Üben mit scharfen Schüssen

Buch am Irchel - Die Endphase der Proben zum Freilichtspiel «1799 – Zwischen den Fronten» haben begonnen. Am Mittwochabend wurde zum ersten Mal scharf geschossen.

Christina Schaffner (cs) Publiziert: 27. Juni 2025
Lesezeit: 2 min

Bei hochsommerlichen Temperaturen begannen am Mittwochabend die Proben zum Freilichtspiel «1799 – Zwischen den Fronten» eher gemächlich. Die Kuh Helvetia trottete mit ihrem Kalb Flörli im Schlepptau gemütlich von Gräslikon her an. Die Reiter machten sich mit ihren Pferden bereit, und aus allen Himmelsrichtungen trudelten die Schauspielerinnen und Schauspieler auf dem Theaterplatz bei der Zivilschutzanlage im Wiler ein.

«Es läuft gut», sagte Regisseur, Stückschreiber und Co-OK-Präsident Thomas Ganz. An diesem Abend werde die zweite Hälfte des Stücks geprobt und zweimal scharf geschossen. Denn nun würden bei den Kriegsszenen auch die Kanone gezündet und die Gewehre der Soldaten geladen.

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Österreichische (hinten) und französische Soldaten schiessen nun scharf. | Christina Schaffner

Österreicher stürmen das Dorf

Und so fingen die Proben gleich mit dem Kanonenschuss an: Die Österreicher stürmen das von den Franzosen besetzte Bauerndorf. Nach einigen Wirren unter der Bauernbevölkerung gibt der österreichische Kommandant den Tarif durch: Eigentlich bleibt alles gleich wie unter der französischen Besatzung. Das Volk ist geknickt, leidet. Besonders aber das Liebespaar: Der französische Soldat Joël (Sandro Beutler) ist bei seiner Susanne Bänteli (Martina Walz) geblieben und muss sich verstecken.

Noch klappte nicht alles wie am Schnürchen. Aber das ist normal; dafür sind die Proben da. Nach jeder Szene besprach Thomas Ganz, was gut war und wo es schneller oder anders laufen sollte. Auch die Schauspieler machten mit. So wie der österreichische Soldat, der bei der Vergewaltigungsszene Probleme hatte, die Hose seiner Uniform herunterzuziehen.

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Regisseur Thomas Ganz (rechts mit Mikrofon) gibt von der Bühne aus Anweisungen für die Probe.

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Das Kalb Flörli spielt nicht gerne mit – zumal es gerade geschlachtet werden soll.

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Während das Bauernvolk im Garten arbeitet, greifen die Österreicher mit der Kanone an.

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Das Liebespaar, der französische Soldat Joël (Sandro Beutler) und Susanne Bänteli (Martina Walz), fürchtet, entdeckt zu werden.

Überhaupt sind manche Akteurinnen und Akteure sehr gefordert, spielen mehrere Rollen nacheinander. So wie Dominique Messerli, die während des Stücks gleich viermal das Kostüm wechseln muss: Vom Bauern zum französischen Soldaten, dann zum öster­reichischen Soldaten, um dann wieder Bauer zu werden. «Das geht schon», gab sie sich zuversichtlich. «Ich muss nur schauen, wo ich die Kostüme jeweils platziere, damit sie griffbereit sind.»
 
Diese Eigenverantwortung tragen alle Beteiligten – sei es für Wechselkostüme oder für Requisiten, die gebraucht werden. Denn alles soll so echt wie möglich aussehen, Kulissen von alten Bauernhäusern wurden erstellt, entsprechende Kostüme gemietet. «Das Schauspiel ist diesmal sehr komplex», sagte Stefan Bossard, der für den Ticketverkauf zuständig ist und selbst einen Soldaten spielt. Die Tiere wie Kuh, Kalb und Pferde auf das Spektakel vorzubereiten, mit Pferdewagen über die Bühne zu fahren und die vielen Schauspielerinnen und Schauspieler jeweils richtig zu positionieren, sei herausfordernd.
 
Der Ticketverkauf für das Stück, das vom 11. Juli bis 3. August 14 Mal aufgeführt wird, ist gut angelaufen. Es hat für alle Vorstellungen noch Restplätze, auf Wunsch und gegen Aufpreis auch mit Theatermenü.