Der Naturschutzverein Flaachtal wurde mitten in der Pandemie am 30. Juni 2020 gegründet. Sophie Baumann war von Anfang an Präsidentin, kündigte aber damals bereits an, nach drei Jahren aufhören zu wollen (AZ vom 3.7.2020). Ihre Suche nach einer Nachfolge lief ins Leere. Nun löste sich der Verein an der 6. Generalversammlung am 30. April 2025 auf. Er bot Exkursionen wie auch Mitmachaktionen und Informationsveranstaltungen rund um die Pflanzen- und Tierwelt an.
Entstanden ist der NVF nach der Auflösung des Natur- und Vogelschutzvereins Bezirk Andelfingen an dessen 92. GV am 22. März 2019. Bereits hier hatte Sophie Baumann ab 2009 das Präsidium geführt. Damals hiess es, der Bezirk sei zu gross, um alle Bereiche abzudecken. Einige blinde Flecken, darunter das Flaachtal, sollten direkt besetzt sein. «Wir dachten, mit einem Verein vor der Tür klappe das besser», so Sophie Baumann am Mittwochabend. Dies erwies sich als Irrglaube, denn trotz 47 Mitgliedern war die Resonanz beim NVF gering. Aktuar Andi Lischke ermunterte die Anwesenden an der Auflösungs-GV des NVF, sich anderen Naturschutzvereinen des Weinlands anzuschliessen, denn auch die «können Unterstützung brauchen»
Der harte Kern wird als Naturschutzgruppe weitermachen – so die gute Nachricht an der sechsten Generalversammlung des Naturschutzvereins Flaachtal (NVF) am vergangenen Mittwochabend im Restaurant Calamansi in Flaach. Aber den Verein wird es nicht mehr geben, denn dieser wurde aufgelöst. Einstimmig von den 13 anwesenden Stimmberechtigten.
Die geringe Zahl an Stimmberechtigten, die an der GV teilnahmen, zeigte, wie wenig Interesse die aktuell 47 Mitglieder am Weiterbestehen hatten. Kein Aufschrei, als die Auflösung angekündigt wurde. «Ich bin enttäuscht, dass gar keine Reaktionen dazu von den Mitgliedern kamen», sagte Präsidentin Sophie Baumann an der Versammlung. Und auch am Abend selber kamen weder Fragen noch Anmerkungen dazu.
Zäh, Menschen zu begeistern
Wie zäh es ist, Menschen zum Mitmachen zu motivieren, hatte Sophie Baumann bereits bei Veranstaltungen und Aufgabenverteilungen in den letzten Jahren erlebt. Für die Amphibien-Strassensperre zwischen Dorf und Hünikon im Frühjahr suchte sie jeweils Freiwillige, die dies für die 30 Tage übernehmen würden. «Ich kam mir vor wie eine Hausiererin», sagte sie. Ihr Anliegen hätten sich die Leute angehört, aber dankend abgelehnt. Bei angebotenen Exkursionen am frühen Morgen stand sie alleine da. Die Rotmilanzählung im November und Januar interessierte auch niemanden.
Nur die kleine Truppe um den vierköpfigen Vorstand (zuletzt: Sophie Baumann als Präsidentin, Marianne Fischer als Kassiererin, Andi Lischke als Aktuar und Stephanie Kobza als Beisitzerin) und ganz wenige Einzelpersonen brachten sich ein. «Die Belastung des Vereins mit dem Vermögen wurde zur Bürde», sagte Sophie Baumann. «Durch die Auflösung purzeln dicke Steine von mir.»
Noch bis Ende des Jahres wird es das angebotene Programm des Vereins geben. Sobald alle Aufgaben erfüllt, alle Rechnungen bezahlt und die Finanzen geregelt sind, legt auch der Vorstand seine Arbeit nieder. «Uns ist eine korrekte rechtliche und finanzielle Auflösung wichtig», betonte Sophie Baumann.
Vereinsvermögen wird aufgeteilt
Das gut 40 000 Franken umfassende Vereinsvermögen wird aufgeteilt. Das Geld aus dem Fischadlerfonds – entsprechende Nisthilfen wurden gepflegt – geht an die Greifvogelstation in Berg am Irchel. Jede der fünf Flaachtalgemeinden (Berg und Buch am Irchel, Dorf, Flaach und Volken) bekommt 1000 Franken, um Bäume zu pflanzen. Das restliche Vereinsvermögen soll nach Begleichung aller Rechnungen unter die anderen Naturschutzvereine im Weinland aufgeteilt werden.
Aus Dachsen und dem Stammertal waren Vertreter gekommen, um ihr Bedauern über die Auflösung auszudrücken. «Es ist traurig, dass das Flaachtal nun vereinsmässig so verwaist ist», sagte Gabriela Bachmann, Präsidentin des Naturnetz Stammertal, das 2020 durch das Engagement und mit finanzieller Anschubhilfe des NVF entstanden ist. Dieter Baach, Präsident des Naturschutzvereins Dachsen, dankte für die Arbeit des Vorstands und gab zu bedenken, dass ein Verein zwar schnell aufgelöst sei, aber nicht so schnell gegründet werden könne. Zudem lobte er Sophie Baumanns «unheimliche Schaffenskraft», die sie immer wieder an den Tag gelegt habe.
Sophie Baumann will sich auch weiterhin für die Natur einsetzen, ohne Verpflichtungen. «Wir machen als Aktivgruppe weiter, solange wir aktiv genug sind», versicherte sie. Denn das Rentenalter hat sie wie der grösste Teil der engagierten Männer und Frauen um sie herum bereits erreicht. Ihre jährlichen Einsätze umfassen Vogelzählungen und Nistkastenbetreuungen ebenso wie Neophyten-Jäten in den Thurauen.
Und doch schwingt bei ihr eine leise Hoffnung mit: «Vielleicht finden sich ja irgendwann wieder junge Leute, die gemeinsam etwas für die Biodiversität tun wollen.»
Naturschutzverein löst sich auf