Touristen die Region zeigen

Rheinfall - Seit sechs Jahren steuert Heinz Büchi Schiffe auf dem Rhein. Dabei bringt er Ausflüglern dreisprachig die Gegend und den grössten Wasserfall Europas näher.

Christina Schaffner (cs) Publiziert: 12. August 2025
Lesezeit: 4 min

Sicher und gekonnt steuerte Heinz Büchi das Schiff die letzten Meter auf den Rheinfall zu. Fast so, als ob er hindurchfahren würde. Dann nahm er Gas weg, das Boot trieb rückwärts. Die Gischt des Wasserfalls benetzte dabei die Passagiere, die laut auflachten. Eine willkommene Abkühlung an einem heissen Sommertag. Gleichzeitig zückten sie ihre Handys und Kameras, um den Augenblick festzuhalten.

An diesem Freitagnachmittag steuerte der Buchberger Heinz Büchi für seinen Arbeitgeber Ernst Mändli AG das Boot auf der 30-minütigen kleinen Rundfahrt am Rheinfall. Vom Schlössli Wörth aus brachte er die Gäste bis nach Dachsen, erzählte auf Deutsch, Französisch und Englisch, dass es wegen der Blüte des Flutenden Hahnenfusses Schaum auf dem Wasser habe – und wo der Grenzstein stehe, der die Schweiz und Deutschland trenne. Dieser Teil war geruhsam. Erst am Schluss kam es zum oben beschriebenen Höhepunkt. Dreimal waren die Gäste zum Greifen nah am Naturschauspiel.

Schwimmen ist unmöglich

«Schwimmen kann man hier nicht», warnte Heinz Büchi. Das Wasser sei derart sauerstoffhaltig, dass jeder Körper sofort wie ein Stein untergehen würde. «Mit dem Boot oder auch mit Rettungsweste ist das aber kein Problem», beruhigte er anschliessend. Ehrfürchtig schauten die Mitfahrenden auf das aufgewirbelte Wasser, das je nach Tageszeit in eine andere Richtung strömt.

Heinz Büchi machte vor sechs Jahren den Motorbootführerschein B1. Dieser berechtigt, bis zu 60 Passagiere zu fahren. Die Konzession von Heinz Büchi gilt vom Rheinfall bis Rheinfelden. Neben dem umfangreichen theoretischen Teil umfasst die Ausbildung 450 praktische Stunden auf dem Wasser. 

Umfangreiche Ausbildung

Er lernte das Schleusen in Rheinau, das Verhalten bei besonders viel wie auch extrem wenig Wasser sowie auf Strömungen zu achten. Natürlich gehörten auch Vorfahrtsregeln sowie das Verhalten bei Begegnungen mit Schwimmern, Ausflüglern und anderen Schiffen zur Ausbildung dazu.

«Im Sommer ist das manchmal sehr stressig», sagte er. Schwimmer, von denen nur die Köpfe in nahezu derselben Farbe wie die der Umgebung zu sehen seien, erforderten höchste Aufmerksamkeit. «Wir sind froh, wenn sie leuchtende Säcke dabeihaben oder bunte Hüte tragen.» Abends sei er jeweils geschafft und froh, wenn er nicht mehr als zwei oder drei Tage hintereinander dieser Tätigkeit nachgehe und einen oder zwei Tage frei habe. Denn für den pensionierten Heinz Büchi ist es eine Nebentätigkeit, ein schöner Ausgleich zum Renterdasein.
 
Der 71-Jährige, der als Aussendienstler viel unterwegs war, geniesst auf den Booten die Nähe zur Natur – und den Kontakt zu den Passagieren. Um fit für die Saison zu sein, werden im Betrieb jedes Jahr im Frühjahr die obligatorischen «Sicherheitsrollen», das Auffrischen der Grundkenntnisse, durchgeführt. Dazu gehören «Mensch über Bord-Manöver» ebenso wie der Umgang mit einem Motorausfall oder Brand der Motoren.

Allein für alles zuständig

Souveränität gehört bei der Tätigkeit dazu. Während der Fahrt und bis zum Aussteigen müssen die Gäste sitzen bleiben. Mit Schulklassen erfordere das zum Teil mehr Aufmerksamkeit, erzählte der Bootsführer, aber in der Regel würden alle auf ihn hören. Da kein zweiter Angestellter an Bord ist, übernimmt Heinz Büchi neben Steuern und Erklären auch das Festmachen beim Anlegen und das Lösen der Leinen beim Ablegen. Und natürlich auch die Ticketkontrolle. Die Anzahl Passagiere wird in eine Tabelle eingetragen. 

Einsätze wetter- und saisonabhängig

An zwei bis fünf Tagen pro Woche ist Heinz Büchi zwischen Ostern und Mitte Oktober je nach eingeteilter Schicht bis zu acht Stunden mit Ausflugsbooten im Rheinfallbecken oder mit besonderen Fahrten wie «Schiff & Wein», «Brunchschiff» oder der «Schleusenfahrt nach Eglisau» unterwegs. Oder auch mit angekündigten Gruppenfahrten, bei denen das Essen vorbestellt werden kann. Wie so oft ist das aber wetter- und saisonabhängig.
 
Für Heinz Büchi ist der Dank der grösste Lohn. «Es macht mir Freude, wenn die Leute zufrieden vom Boot gehen», sagte er. Besonders, wenn er ihnen etwas erzählen konnte, das sie noch nicht wussten.