Weinland

Störche zurück im Flaachtal

Seit 1950 gilt der Storch im Flaachtal als ausgestorben. Jahrelang bemühte sich Andreas Lischke, Störche wieder hierher zu locken. Mit Erfolg: Erstmals brütet wieder ein Paar in der Region.

von Christina Schaffner
03. April 2021

Ein schönes Bild zeigt sich neben dem Stall des Bungerthofs: Ein Storchenpaar hat auf einem Pfahl ein Nest gebaut. Und seit Donnerstag liegt sogar das erste Ei darin, weitere sollen, so die Erwartung, bis Mitte April folgen. «Ich hatte gehofft, dass sie sich hier niederlassen», sagt Andreas Lischke, Leiter der Greifvogelstation der Stiftung Paneco. Auch wenn sich der Turm mit dem Nest auf deren Boden befinde, sei dies doch sein Privatengagement. «Zehn Jahre lang habe ich leider ohne Erfolg versucht, den Storch in Flaach wieder anzusiedeln», erzählt er. Dies ist nun nach drei Jahren Engagement in Berg am Irchel gelungen.

Dafür hat er die Störche mit einem Trick überlistet. «Störche lassen sich da nieder, wo auch andere Störche sind», erklärt er. Um ihnen diese Anwesenheit vorzugaukeln, stellte er einen lebensgrossen Plastikstorch auf. Bereits eine Woche später kreiste der erste Storch über dem vermeintlichen Artgenossen. Und im vergangenen Jahr hielt sich ein Paar im Flaachtal auf und begann in Berg am Irchel mit dem Nestbau. Allerdings erst nach der Brutzeit. Während die Störchin den Winter über weggezogen war, habe ihr Partner sich manches Mal auf dem Mast gezeigt, berichtet Andreas Lischke. Seit der Schnee weg ist, sind beide dort zusammen zu sehen.

Die letzten Schweizer Störche wurden im Flaachtal 1950 bei der Ziegelhütte registriert. Danach galten sie als ausgestorben. 1965 schmuggelte Max Bösch Algerische Störche in unser Land, um sie hier wieder anzusiedeln. «Er hat damit die Genetik durcheinandergebracht», sagt Andreas Lischke. Während Schweizer Störche das Zugvogelgen haben und nach Afrika fliegen, bleiben Algerische Störche, wo sie sind. Aber diesem Engagement ist es trotzdem zu verdanken, dass es mit der Population in der Schweiz aufwärts geht – auch wenn nicht alle Störche nach Spanien und Afrika ziehen.

Die Wiederansiedelung des Storchs hier im Flaachtal sieht Andreas Lischke als «Lottogewinn». Früher hätten sich Störche rund um Auffangstationen für verletzte Artgenossen angesiedelt – weil sie sich eben immer dort niederlassen, wo bereits andere Störche sind. Deshalb gebe es zum Beispiel im Zoo Zürich eine so grosse Population. Störche sind diesbezüglich anders als Vogelarten, die dorthin zurückkehren, wo sie geboren und aufgewachsen sind. Gerade das macht es so schwierig, sie wieder anzusiedeln. Gezielt kranke Störche aufzupäppeln, um damit weitere anzuziehen, werde heute nicht mehr praktiziert.

Andreas Lischke ist glücklich über seinen Erfolg – und über die grösstenteils positiven Rückmeldungen aus dem Dorf. «Der Storch passt perfekt in die Thurauen. Er gehört einfach hierher», findet der Vogelexperte. Nun hofft er, dass das Bergemer Paar mehrere Junge aufziehen wird und sich in den nächsten Jahren weitere Störche hier niederlassen. Nisthilfen gibt es bereits an verschiedenen Orten in den Thurauen – sie müssen nur noch angenommen werden.

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