Weinland

Vom Sofa ins Fernsehen

Martha Mettler wurde am selben Tag geboren wie Jacqueline Badran. Beide sind am Donnerstagabend in der SRF-Sendung «Geboren am…» zu sehen. Die Dorfemerin ist gespannt, wie sie auf dem Bildschirm wirkt.

von Christina Schaffner
09. November 2021

Wenn am Donnerstagabend die SRF-Sendung «Geboren am…» ausgestrahlt wird, macht es sich Martha Mettler vor dem Fernseher gemütlich. Für sie ist dies eine besondere Sendung, denn sie ist eine von den drei gezeigten Personen. Ansehen konnte sie den Beitrag vorher nicht, weshalb sie sehr gespannt ist, wie die Macher das Interview mit ihr zusammengeschnitten haben.

In einem langen Auswahlverfahren wurde Martha Mettler neben einer weiteren Frau ausgewählt, ihren Lebensweg neben den der SP-Politikerin Jacqueline Badran zu stellen. Allen gemeinsam ist das Geburtsdatum am 12. November 1961. Das Konzept der SRF-Sendung ist, einer bekannten Persönlichkeit zwei weitere Menschen gegenüberzustellen und die verschiedenen Lebenswege nachzuzeichnen. «Ich habe bisher ein spezielles Leben hinter mir und nicht den klassischen Weg mit Heirat und Kindern genommen», meint Martha Mettler, «vielleicht wurde ich deshalb aus den Bewerbungen ausgewählt.»

Blick hinter Fernsehkulissen
Im Januar hatte sie einen Brief mit der Anfrage zum Mitmachen erhalten – wie viele andere auch, die an diesem Tag geboren wurden. Sie musste nicht lange überlegen, ob sie dabei mitmachen wollte: «Ich fand die Idee spannend und interessant, einmal hinter die Kulissen des Fernsehens schauen zu können.» Es folgten lange Telefonate mit den Verantwortlichen, in denen sie aus ihrem Leben erzählte, sie schickte Fotos aus ihrem Leben und drehte Videos über sich. «Beim Durchblättern der alten Fotoalben habe ich selbst gestaunt, was ich in den 60 Jahren alles gemacht und erlebt habe», erzählt sie.

Es seien sicher mehr als zehn Bewerber gewesen, die sich nach dem Brief gemeldet hätten, meint Martha Mettler. «Es wurde immer betont, ich sei nicht die Einzige. Sie haben geschaut, wer ins Konzept der Sendung passt, damit es für die Zuschauer interessant ist.» Als dann die Zusage kam, dass sie dabei sei, war ihre Freude gross.

Gefilmt wurde mit ihr an einem Tag. Zunächst habe es ein Interview bei ihr zu Hause gegeben, anschliessend noch Aufnahmen an ihrem Sommer-Arbeitsplatz, dem Rheingarten in Ellikon am Rhein. Für Martha Mettler war das kein Problem, sie erzählt gern aus ihrem Leben, in dem sie stets die positiven Seiten sieht. Als fünftes von zehn Kindern in Dorf auf einem Bauernhof aufgewachsen, musste sie schon früh kräftig mit anpacken. Später genoss sie Reisen, lebte ein halbes Jahr in Brasilien und hat seit einigen Jahren einen Ehemann aus der Dominikanischen Republik. Eigene Kinder hat sie keine, bekam aber durch ihren Mann Stief- und Enkelkinder.

Lebensparallelen zur Politikerin
Parallelen zum Leben von Jacqueline Badran sieht Martha Mettler einige. Sie haben beide nicht nur einen ausländischen Ehemann, beide überlebten zweimal potenziell tödliche Gefahren. Jacqueline Badran konnte sich selbst aus einer Lawine befreien und überlebte leicht verletzt den Flugzeugabsturz bei Nürensdorf vor 20 Jahren. Martha Mettler schwebte schon nach der Geburt in Lebensgefahr: Ihr Blut musste ausgetauscht werden, da sie eine Rhesusfaktorunverträglichkeit hatte – als einzige ihrer Geschwister. Mit dem He­li­ko­pter war sie dafür vom Winterthurer Kantonsspital ins Unispital nach Zürich geflogen worden. «Meiner Mutter wurde gesagt, sie hätten einen Ausflug mit mir gemacht und keine Zeit zum Diskutieren gehabt, da es so schnell gehen musste.» Eine zweite brenzlige Si­tua­tion erlebte sie mit Mitte 20, als sie mit ihrer Schwester im Auto in Frankreich unterwegs war. «Wir mussten einem anderen Wagen ausweichen und stürzten einen Abhang hinunter. Dabei überschlugen wir uns mehrfach.» In dem Moment habe sie gedacht, nun sei es vorbei. Wie durch ein Wunder waren aber beide nur leicht verletzt.

«Jeder erlebt in seinem Leben Schicksalsschläge», meint Martha Mettler. So habe der Tod ihres jüngsten Bruders kurz nach der Geburt sie sehr traurig gemacht. Auch andere Ereignisse setzten ihr zu, wie der mehrfache Jobverlust, als sie Mitte 40 war. «Aber es ist immer eine Frage, wie man damit umgeht.» Wenn es auch noch so schwer sei, das Erlebte zu verarbeiten, so gehe das Leben doch weiter. Ändern könne man nichts daran. «Geniessen wir die Gegenwart», ist ihr Motto. Sie wolle stets die positiven Seiten des Lebens sehen, das Glas sei halb voll. So betrachtet sie auch ihren 60. Geburtstag am Freitag: «Das Leben ist bisher so schnell vergangen», findet Martha Mettler, «aber ich bin gespannt, was es noch für mich bereithält.»

SRF1 Sendetermine für «Geboren am…»: Donnerstag, 11.11., um 20.05 Uhr, Freitag, 12.11., um 1.25 Uhr und um 11.30 Uhr

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite

Zeitung Online lesen Zum E-Paper

Folgen Sie uns