Weinland

«Wir wissen im Moment noch nicht, wie es weitergeht»

Die Firma von Familie Volk in Kanada besteht zwar noch, aber massiv reduziert. Wo ihre Zukunft liegt, steht noch in den Sternen. Sie wälzen verschiedene Möglichkeiten; auch die Rückkehr in die Schweiz ist eine.

von Eva Wanner
25. Juni 2019

Viele Menschen verfolgen die Geschichte der Familie Volk. 2015 fassten Simone und Christian Volk mit Sohn Gion den Entschluss, nach Kanada auszuwandern. Inzwischen sind Volks zu viert, vor bald einem Jahr kam Töchterchen Leeza zur Welt. Eine waschechte Kanadierin – und auch der Rest der Familie hat nach mehreren Anläufen die permanente Aufenthaltsbewilligung erhalten. Alles schien gut, bis ein Facebook-Post aufrüttelte: «Das wars», schrieb Simone Volk und postete ein Foto vom Fuhrpark («AZ» vom 18.6.2019).

Passiert ist, was wohl zuletzt erwartet wurde. Mit der Auswanderung gründeten Volks die «Volktrans Canada Ltd.», spezialisiert auf bestimmte Arbeiten im Forst. Waldwirtschaft und Kanada – in den Köpfen untrennbar verbunden. Aber: «Das Sägewerk, mit dem wir einen Vertrag hatten, hat für immer geschlossen», sagt Simone Volk. Sie spricht von einer Krise auf dem Holzmarkt, der Holzpreis sei im letzten Jahr auf einem Rekordhoch gewesen.  «Jeder wusste, dass es nicht so weitergehen wird, mit einem solchen Crash hat aber niemand gerechnet», so Simone Volk. Viele Sägewerke seien betroffen; 300 bis 400 Personen alleine von der Schliessung des Werks in Clearwater, wo die Familie lebt. Sei es direkt als Angestellte oder wie Volks als Partnerunternehmen.

Angst macht der Familie wegen der plötzlichen Arbeitslosigkeit in der Gegend auch, wie sich das Dorf entwickelt. Fehlt der grosse Arbeitgeber, ist es möglich, dass die Menschen weiterziehen. «Das hat Einfluss auf alles, etwa auf Schulen oder die ärztliche Versorgung.»

Die meisten Maschinen verkauft
Auch für das Unternehmen der Familie hat die Entwicklung natürlich Konsequenzen. «Christian hatte einen guten Riecher und ein mieses Bauchgefühl», so Simone Volk. Fünf ihrer sieben Maschinen haben sie deshalb glücklicherweise vor dem Crash verkaufen können. Von den sieben Mitarbeitern sind zwei geblieben, einer gehe bald zurück in die Schweiz. Mit dem verbleibenden und den zwei Forst-Spezialmaschinen führen sie die Firma weiter. Allerdings nicht in der Form, in der sie gewesen ist. «Es ist sehr frustrierend, wir haben die Firma mit unserer ganzen Energie und mit Herzblut aufgebaut.»

Hauptstandbein ist die Firma nicht mehr. Nicht wie sie jetzt ist, und vor allem, wie sich die wirtschaftliche Situation in der Region zeigt. Christian Volk hat einen Traktor und Landwirtschaftsausrüstung importiert und führt als kleines Lohnunternehmen Aufträge aus. Eine Idee der Familie wäre ausserdem, auf Tourismus zu setzen, etwa einen Campingplatz einzurichten. Das sei aber schwierig umzusetzen, da ihr Land in einer speziellen Naturschutzzone liege.

Nicht einfach aufgeben
Hand aufs Herz: Wäre es eine Option, in die Schweiz zurückzukehren? Sie sei am ehesten diejenige, die diese Möglichkeit näher in Betracht ziehe, sagt Simone Volk. «Meine Männer wollen auf keinen Fall zurück. Und eigentlich darf man jetzt ja auch nicht einfach so aufgeben.» Ausserdem gefallen ihnen Land und Leute, sie sind in Kanada zu Hause – und haben eine kleine Farm mit Kühen, Schafen und Hühnern aufgebaut. Sohn Gion habe viele Freunde gefunden und freue sich auf die Sommerferien, die jetzt begonnen haben.

In einigen Wochen wird Familie Volk der Schweiz einen Besuch abstatten. Dann werden die vier wohl auch einige der Menschen (wieder) treffen, die ihre Geschichte schon lange verfolgen und ihnen nach den jüngsten Ereignissen aus der Ferne und auf allerlei verschiedenen Kanälen viel Kraft gewünscht haben.

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