Weinland

Vandalen wüteten am Bahnhof

Übers Wochenende haben Unbekannte mehrere Gegenstände beim Bahnhof beschädigt. Nicht zum ersten Mal kam es im Dorf zu solchen Vandalenakten – den Tätern blühen bei Überführungen saftige Strafen.

von Bettina Schmid
16. November 2021

Der Informationsbildschirm der SBB flackert nur noch unlesbar vor sich hin, die Scheibe des danebenstehenden Snack-Automaten ist zersplittert, viele Produkte wurden entwendet, Scherben liegen auf dem Bahnsteig. Dieses Bild der Zerstörung bot sich den Passanten am Wochenende am Bahnhof Henggart.

Alexander Renner von der Kantonspolizei Zürich bestätigt den Eingang mehrerer Anzeigen. «Die Ermittlungen laufen.» Auch in lokalen Facebook-Gruppen machen Betroffene ihrem Ärger Luft. «Vielen Dank für die Zerstörungswut am Bahnhof Henggart und an unserem Fahrzeug. Jetzt war es zu viel, die Anzeige läuft», schreibt etwa eine Userin im Zürcher Weinland Forum. Sie habe 4000 Franken Schaden erlitten, andere schreiben gar von Totalschäden. Und dies nicht zum ersten Mal. Immer wieder seien die Unruhestifter am Werk, und nichts geschehe, man bleibe auf seinem Schaden sitzen.

Tatsächlich kam es in den letzten Monaten zu mehreren Vorfällen in Henggart und in umliegenden Gemeinden (siehe etwa «AZ» vom 21.8.2021). Die Kantonspolizei Zürich kann aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskünfte zu den Tätern oder zum Vorgehen bei solchen Fällen machen. Man versuche jedoch nach jeder Anzeige, die Verantwortlichen zu finden und ihnen die Taten nachzuweisen.

Für die SBB sind solche Vandalenakte ein grosses Ärgernis. «Wir bringen konsequent alle Beschädigungen zur Anzeige», so Mediensprecher Martin Meier. Vandalismusschäden an Bahnhöfen und Fahrzeugen der SBB würden sich schweizweit auf mehrere Millionen Franken pro Jahr belaufen. Jede Sachbeschädigung verursache Kosten, was zur Belastung der SBB-Jahresrechnung führe. «Im Endeffekt beeinflussen Vandalenakte deshalb indirekt auch die Berechnung der Billettpreise, sprich: Kundinnen und Kunden zahlen die Zeche für Vandalismus.»

Schaden zurückzahlen und Strafen
Klar ist: Werden die Täter überführt, müssen sie die teilweise hohen Summen zurückzahlen. Gerade bei Jugendlichen, wie sie im vorliegenden Fall von vielen als Täterschaft vermutet werden, kann dies jahrelange und weitreichende Folgen haben. «Jugendliche haften selber für den Schaden, den sie anrichten», sagt Sarah Reimann von der Jugendanwaltschaft des Kantons Zürich. Die oder der Jugendliche müsse somit selbst für die Schadenssumme aufkommen, beispielsweise, indem sie oder er den Betrag in Raten über Jahre hinweg abzahle. Unter Umständen verschulden sie sich somit langfristig, wobei Schuldbriefe und Verlustscheine 20 Jahre laufen.

«Das Jugendstrafrecht ist ein täterorientiertes Strafrecht. Es wird individuell abgeklärt, ob es sich beim Delikt um eine alters- und entwicklungs­adäquate Grenzüberschreitung handelt oder ob der oder die Jugendliche eine besondere erzieherische oder therapeutische Behandlung benötigt.» Handelt es sich um eine alters- und entwicklungsadäquate Grenzüberschreitung, werde eine pädagogisch sinnvolle Strafe angeordnet. Dies könne ein Verweis, eine Busse, eine persönliche Leistung oder ein Freiheitsentzug sein.

Tipps für Eltern
Doch wie sieht es mit der Verantwortung der Eltern aus? Eine Userin schreibt unter dem Facebook-Beitrag vom Samstag: «Unseren Roller haben sie auch gestohlen und zugerichtet. Die Täter sind gefasst, haben eine riesige Liste auf dem Kerbholz. Passiert eh nichts, die Eltern werden auch nicht zur Rechenschaft gezogen … ich bleib auf meinem Schaden sitzen». Und: «Die Verantwortung der Eltern könnte besser sein, denn solange die Eltern hinter den Taten ihrer Jungen stehen, kann es nicht besser werden.» Tatsächlich haften die Eltern nicht für die Schäden, die ihre Sprösslinge anrichten. Dennoch können sie viel dazu beitragen, ihre Jugendlichen von solchen Taten und den weitreichenden Konsequenzen abzuhalten.

«Wichtig ist, dass sie nicht wegschauen», so Françoise Vogel, Leiterin des Zen­trums Breitenstein. Man solle die Vorfälle ansprechen und die Konsequenzen aufzeigen. Gleichzeitig empfiehlt sie, die Motive herauszufinden und diese dann ernst zu nehmen. Häufig würden etwa Langeweile dazu- gehören oder auch eine ungünstige Gruppendynamik. «Es ist für die Jugendlichen sehr wichtig, dass sie einen Begegnungsort haben, wo sie willkommen sind und sich treffen können.»

Hierfür böten sich etwa die Jugendtreffs an, welche auch in Andelfingen stattfinden, oder Mitgliedschaften in Vereinen. «Die Gemeinden stehen hier ebenfalls in der Verantwortung.» Diverse Anlaufstellen, wie etwa die anonyme Erziehungsberatung des Zen­trums Breitenstein, böten professionelle Unterstützung, wenn man nicht mehr weiterwisse.

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