Weinland

Gastrolernende gehen am Valentinstag auf tutti

Damit ihre fünf Lernenden trotz Lockdown am Ball bleiben können, bieten vier Speiselokale gemeinsam ein Valentinstagmenü zum Abholen an.

von Silvia Müller
12. Februar 2021

Zweisamkeit bei einem tollen Essen – auch das gibts dieses Jahr am 14. Februar nur zu Hause, so viel ist klar. Die Frage ist eher: Wer von den beiden steht dafür stundenlang in der Küche? Niemand! Diese sympathische Antwort bieten die vier Restaurants an, die sich seit dem ersten Lockdown zu «Gastro Stammertal» zusammengeschlossen haben: der «Hirschen», das «Schwert», der «Adler» und das «Schloss Schwandegg». Ihr edler Dreigänger kann abgeholt oder nach Hause bestellt werden.

Die Idee dahinter sei, den fünf Lernenden in Küche und Service endlich wieder eine Gelegenheit zu geben, von A bis Z für die Bewirtung von Gästen verantwortlich zu sein. «So können die Jugendlichen trotz der geschlossenen Restaurants Erfahrungen sammeln», sagt Daniela Zimmermann, Wirtin des «Schwerts».

Die Vorbereitungen laufen schon länger, und seit dieser Woche stehen die Lernenden in der geräumigen «Schwert»-Küche endlich mal wieder voll im Einsatz. Am Mittwoch zum Beispiel haben sie die herzförmigen Ravioli vorbereitet. Sie sind Teil des Hauptgangs, für den Leon Reutimann vom «Hirschen» verantwortlich ist: Gefüllte Pouletbrust mit Rüebliravioli an Dörrtomatensauce. Sein Teamkollege Marcel Steiner steht wie er kurz vor der Lehrabschlussprüfung und kann mit der Vorspeise den Ernstfall üben: Forellenmousse, Randenterrine und bunter Linsensalat. Rebecca Kurhajek ist im ersten Lehrjahr im «Schwert» und steht hinter dem Dessert: Schoggi-Birnen-Schnitte. Die beiden angehenden Restaurationsfachfrauen des «Hirschen», Eileen Hagmann und Lara Herren, gestalten spezielle Servietten und den Valentins-Drink, der als Müsterli und als Rezept ebenfalls mitgeliefert wird.

Endlich im Real-Time-Einsatz
Dieses Menü sei von den Lernenden selbst erarbeitet worden und bewusst so gewählt, dass sie wieder mal alle wichtigen Grundtechniken im grossen Stil üben könnten, sagt Daniela Zimmermann. «Das ist uns allen wichtig und die Hauptmotivation für diese Aktion, denn die jungen Leute können seit Monaten nicht so viel Erfahrungen sammeln wie sie eigentlich müssten.» Seit die Restaurants geschlossen sind, sind die «Stifte» in der Gastronomie oft zu Hause. Die Wirte geben den jungen Frauen und Männern Spezialaufgaben, mit denen sie die Familie bekochen und bewirten sollen, um ausbildungsmässig am Ball zu bleiben.

«Natürlich versuchen wir, sie auch sonst zu unterstützen und zu beschäftigen, beispielsweise indem sie tageweise bei den Lieferanten und Produzenten unserer Ausgangsprodukte hinter die Kulissen blicken dürfen», so Daniela Zimmermann. Doch abgesehen davon hätten sie ausser dem einen Tag Berufsschule in der Woche wenig Abwechslung. «Und vor allem haben sie schon seit Längerem keine Einsätze unter realitätsnahen Bedingungen.» Deshalb sind die fünf Nachwuchs­gastronomen am Valentinstag für alles selbst verantwortlich: Für die Menü­gestaltung, die Rezepte, die Kalkulation, den Einkauf, die Zubereitung und das Anrichten und Ausliefern an die Kunden.

Alle packen an
Das Menü für 45 Franken kann bis spätestens am Sonntagmorgen um 10 Uhr telefonisch bestellt werden – frühere Reservationen erleichtern dem Team die Arbeit aber natürlich enorm. Abholort ist der Schwertsaal in Oberstammheim – er ist gross genug, um die Corona-Regeln einhalten zu können. Auch blumige Valentinsmitbringsel der Guntalinger Floristin Doris Ulrich können gleich dort gekauft werden.

Die Gastronomen des «Adlers» und des «Schlosses Schwandegg», die momentan selbst keine Auszubildenden beschäftigen, unterstützen beim Schöpfen und Bereitstellen. Auf Wunsch liefern sie das Essen auch direkt nach Hause: Im Stammertal ist dieser Service gratis, weiter weg kostet er 10 Franken.

Erfolgreiches Lockdown-Label
Dies ist die zweite gemeinsame Take-away-Aktion der vier Lokale. Die Premiere am 1. Mai kam sehr gut an in der Bevölkerung. Auch an den Adventssonntagen haben die vier Lokale zu Take-aways und Corona-konformen Bewirtungen eingeladen, damals aber abwechselnd. «Diese Adventsanlässe waren ebenfalls erfolgreich. Das zeigt uns, dass wir zusammen noch besser wahrgenommen werden als einzeln», sagt Daniela Zimmermann. Auf die Idee des gemeinsamen Labels «Gastro Stammertal» seien sie zu Beginn des Lockdowns gekommen, eher aus der Not heraus. Doch nun wolle man es beibehalten, auch wenn – hoffentlich bald – wieder normale Zeiten herrschen. «Wir treffen uns seither alle zwei, drei Wochen, um uns über unsere Si­tua­tion auszutauschen und Ideen zu besprechen. Es war ein sehr guter Schritt. Wir werden auch in Zukunft regelmässig gemeinsame Sache machen.»

Bestellung bis Sonntag, 14. Februar, 10 Uhr unter 052 745 11 14 oder info@schwert.ch.
Abholung von 11.30 bis 13.30 Uhr im Schwertsaal, Oberstammheim

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