Weinland

Heimat für 15'000 «Damen»

Derzeit baut Lukas Holderegger mit Helfern an seinem neuen Legehennenstall. Fast alle verwendeten Balken wurden aus Käferholz gesägt.

von Christina Schaffner
05. Juni 2020

In gut drei Wochen wird der neue Legehennenstall von Lukas Holderegger bezugsbereit sein. Dann werden im Wiler 15'000 «Damen», wie er seine fleissigen Hennen nennt, sowie 20 Güggel einziehen. Sie werden einen vollautomatisierten Stall auf modernstem Stand der Technik zur Verfügung haben, einen überdachten Aussenbereich sowie 40'000 Quadratmeter Weidefläche. «Es steht mehr Platz zur Verfügung als vorgeschrieben», sagt der Jungbauer bei einer kurzen Führung. «Die Hühner sollen es schön haben bei uns.»

Die Hähne sind nicht nur da, um die Hühner zu erfreuen, sondern auch, um die Gesundheit der «Damen» zu überwachen. «Die Güggel sind ein Spiegel dafür, wie es der Herde geht», erklärt Lukas Holderegger. «Werden sie von den Hühnern aussortiert, geht es ihnen nicht gut.» Zudem seien sie wie Wächter, die die Hennen bei Gefahr warnten, da sie als Erste wegrennen würden, so der Landwirt weiter. In einem nächsten Schritt könnten noch Alpakas mit auf der Weide gehalten werden. «Die arbeiten wie Schutzhunde und gehen auf Hühnerräuber wie Füchse los.»

Anbauten aus Käferholz
Bis es aber so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Gearbeitet wird seit Anfang Jahr an der Ausstattung des Stalls. Das Grundgerüst des 60 Meter langen Gebäudes stand bereits, da dort zuvor Hühnermast betrieben wurde. Aussen hat es sich verändert: Zur Strasse hin entstand ein Anbau, in dem die Eier per Roboter verpackt und gekühlt werden. Auf der Wiesenseite kam ein überdachter Aussenbereich. Die Balken dafür stammen aus dem Dorfemer Wald der Familie Holderegger und wurden aus dort geschlagenem Käferholz auf dem Hof gesägt («AZ» vom 10.12.2019). 70 Kubikmeter Balken plus 100 Quadratmeter Gerüstläden aus den Schwartenbrettern wurden verbaut. Was sich vom Käferholz nicht zum Bauen nutzen liess, wurde gehäckselt und in der eigenen Schnitzelheizung verbrannt.

Das Innere des Stalls räumte Lukas Holderegger nach dem Abtransport der letzten Mastpoulets aus und liess eine vollautomatische Anlage einbauen: In der Höhe bietet sie Schlaf- und Futterplätze sowie verdeckte Legebereiche. Auf den Boden kommt Streu, damit die Hennen scharren können. Die Anlage transportiert nicht nur Futter, Wasser und Luft in den Stall, in dem sich alle Hühner frei bewegen können, sondern auch Kot auf die eine und die Eier auf die andere Seite. «Das erleichtert die Arbeit ungemein», sagt Lukas Holder­egger, der jeden Tag vor Ort sein wird, um alle Funktionen zu überprüfen. Zusätzlich übernehmen Angestellte die Qualitätskontrolle beim Eierverpacken.

Huhnpatenschaft möglich
Weil Lukas und Angie Holderegger die Eierproduktion mehr liegt als die der Mastpoulets, entschlossen sie sich zum Umbau. Für die rund 14'000 Eier pro Tag hat Lukas Holderegger mit der Migros einen Abnahmevertrag geschlossen. Die Eier, die zu klein oder zu gross sind, werden sie selber vermarkten – direkt ab Hof. Auch Patenschaften für ein Huhn – eine Idee seiner Frau – können bei ihnen abgeschlossen werden. Für den Paten gibt es nicht nur eine Urkunde «seines» Huhns und eine Betriebsbesichtigung, sondern auch ein Jahr lang fast jeden Tag ein Ei. Die Eier werden von ganz klein dann immer grösser – so wie auch das Huhn sich entwickelt.

Nach einem Jahr kommen alle Hennen in die Schlachterei und werden danach als Suppenhuhn-Fleisch auf den Markt gebracht. «Diese Zweitverwertung ist der Migros und auch uns sehr wichtig», betont Lukas Holderegger. Er sei skeptisch gewesen, ob sich das Fleisch gut nutzen lasse. Seine Frau Angie überzeugte ihn aber auch dabei, indem sie ihm feine Gerichte kochte, in denen Fleisch von alten Hühnern Verwendung fand.

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