Weinland

Turm zur Feier der AHA-Fusion

Die drei fusionierenden Gemeinden gleisen zur Feier ein Bauprojekt auf: einen Aussichtsturm just im Schnittpunkt ihrer heutigen Grenzen. Anfang 2023 sollen die Stimmberechtigten über den Kredit entscheiden.

von Silvia Müller
01. April 2022

«Grosses Ja zur kleinen Fusion» titelte die AZ am 30.11.2021 nach der Abstimmung zur Fusion der Politischen Gemeinden Andelfingen, Humlikon und Adlikon. Knapp ein Jahr zuvor hatten Kleinandelfingen, Thalheim und Henggart die «Grossfusion» aller sechs Gemeinden samt Schulgemeinden bachab geschickt.

Schon im ersten Anlauf deutlich zugestimmt hatten hingegen Adlikon und Humlikon. Die beiden kleinen Gemeinden sahen wenig Sinn in einer eigenständigen Zukunft und wandten sich deshalb an Andelfingen mit der Bitte um Eingemeindung. Und sie bekamen das Ja der Stimmberechtigten zur AHA-Fusion ab 2023.

Die neue Behörde wird im September 2022 gewählt. Sie wird beim Amtsantritt ein weit gediehenes Projekt der scheidenden Gemeinderäte erben. Diese möchten als Denkmal für die «Dreierhochzeit» einen von weither sichtbaren Aussichtsturm bauen.

Ein lohnendes Ausflugsziel
Der als Freizeitbegegnungsort geplante Turm aus Holz und Metall soll auf dem «Buck» bei Humlikon errichtet werden – der 444 Meter hohe Hügel liegt fast exakt auf den Schnittpunkten der von der Landkarte verschwindenden Gemeindegrenzen. Vom sanft geschwungenen Hügel aus wird der Turm eine gute Sicht in alle Himmelsrichtungen bieten und seinerseits gut wahrzunehmen sein, auch von der A4 aus.

Zur Vision der Noch-Gemeinderäte gehört ein familienfreundlicher und barrierefreier Umschwung mit Feuerstelle, Spielplatz und mobilen sanitären Anlagen. «Dieser Ort soll für alle ein neues Geschenk werden. Nichts, was schon da war und jetzt plötzlich geteilt werden muss», sagt Andelfingens Gemeindepräsident Hansruedi Jucker auf Anfrage und stellvertretend auch für die Präsidenten Peter Läderach (Adlikon) und Marcel Meisterhans (Humlikon). Die beiden werden sich nicht mehr zur Wahl stellen; Hansruedi Jucker wird möglicherweise also auch der Präsident des neuen Andelfingen.

Begehung, Info-Anlass, Kredit
Doch unabhängig davon, ob er selbst oder jemand anderes das Dossier am 1. Januar 2023 antreten wird, es solle «möglichst pfannenfertig, aber noch nicht unumstösslich beschlossen sein», sagt Hansruedi Jucker. «Das Planen von Bauvorhaben braucht viel Zeit, und Zeit möchten wir keine verlieren. Uns ist aber sehr wichtig, dass der eigentliche Kreditentscheid erst unter den neuen Behörden gefällt wird, denn diese werden das Projekt mit Überzeugung realisieren müssen.» Deshalb soll noch diesen Frühling ein gemeindeübergreifender Infoabend für die Bevölkerung stattfinden.

Bereits heute Nachmittag hat die Bevölkerung Gelegenheit zu einer informellen Begehung des vorgesehenen Bauplatzes (siehe Infozeile). Die Kredit­vorlage soll so vorbereitet werden, dass sie bei der ersten Gemeindeversammlung 2023 beschlussreif ist.

Heute Freitag, 16 Uhr: Präsentation des Bauprojekts für alle Interessierten im Restaurant Kreuzstrasse an der A4 bei Humlikon.

Auf dem Randen muss der Turm die Baumwipfel überragen.
Auf dem Randen muss der Turm die Baumwipfel überragen. / zvg
Michael Hübscher
Michael Hübscher / zvg

Den Siblinger Randenturm im Weinland duplizieren


Andelfingen/Humlikon/Adlikon: Beim geplanten Aussichtsturm zur Feier der Fusion setzen die Behörden auf Recycling – zumindest beim Kostenpunkt Planung. Wie das geht, sagt der zuständige Planer Michael Hübscher im Interview.

Auf der Suche nach ähnlichen Bauwerken stiessen die Initiatoren des Turmprojekts auf den Neubau des Siblinger Randenturms. Der 2014 erstellte, architektonisch und technisch ungewöhnliche Turm mit 99 Stufen und einer 19 Meter hohen Plattform entspricht genau ihren Vorstellungen für den «AHA»-Turm. Das Vorprojekt wurde daher zusammen mit der Firma Hübscher Holzbau AG in Beringen SH erarbeitet, welche den Siblinger Ran­den­turm realisiert hat. Die AZ hat bei Michael Hübscher, Verwaltungsrat der planenden Hübscher Konzept AG, nachgefragt.

Michael Hübscher, wie leicht kann dieses Bauwerk von Siblingen ins Weinland übertragen werden?
Michael Hübscher: Grundsätzlich kann dieser Turm an jeder Stelle gebaut und montiert werden. Planerische und bauliche Anpassungen sind dazu nicht notwendig.

Kommt es oft vor, dass Sie solche Entwürfe mehrfach realisieren können?
Ein grosser Kostenpunkt bei allen Bauten sind die Ingenieursleistungen und die Planung. Diese können bei Reproduktion natürlich deutlich reduziert werden. Daher ist die Wiederverwendbarkeit von Bauplänen ganz allgemein im Trend. Dass nun auch ein Turmentwurf mehrfach verwendet wird, ist sicherlich nicht alltäglich, zeigt aber, dass das Siblinger-Modell überzeugt und auf Anklang stösst.
 
Wie lange dauert die Realisation des Projekts in Ihrer Holzbaufirma?
Für das Bewilligungsverfahren ist mit rund sechs Monaten zu rechnen. Theoretisch könnten wir also den Turm schon im nächsten Winter bauen, und die Eröffnung könnte im Frühling 2023 sein. Aufgrund des Fahrplans der Behörden im Weinland wird dann voraussichtlich allerdings erst der Kredit bewilligt.

Wie viel wird der Turm die Steuerzahler denn kosten?
Ich kann nur zu den Kosten für den eigentlichen Turmbau Auskunft geben: rund 700'000 Franken. Der Gesamtkredit wird sicher deutlich höher ausfallen, da meines Wissens aus­ser den nötigen Umgebungsarbeiten auch diverses Mobiliar und Spielgeräte geplant sind.

Ist die Verwendung von Holz aus dem Weinland ein Thema?
Im Detail geregelt ist das noch nicht. Aber Stand heute sehen die Abklärungen grundsätzlich die Verwendung regionaler Baumaterialen vor.

Interview: Silvia Müller

April, April!

Sie haben es natürlich gemerkt: Die Titelstory der «Andelfinger Zeitung» vom Freitag, 1. April, war ein Scherz. So schön es auch wäre, vom Humliker «Buck» aus aufs Weinland und die A4 zu gucken – aus dem Aussichtsturm der Fusionsgemeinden Andelfingen, Humlikon und Adlikon wird so schnell nichts. Die AZ dankt Andelfingens Gemeindepräsident Hansruedi Jucker und Michael Hübscher von der Firma Holzbau Hübscher AG (Beringen) fürs Mitmachen. Die beiden haben bewiesen, dass Humor in ausreichender Kombination mit Ernsthaftigkeit durchaus zu Tragfähigem führen kann. (az)

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