Weinland

«Wir können gut damit leben»

Die Schulpflege wollte aus Effektivitätsgründen eine Zentralisierung der Schul-standorte. Das Volk entschied dagegen. Änderungen sind trotzdem ab dem nächsten Schuljahr nötig.

von Christina Schaffner
26. März 2021

Fünf Jahre führte die Schulpflege Flaachtal Unterricht und Liegenschaften weiter wie vor der Fusion 2015. Dabei benötigte sie zu viele Vollzeiteinheiten (VZE) für Lehrkräfte, weil die Klassengrössen nicht den Vorgaben des Volksschulamtes entsprachen. Deshalb plante sie eine Zentralisierung von Kindergarten und Unterstufe in den beiden Orten Flaach und Buch am Irchel. Die Schulen in Dorf, Volken und Berg am Irchel sollten dafür geschlossen werden.

Die Entrüstung dar­über war bei vielen Einwohnern gross – schliesslich musste der Plan aufgrund des abgelehnten Projektierungskredits Ende November beerdigt werden («AZ» vom 27.11.2020). Da das Volksschulamt aufgrund dieser Entscheidung die bisher gewährten zusätzlichen VZE streicht, ist die Schule Flaachtal zum Handeln gezwungen. Schulpräsident Daniel Heuer und Sarah von Reitzenstein, Schulpflegerin und Vorsitzende im Ausschuss für Schülerbelange und Sonderpädagogik, erklären, welche Massnahmen nötig sind, wie die Eltern reagieren und was das für den zukünftigen Unterricht im Flaachtal bedeutet.

Was bedeutet das Abstimmungsergebnis vom letzten November für den Schulbetrieb?
Daniel Heuer: «Wir haben Klarheit bekommen und wissen, was das Flaachtal will. Es werden alle Schulhäuser weitergeführt. Auch mit dieser Variante können wir gut leben.»

Es war eine herbe Niederlage für die Pläne der Schulpflege bei der Abstimmung Ende November. Habt ihr das so erwartet?
D.H: «Wir wussten, dass es knapp werden würde. Aber auch die Deutlichkeit hat uns nicht überrascht. Wir sahen das Geschäft als optimalste von schlechten Lösungen. Der Rest ist Demokratie. Enttäuscht sind wir deshalb nicht.
Persönlich hat mich bei der ganzen Debatte überrascht, wie eng Schulaufgaben mit politischen Aufgaben verknüpft werden. Es ist nicht unsere Aufgabe, für Vereine zu sorgen. Ich sehe da eine Schwierigkeit im Konstrukt Flaachtal. Alte Strukturen aufbrechen und transparent machen, gelingt derzeit schlecht. Wir vertreten als Schulbehörde alle Flaachtaler und können deshalb nicht mit jedem Dorf einzeln verhandeln oder gar Mediator sein. Der gemeinsame Nenner aller Dörfer ist klein. Deshalb können nur alle gemeinsam ein Thema angehen und dabei den Blickwinkel übers ganze Flaachtal öffnen.»
Sarah von Reitzenstein: «Nicht das Ergebnis enttäuscht, sondern die weitere Unzufriedenheit. Wir setzen jetzt um, was die meisten wollen, müssen aber VZE einsparen. Für einen sinnvollen Unterricht sind gewisse Kriterien zu erfüllen, die nicht allen gefallen. Die stetige weitere Auseinandersetzung dar­über ist anstrengend, aber das ist unsere Aufgabe und Verantwortung.»

In eurer Pressemitteilung von Anfang März lehnt ihr einen weiteren Austausch mit der Interessengemeinschaft (IG) «Lasst die Schulen im Dorf», die sich massiv für den Erhalt aller Standorte eingesetzt hat, ab. Die Formulierung klingt ein wenig «trötzelig»…
D.H: «Das ist sicher kein Trotz. Wir haben das Anliegen intern angeschaut und diskutiert. Für uns ist die Sache durch die Abstimmung erledigt. Zudem vertritt die IG ihre Interessen,
aber sicher nicht die aller Flaachtaler.»

Durch den Entscheid gegen das Projekt seid ihr gezwungen, ab dem kommenden Schuljahr eine Unterstufenklasse einzusparen. Was bedeutet das?
S.v.R.: «Wir müssen im kommenden Schuljahr komplett neu anfangen. Das betrifft jedes Kind, da jedes neu eingeteilt wird. Wir haben dafür Ringe um die Schulhäuser gezogen, um so den jeweiligen Einzugsbereich zu bestimmen. Da jedes Schulhaus nach Möglichkeit zwei Klassenverbände auf der gleichen Stufe haben sollte, wird es für manche Kinder im kommenden Schuljahr gros-se Änderungen geben. Unsere Absicht ist, diese neuen Klassenverbände, soweit das im Mehrklassensystem geht, zusammenzuhalten, um die kommenden Jahre ruhiger zu gestalten.»

Dieses Vorhaben wurde über Online-Elternabende kommuniziert und ist auch auf der Website einsehbar. Wie waren die Reaktionen?
S.v.R.: «Wir sind erstaunt, wie ruhig das abgelaufen ist. In der Fragerunde stellten die meisten Eltern sachliche Fragen. Es gab aber auch einzelne, die bereits jetzt protestieren. Manche haben im Vorfeld bereits Wünsche bekannt gegeben. Es ist aber schwierig, alles zu berücksichtigen. Wir haben unser Konzept, wie eine sinnvolle Einteilung erfolgt. Nach dem Versand der Briefe nach Ostern rechnen wir mit Rekursen beim Bezirksamt.»

In der gleichen Woche wie das Projekt wurde auch die Totalrevision der Gemeindeordnung an der Urne abgelehnt. Wie geht es dort weiter?
D.H.: «Wir haben eine Projektgruppe eingesetzt, die sich mit der Problematik auseinandersetzt. Geplant ist im vierten Quartal eine öffentliche Veranstaltung, ein Workshop, an dem alle Interessierten teilnehmen können. Zu einer Abstimmung könnte es dann in etwa einem Jahr kommen. Wann die neue Gemeindeordnung in Kraft tritt, ist aber noch nicht klar – das Gemeindeamt des Kantons Zürich ist informiert.»

Was bedeutet das in Bezug auf die neue Behördenwahl für die Amtsperiode 2022 bis 2026?
D.H.: «Da die bisherige Gemeindeordnung gilt, müssen wieder elf statt der von uns geplanten sieben Schulpfleger gewählt werden. Die sind dann vier Jahre im Amt. Ob und wer sich aus der bisherigen Schulpflege zur Wiederwahl stellt, ist aber noch nicht thematisiert worden.»

Wie seht ihr die Schule Flaachtal in der Zukunft?
D.H.: «Die Schule wird sich pädagogisch weiterentwickeln. Bei der Schulbeurteilung erwarten wir deshalb eine deutliche Steigerung ge­gen­über der letzten. Grosse Projekte sind dagegen keine zu erwarten. Eine neue Behörde wird aber sicher Legislaturziele festlegen müssen fürs Schulprogramm und den Liegenschaftenunterhalt. Wünschen würde ich mir fürs ganze Flaachtal Entwicklungsschritte. Ich denke, das jetzige Modell ist in 15 bis 20 Jahren nicht das richtige.»
S.v.R.: «Es wäre schön, wenn wieder mehr Ruhe einkehrt und die fünf Dörfer mehr zusammenwachsen. Es ist wichtig, nicht nur innerhalb der Dorfgrenzen zu denken. Es kann ein Gewinn sein, mit verschiedenen Kindern die Schulzeit zu verbringen – spätestens in der Sekundarschule sind ohnehin alle zusammen.»

Die Eltern-Präsentation können Sie hier herunterladen.

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