Spiel, Spass, Verständigung

Dachsen - In der Badi Bachdelle erleichtert seit Kurzem eine farbenfrohe Kommunikationstafel die Verständigung. Sie richtet sich an Menschen mit Sprachschwierigkeiten und soll mehr Teilhabe ermöglichen.

Stefanie Tumler (st) Publiziert: 22. August 2025
Lesezeit: 3 min

Direkt beim Kinderplanschbecken der Badi Bachdelle steht seit Kurzem eine besondere Tafel: 66 Symbole ermöglichen einfache Sätze und Aussagen ohne gesprochene Sprache. Mit diesen Bildern des Metacom-Systems können Badigäste Wünsche äussern, Fragen stellen oder ins Spiel einsteigen – unabhängig von Alter, Sprachkenntnissen oder Kommunikationsfähigkeit.

Der Anstoss kam von Sabine Bolli aus Dachsen. Ihr Sohn Luan lebt mit einem seltenen Gendefekt. Betroffen ist das Gen PSMC5 – weltweit sind nur rund 50 weitere Fälle bekannt, alle mit unterschiedlichen Mutationen. Luan kann nicht sprechen und ist in seiner Entwicklung stark verzögert. «Er wird geistig und körperlich nie den Stand eines normal entwickelten Erwachsenen erreichen, da sich der Unterschied zu Gleichaltrigen seit seiner Geburt stetig vergrössert», sagt seine Mutter. Sie frage sich, ob Luan geistig je über den Entwicklungsstand eines Kindes hinausgelangen werde. Momentan entspreche das Spielverhalten des Vierjährigen etwa dem eines Zweijährigen.

Im Familienalltag teilt sich Luan via Gebärdensprache und mithilfe eines iPads mit, auf dem rund 80'000 Symbole gespeichert sind. Dar­auf sind Dutzende Kategorien, die zu noch mehr Unterkategorien führen. Wichtig für ihren Sohn seien ausserdem feste Strukturen, welche zum besseren Verständnis beitragen: Zu Hause hängt ein Wochenplan mit Symbolen, auf dem die Mutter jeden Abend den nächsten Tag vorbereitet. In der Badi sei das iPad aber unpraktisch, und andere Kinder verstünden seine Gesten oft nicht. Mit der neuen Tafel könne er einfacher ins Gespräch kommen – und ganz nebenbei Teil der Gruppe werden.

Gemeinde setzt Idee um

Den Input lieferte Sabine Bolli im letzten Jahr, als die Gemeinde Vorschläge fĂĽr die Verwendung des Preisgelds aus «Schweiz bewegt» sammelte, welches jedoch im Sportbereich eingesetzt werden musste. «Die Idee liess mich aber nicht mehr los – die Tafel sollte trotzdem ermöglicht werden», erinnert sich Gemeinderätin Andrea Amato-Felder. Als Sozialreferentin habe sie sich im Gemeinderat stark dafĂĽr eingesetzt – mit Erfolg. Gemeinsam wählten die beiden aus ĂĽber 19'000 Symbolen 66 passende aus. Grundlage waren Standardtafeln des Autismusverlags, doch die beiden wollten eine auf die Bachdelle zugeschnittene Kommunikationstafel erstellen. «Die Kinder sollen ĂĽber Dinge reden können, die sie hier in der Bachdelle tatsächlich erleben», sagt Amato-Felder. 

So findet sich auf der Tafel auch der markante Dachsemer Bunker oberhalb des Badieingangs – jener Ort, von dem im Sommer unzählige Kinder in den Rhein springen.

Kleine Kosten, grosse Wirkung

Die Kosten für die Tafel beliefen sich auf knapp 300 Franken – eine kleine Investition mit grosser Wirkung. Auch Touristen, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen und gesunde Kinder nutzen die Symbole gern, um ins Gespräch zu kommen. Für Luan bedeutet die Tafel mehr als nur ein Hilfsmittel: Wenn er das richtige Bild auswählt und verstanden wird, strahlt er stolz.