Weinland

Mitreden beim Fusionsprojekt

Wie könnte die neue Grossgemeinde der Region heissen und welches Wappen hätte sie? Dar­über wurde am Dienstagabend im Löwensaal in Gruppen diskutiert. Klar wurde, was es nicht sein soll.

von Roland Spalinger
12. April 2019

Bis hinten und fast an die Ränder war der Löwensaal am Dienstagabend bestuhlt. In die Reihen verirrten sich dann aber bloss enttäuschende 75 Interessierte, dazu die 15 Mitglieder der Teilprojektgruppe Gesellschaft, die zu diesem ersten Workshop der Fusion in der Region Andelfingen geladen hatte. Eine zweite gleiche Veranstaltung findet am 17. April in Henggart statt, vielleicht dann mit mehr und auch jüngeren Teilnehmenden.

Wer mitreden und -diskutieren möchte, notiert sich den Termin. Zwar ist nicht bindend, was dabei besprochen wird. Ergebnisse würden jedoch gewichtet und in die weitere Arbeit einfliessen, sagte der Teilprojektverantwortliche Hans Bichsel (Henggart). Erste Anstösse hat er erhalten. In sechs Gruppen wurden die Vorschläge für den Namen und das Wappen angeschaut sowie die Empfehlungen diskutiert, die zum Umgang einer grossen Gemeinde mit Vereinen und Traditionen ausgearbeitet wurden.

Das ist Thurgau!
Zu fünf Sitzungen hat sich die Teilprojektgruppe Gesellschaft bereits getroffen und sich über Namen und Wappen Gedanken gemacht; Ortsnamen würden bleiben, ebenso die bestehenden Wappen. Die neue Gemeinde mit 8600 Einwohnern könnte Andelfingen, Wyland-Süd oder Wyland heissen. Mit einem Punktesystem konnten Favoriten bezeichnet werden.

Am besten schnitten Andelfingen und Wyland ab – vielleicht auch darum, weil sie auch die grössten Killerkriterien sein könnten. Wyland oder Weinland ist mehr als die doch immerhin sechs involvierten Gemeinden Adlikon, Andelfingen, Henggart, Humlikon, Kleinandelfingen und Thalheim an der Thur. Ein Vorbehalt wurde ge­gen­über der Mundartschreibweise geäussert. In Mar­tha­len seien die Strassen so bezeichnet, das verstehe kaum jemand.

Andelfingen andererseits ist für einige ein rotes Tuch und würde, immer von einer Fusion ausgehend, der Name eines Dorfs, einer Grossgemeinde und eines Bezirks. Welches Wappen gälte in welchem Fall? Wyland-Süd, so wurde gesagt, heisse eine Autobahnausfahrt, aber sicher keine Gemeinde. Als weiterer Vorschlag wurde Gross-Andelfingen notiert. Thurtal war bei der Teilprojektgruppe bereits früher ausgeschieden – dieser Name ist im Thurgau geläufig.

A propos Thurgau: Ähnlich schwer hatten es die Wappenvorschläge mit grünem Hintergrund und gelbem Leu oder gelber Traube. In allen Gruppen wurde dies mit dem Thurgau in Verbindung gebracht und als «No-Go» bezeichnet, als «geht gar nicht». Jemand fand, ein Löwe gehöre historisch bedingt unbedingt ins Wappen, andere fanden, ein Leu gehe gar nicht. Bei den Vorschlägen mit den Trauben wurde erwähnt, dass diese wie auch die geschlängelte Thur blau sein müssten. Die sechs Sterne stehen für die sechs ins Fusionsprojekt involvierten Politischen Gemeinden. Es seien aber mehr Dörfer, war ein Einwand gegen Sterne.

Für und Wider Ortskommissionen
Kontrovers diskutiert wurden in den sechs Gruppen die Empfehlungen zum Umgang vor allem mit Vereinen. Diese seien «ganz wichtig» für lebendige Dörfer. In einer grossen Gemeinde, so die Befürchtung, könnten Behörden zu weit weg sein. Als Lösung steht die Bildung von Ortskommissionen im Fokus. Als Schwierigkeiten wurden gesehen, wie und von wem diese zusammengestellt werden und welche Kompetenzen sie besitzen sollten, müssten oder dürften. Es müsse wohl noch «ein Profil» gefunden werden, hiess es.

Bedenken wurden geäussert, dass je grösser eine Gemeinde, desto kleiner die Teilnahme an einer Gemeindeversammlung sei. Weniger Personen würden über noch mehr Leute bestimmen. Zu überlegen sei, wie die schweigende Mehrheit informiert werde. Ein Mann sagte, man dürfe nicht meinen, die abwesenden 66 Prozent teilten die Ansicht der stimmenden 33 Prozent. Mit 90 Teilnehmenden sprach der erste Workshop gerade mal gut 1 Prozent an. Wer will, kann etwas gegen die miese Statistik tun und am 17. April in Henggart (19.30 Uhr, Wylandhalle) teilnehmen.

Hans Bichsel zeigte sich zufrieden mit dem Start. Ergebnisse aus den Workshops würden in den Schlussbericht zuhanden der Steuerungsgruppe einflies­sen. Zu diesen eher weichen Faktoren kommen im zweiten Halbjahr 2019 harte Fakten bezüglich der Finanzen. Abgestimmt wird am 22. November 2020 über die voneinander unabhängigen Projekte Fusion der Politischen Gemeinden und Bildung einer vereinigten Schulgemeinde. Die sechs beteiligten Gemeinden bilden bereits den Sekundarschulkreis Andelfingen.

Infos und Terminplan auf www.fusion-ra.ch

 

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