Weinland

Genossenschaft kauft «ihren» Engel

Ein wichtiger Schritt zur Belebung des Ortskerns ist geglückt: Die im letzten Jahr gegründete Genossenschaft zum Engel Flaach konnte das gleichnamige Gebäude kaufen und plant nun weitere Schritte.

von Christina Schaffner
21. September 2021

Der «Engel» ist ein markantes Gebäude an der grossen Flaacher Kreuzung. Heute dient es als Hotel und beherbergt Wohnungen. Das war früher anders: In einem 1940 erbauten Saal wurde gefestet, Restaurant und Hotel boten eine vorzügliche Küche und Übernachtungsmöglichkeiten, und in der Metzgerei konnte Fleisch erstanden werden. Noch früher waren hier ein Fuhrunternehmen, eine Hutmacherin und eine Schneiderei untergebracht. Ein solch belebter Ort im Dorf soll hier erneut entstehen.

Ein Schritt in diese Richtung wurde nun gemacht: Die Genossenschaft zum Engel Flaach, die im März 2020 gegründet wurde, konnte das Gebäude letzten Donnerstag kaufen («AZ» vom 31.3.2020). «Es war nicht ganz einfach, aber wir haben es geschafft», freute sich Guido Orsingher, Co-Präsident der Genossenschaft. Zu bewältigen hatten sie nicht nur die Gründung der Genossenschaft, die inzwischen 38 Mitglieder mit Anteilscheinen zählt, sondern auch die Beschaffung der Mittel für den Kauf. Erschwerend kam hinzu, dass der Besitzer, Fredy Staub, im letzten Jahr verstarb und es zuvor einen davon unabhängigen Stopp der Verhandlungen gegeben hatte.

Hürde Finanzierung
Die Genossenschafter waren trotzdem nicht untätig: Die für den Kauf nötigen Eigenmittel stemmte nun vor allem der Vorstand und dessen nahes Umfeld. Froh wären die Verantwortlichen, wenn sich weitere Investoren und Genossenschafter finden würden, um nicht nur den Kaufpreis, sondern auch die geplanten Umbauten auf «mehrere Schultern zu verteilen», wie Guido Orsingher sagte. Denn für den Umbau muss noch weiteres Geld gesammelt werden.

Nachdem die grosse Hürde des Kaufs genommen ist, beginnt nun die eigentliche Planung des zukünftigen Dorftreffpunkts. Ein Grobkonzept besteht zwar schon lange, aber nun geht es an die Projektierung. Dafür wurde die Schutzwürdigkeit abgeklärt. Das Anfang des Monats fertiggestellte Gutachten ergab, dass vor allem die Gewölbekeller, der Treppengiebel und das Wirtschaftsschild alte Zeitzeugen sind und erhalten werden müssen. Ebenso das äussere Erscheinungsbild. 1940 sei nach einem grossen Brand am ursprünglichen Gebäude viel abgerissen und verändert worden. Und auch später gab es Umbauten, weshalb nicht so viel Schutzwürdiges übrigblieb, erklärte Guido Orsingher, der von Beruf Architekt ist. «Mit der Schutzwürdigkeit können wir gut leben.» Der Gemeinderat arbeite nun eine Schutzvereinbarung aus, die die Genossenschaft mit der Gemeinde diesbezüglich schlies­sen werde.

Bistro, Läden und Wohnraum
Um sich ein genaues Bild zu machen, läuft derzeit auch eine Planaufnahme der gesamten Liegenschaft. Einige Hotelzimmer wird es auch zukünftig geben. Zudem werden ein Restaurant/Bistro sowie Läden im Erdgeschoss zum Treffpunkt für die Bevölkerung. Weitere Gewerbeflächen, auch in den Gewölbekellern, sollen ergänzend hinzukommen. Interessenten können sich jetzt bereits beim Vorstand der Genossenschaft melden. Ein Teil der Hotelzimmer und auch der ganz linke Teil, in dem die alte Metzgerei und im Obergeschoss Wohnungen sind, sollen als Gewerbefläche erhalten bleiben sowie zu Kleinwohnungen umgebaut werden. «Die Idee ist, diese an junge und ältere Menschen zu vermieten. Dafür wird zusätzlich ein Lift eingebaut», so Guido Orsingher. Der rechte Teil, in dem früher der Saal war, beherbergt bereits kleine Wohnungen und bleibt erhalten. Doch bevor umgebaut wird, wird zunächst an einem internen Anlass der Genossenschafter Ende des Monats auf den gelungenen Kauf «ihres Engels» angestossen – natürlich im «Engel».

Interessenten können sich bei Guido Orsingher melden, Tel. 079 340 04 34

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