zunächst hatte sie mit den kleinen Kindern im Rebberg geholfen, der ebenfalls der Familie gehört. Später, als die Schwiegermutter nicht mehr in der Küche stehen konnte, übernahm sie diese.

Weinbau weiter Familiensache
Von Annas Kindern konnte sich Sohn David aber für den Weinbau begeistern und besuchte ab 2011 berufsbegleitend die höhere Fachschule zum Weinbautechniker. Er übernahm nach dem Tod des Vaters diesen Zweig. Im Keller neben der Wirtschaft keltert er die familieneigenen Weine und kreiert auch neue. Den Weinbau wird er auch nach dem Wirtewechsel betreiben und damit auch weiterhin das Restaurant zur Post beliefern. Der Gast findet also weiterhin seine gewohnten Weine im Sortiment. Für die Nachfolge suchte Anna Erb deshalb seit Längerem geeignete Pächter. Mit Robby und Natalie Ulbricht hat sie diese nun gefunden. Robby Ulbricht ist seit 35 Jahren in der Gastronomie in verschiedenen Bereichen tätig – «von der Pommesbude bis zum Sternerestaurant» habe er alles gemacht. Zuletzt führte er ein Lokal in Arbon. «Es geht mir nicht darum, unbedingt eine eigene Gastwirtschaft zu haben», sagt er, «aber die Post in Volken ist genau das, was zu mir passt.» Er werde die Wirtschaft ähnlich weiterführen und vielleicht im einen oder andern Punkt ergänzen. «Ich trete in grosse Fussstapfen, was nicht einfach wird.»

«Austrinkete» und Neuanfang
Leicht angepasst werde die Speisekarte, Regionalität und Frische seien dabei aber weiter wichtig. Seine Frau Natalie Ulbricht, vielen in der Region als Physiotherapeutin in Dorf bekannt, ist mit ihm am Betrieb beteiligt und wird freitags und samstags im Restaurant mithelfen. Daneben haben die bisherigen Bedienungen ebenfalls zugesagt, auch für sie weiterzuarbeiten, was Robby und Natalie Ulbricht sehr freut.

Noch bis zum 13. August wird Anna Erb ihre Gäste wie gewohnt bewirten und am letzten Tag zur «Austrinkete» einladen. Danach ist die Wirtschaft wie immer im Sommer für zwei Wochen geschlossen. Am Dienstag, 30. August, eröffnen Robby und Natalie Ulbricht dann ihr Restaurant Post unter dem Motto «Guter Geschmack ist keine Glückssache».

Es wird wie bisher von morgens um 9 Uhr bis spätabends geöffnet sein – ausser an den Ruhetagen Sonntag und Montag (bisher Sonntag und Mittwoch). Wobei sie auch dann für angemeldete Feiern öffnen werden. «Wir halten die Traditionen hoch», sagt Robby Ulbricht, «auch wenn ein wenig Modernes hinzukommt.» Die Gäste sollen sich auch im neuen Rahmen wohlfühlen – wie bisher bei Anna Erb.

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