Wenn Alessandro Festa über seine Teilnahme beim Team Rynkeby spricht, wird schnell klar, dass es ihm um mehr geht als um Sport. «Es ist eine Herzensangelegenheit», sagt der 57-jährige Feuerthaler. Er möchte denjenigen etwas zurückgeben, mit denen es das Schicksal nicht gut gemeint hat. Da in seiner Familie jemand an Krebs erkrankt ist, weiss er nur zu gut, wie schwer es für Betroffene und Angehörige sein kann. «So eine Diagnose ist schmerzhaft. Da nehme ich die Schmerzen auf dem Rad gern in Kauf.»
Seit rund 20 Jahren ist er auf dem Rennrad unterwegs, hat an Rennen wie dem Gran Fondo in Italien teilgenommen. Doch die Sternfahrt mit dem Team Rynkeby sei etwas völlig anderes: Ihm sei bewusst, dass er an seine Grenzen kommen werde. Es werde wehtun – aber es lohne sich, sagt er. Die Idee, bei der Sternfahrt mitzufahren, entstand für Alessandro Festa bei seinem Nebenjob: in einem Bike-Shop in Niederglatt. Eines Tages stand ein Kunde vor ihm, von Kopf bis Fuss ausgestattet mit der markanten gelb-schwarzen Rynkeby-Ausrüstung. Schnell kam er mit ihm ins Gespräch und erfuhr von der grossen Spendentour quer durch Europa. Der Gedanke, auf diese Weise etwas für andere zu bewegen, liess ihn nicht mehr los. Schon kurz darauf bewarb er sich für das Team Rynkeby Schweiz – denn mitfahren darf nicht jeder: Nur wer ins Team passt und Teamgeist beweist, wird aufgenommen. Für ihn stand fest: Diese Chance wollte er nutzen.
Seine Begeisterung sprang rasch auf sein Umfeld über. Nach seiner Zusage durfte er selbst nach drei Teammitgliedern suchen – und gab eine kleine Annonce auf, um weitere motivierte Fahrer zu finden. Rund 15 Interessierte meldeten sich daraufhin, drei davon kristallisierten sich schnell als ernsthafte Kandidaten heraus. Einer von ihnen ist Fabio Dalle Feste. Der 56-jährige selbständige Sanitärinstallateur aus Feuerthalen ist zweifacher Vater und fährt seit Jahren leidenschaftlich Rennrad.

Ein europäisches Projekt
Team Rynkeby ist längst mehr als nur eine Velotour. Jedes Jahr starten über 2000 Fahrerinnen und Fahrer aus ganz Europa, um Spenden für Kinder mit schweren Krankheiten zu sammeln. Die Tradition begann 2002 in Dänemark – inzwischen sind 68 Teams aus verschiedenen Ländern dabei.
Jeder Teilnehmende trägt die Kosten für Velo, Kleidung, Unterkunft und Verpflegung selbst – rund 4000 Franken pro Kopf. Manche finden private Sponsoren, die Extras wie Benzin für Begleitfahrzeuge oder Schulungswochenenden bezahlen. Auch Alessandro Festa wird von einem privaten Sponsor unterstützt: Ein Teil der Sponsorenleistung wurde direkt an die Krebsforschung überwiesen, der andere Teil deckt seine Ausgaben mit ab – unter der Bedingung, dass er die ganze Strecke durchzieht und seinen Sponsor regelmässig mit Fotos und Updates auf dem Laufenden hält.
Die zentralen Kosten des Projekts – etwa Organisation, Logistik und Marketing – trägt der Saftkonzern Eckes-Granini mit Marken wie «Rynkeby», «God Morgon» und «hohes C» gemeinsam mit den begünstigten Organisationen. Symbolisch radelt auch Alexander Eckes von Eckes-Granini selbst mit.
Morgen früh startet das 42-köpfige Schweizer Team in Zürich. In acht Etappen führt die Route über Deutschland, das Elsass, Luxemburg und Belgien bis nach Paris: rund 1200 Kilometer, 8200 Höhenmeter – eine gewaltige Strecke. «Wir trainierten zwischen sechs und zwölf Stunden pro Woche, insgesamt haben wir über 1000 Kilometer Vorbereitung in den Beinen», erzählt Alessandro Festa.
Für ihn geht es am Ende um mehr als um das sportliche Ziel. Am 12. Juli werden mehr als 2500 Fahrerinnen und Fahrer gemeinsam in Paris einrollen – ein emotionaler Moment für alle. Noch wichtiger ist ihm aber, was danach kommt: die Übergabe der Spendengelder an die Kinder-Krebshilfe Zürich. Es gehe darum, Mut zu machen. Ein Zeichen zu setzen für Familien, die kämpfen müssten. Jeder Tritt in die Pedale solle zeigen: Ihr seid nicht allein, sagt er. So werde jeder Kilometer zu einem Kilometer voller Hoffnung.
Radeln für den guten Zweck