Weinland

Wo Oldtimer den Ton angeben

Die Autohalle im Industriegebiet nimmt Form an. In nur einem Arbeitstag wurden diese Woche alle 20 Gästezimmer eingebaut. Eröffnung des Hotel-, Gastro- und Eventbetriebs für Oldtimer-Fans ist in einem Jahr.

von Manuel Sackmann
16. Oktober 2020

Es herrschte viel Betrieb. Laufend kamen neue Schwertransporter bei der Baustelle gegenüber der Meister Abrasives AG im Andelfinger Industriegebiet an. Ihre Last: vorgefertigte Hotelzimmer. 20 Stück wurden am Dienstag mit einem Kran hochgehoben und im Baukastenprinzip installiert. Sie bieten dereinst bis zu 40 Gästen eine Übernachtungsmöglichkeit.

Der Hotelbetrieb ist nur ein Teil der dort entstehenden Autohalle. Das Projekt, das von Unternehmer und Oldtimer-Enthusiast Thomas Meister initiiert wurde, ist umfassend und ganz einem Thema gewidmet: Oldtimer. Nebst zahlreichen Einstellplätzen gehören auch eine Werkstatt und eine Vermietung dazu («AZ» vom 29.1.2019).

Im Hochregal oder Showroom
Insgesamt rund 100 Fahrzeuge – vorzugsweise älteren Jahrgangs – sollen im Gebäude Unterschlupf finden. Gut 70 Plätze verschiedener Art werden vermietet. Die sicherste Variante befindet sich im Untergeschoss. In einer Art Hochregal in doppelter Ausführung können Autos übereinander gestapelt werden. Jedes der beiden automatischen Regale hat eine Kapazität von 14 Fahrzeugen.

Ebenfalls im Untergeschoss befinden sich die Parkplätze für Übergrössen. «Autos wie zum Beispiel einige alte Chevys passen nun einmal nicht überall rein», sagte Simon Schmid, CEO der Autohallenbetreiberin TM Classics AG, am Medienanlass auf der Baustelle.

Für Besucher der Autohalle interessanter ist aber die Unterbringung im zweiten Obergeschoss. Die dortigen Einzelplätze bilden einen Showroom, der vom Gang vor den Hotelzimmern durch mehrere Fenster einsehbar ist. Das Gleiche gilt für die Einstellhalle direkt darunter im ersten OG, die als Ganzes an einen Oldtimer-Verleih vermietet wird. Auch Restaurantgäste können sich auf dem Weg zur Toilette am Anblick der schönen Gefährte erfreuen.

Und sogar im Erdgeschoss, wo sich die Werkstatt, das Eventlokal für bis zu 300 Personen und die Gastronomie befinden, werden die Oldtimer allgegenwärtig sein. Denn: Während die Zufahrt in die Tiefgarage von aussen durch einen separaten Eingang führt, gelangen die Fahrzeuge via Lift mitten im Gebäude ins Obergeschoss. Der «Catwalk», wie Simon Schmid die Zufahrt nennt, ist verglast und vom Restaurant her zu sehen. «Man bekommt so das Feeling und die Vibrationen der Autos richtig mit!»

Exakte Planung, schneller Einbau
Noch ist man aber nicht ganz so weit. Vor gut einem Jahr wurde mit dem Bau begonnen («AZ» vom 30.8.2019), die Eröffnung ist für nächsten Herbst geplant. «Wir sind voll im Zeitplan», so der CEO. Der Rohbau steht, mit dem Einbau der Hotelzimmer wurde in nur einem Arbeitstag ein weiterer grosser Schritt getan.

Die Modulbauweise erfordere viel Vorbereitung und exakte Planung, erklärte Michael Obst, Vertreter der Bauherrschaft. Schon bei der Vorproduktion in Winterthur wurde genau darauf geachtet, dass Anschlüsse und Dichtungen stimmen. Das Vorgehen habe diverse Vorteile: «Man ist vor Ort deutlich schneller und zudem weniger abhängig von der Witterung.» Und so gingen die Arbeiten auch zügig voran. Nur etwa 30 Minuten nahm die Platzierung eines Hotelzimmers in Anspruch.

Bodenheizung statt Scheune
Das Projekt Autohalle ist einzigartig. Und ein Bedürfnis, sind sich die Verantwortlichen sicher – insbesondere die Einstellplätze. Nur wenige hätten genügend Platz zu Hause, sagte Simon Schmid. «Viele Oldtimer stehen irgendwo in einer Scheune herum.» Dort seien die Bedingungen oftmals nicht optimal. Anders in der Autohalle, wo selbst die Tiefgarage über eine Bodenheizung verfügt. Und: «Sollte der Wagen einmal nicht anspringen, ist die Werkstatt gleich da.» Erste Plätze hätten bereits vermietet werden können.

Doch nicht nur Einstellplätze seien gesucht, sondern auch Gästezimmer. Das Weinland sei eine Hotelwüste, die Autohalle profitiere dabei von ihrer Lage nahe der A4, direkt an der Route der «Grand Tour of Switzerland» und nur wenige Minuten von Touristen-Hotspots wie dem Rheinfall entfernt. Das Hotel sei deshalb auch für Business-Gäste oder internationale Verwandtschaften von hiesigen Familien eine gute Alternative.

Im Fokus stünden aber natürlich die Oldtimer-Enthusiasten, so der CEO – auch aus dem Ausland. «Wer von Deutschland in Richtung Zürich fährt, kommt hier vorbei.» Stuttgart, Heimat traditionsreicher Automarken wie Mercedes-Benz, Daimler oder Porsche, sei natürlich besonders interessant.

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