Sport

Eine geschichtsträchtige Begegnung

Da im Cup Teams aus unterschiedlichen Ligen aufeinandertreffen können, bietet er immer wieder besondere Geschichten. Auch am Samstag, wenn der EHC Wilen-Neunforn den neunfachen Schweizer Meister Arosa empfängt.

von Manuel Sackmann
10. Dezember 2021

Die Favoritenrolle ist klar vergeben. Was morgen Samstag im Cup auf den EHC Wilen-Neunforn zukommt, ist eine grosse Nummer. Traditionsreich, weit herum beliebt und zumindest in der Vergangenheit äusserst erfolgreich: Das trifft alles auf den EHC Arosa zu. Im Jahr 1924 gegründet, wurde er von 1950 bis 1957 siebenmal in Folge Schweizer Meister. Bis 1982 liessen die Bündner zwei weitere Titel folgen und sind mit total neun somit der dritterfolgreichste Verein im nationalen Eishockey. Einzig Davos und Bern konnten häufiger gewinnen.

Ganz so glorreich wie einst ist die Mannschaft mit dem Sünneli auf der Brust heute zwar nicht mehr unterwegs, doch noch immer ist Arosa eine angesehene Adresse. Nach dem Ostschweizer Titel in der Saison 2018/2019 stieg der Verein in die MySports League auf und spielt nun wieder national. Die dritthöchste Liga ist die oberste Spielklasse, die am neu aufgelegten Cup teilnimmt. Zum Vergleich: Der EHC Wilen-Neunforn ist in der 3. Liga tätig, der insgesamt sechsthöchsten Stufe im Schweizer Eishockey.

Rheinau, Appenzell, Arosa
Obwohl Arosa nicht mehr ganz oben mitspielt, hat der Club Fans im ganzen Land. Auch in Rheinau, wo Roland «Säntis» Rüfli wohnt. Er ist Präsident des Fanclubs Appenzell, obwohl es auch eine Zürcher Sektion gäbe. «Appenzell, Graubünden und Zürich sind die einzigen Fanclubs, die den freiwilligen Abstieg des Vereins in die 1. Liga von 1986 überlebt haben.» Benannt sind sie nach ihren einstigen Gründungsorten, eine geografische Begrenzung kennen alle drei aber nicht. «Wir haben Mitglieder aus der ganzen Schweiz», sagt «Säntis».

Übrigens: Mit seinem Spitznamen hat der Fanclub nichts zu tun. «Der Name stammt noch aus meiner Lehrzeit in der Klinik Rheinau», sagt Roland Rüfli. Er sei damals häufig im Alpstein wandern gegangen, weshalb ihn sein Chef, der aus dem Appenzell stammte, jeweils fragte, ob er auf dem Säntis gewesen sei. Irgendwann habe sich der Berg als sein Übername durchgesetzt. «Ich glaube, es gibt viele Menschen, die kennen mich ausschliesslich als ‹Säntis› und wissen gar nicht, wie ich richtig heisse.»

Starke Anziehungskraft
Doch zurück zum Eishockey. Was macht die Faszination EHC Arosa aus? Zum einen sei es der Ort selbst, sagt Roland Rüfli. «Zum anderen sind der Verein und seine Fans wie eine richtige Familie.» Mit einer engen Beziehung. Als er dies das erste Mal erlebt habe, habe es ihm gleich «den Ärmel reingezogen».

Arosa sei anders als andere Orte, andere Clubs. «Wenn wir ein Auswärtsspiel haben, werden immer wieder Zuschauerrekorde erzielt», weiss der Rheinauer. Eine solche Anziehungskraft hat der Verein. Selbst reist Roland Rüfli häufig ins Stadion, um seinen EHC Arosa live zu verfolgen.

Auch dem Spiel am Samstag in Frauenfeld würde er gerne beiwohnen. Noch stehe aber nicht fest, ob es klappe. Die Gastgeber hätten ihn jedenfalls sicher gerne dabei: «Der Fanclub Appenzell wurde vom EHC Wilen-Neunforn kontaktiert und zum Spiel eingeladen», freut sich «Säntis».

Er lese regelmässig die Matchberichte der Thurgauer Mannschaft. «Einige Spieler sind mir auch noch aus früheren Jahren und höheren Ligen vom Namen her bekannt.» Und in der aktuellen Saison sei es ja gerade besonders interessant. Der EHC Wilen-Neunforn hat in der 3. Liga eine perfekte erste Saisonhälfte mit acht Siegen aus ebenso vielen Spielen hinter sich. Dass es nun zum Aufeinandertreffen mit Arosa komme, sei spannend, findet der Rheinauer. «Auf dem Papier ist es natürlich eine klare Angelegenheit, aber in einem einzelnen Cupspiel kann alles passieren.»

Dass die Aufgabe für das Heimteam eine schwierige wird, ist auch Daniel Ruch bewusst. Er kenne die Aroser Mannschaft, und er kenne auch deren Trainer (Rolf Schrepfer, inklusive Playoffs über 500 NLA-Spiele für Zürich, Bern, Rapperswil und Kloten). Trotzdem sei es schwierig zu sagen, wie die Partie wird. «Wir werden einfach einmal spielen und schauen, was kommt», sagt der Trainer des EHC Wilen-Neunforn.

Das spektakulärste Spiel
Doch ganz so simpel ist es dann doch nicht, der Hauptübungsleiter und sein Team nehmen das Spiel ernst. «Der EHC Arosa besteht zu 100 Prozent aus Eishockeyspielern», erklärt Daniel Ruch und spricht damit den professionellen Charakter des Vereins an. Planlos in die Begegnung zu gehen, liegt nicht drin. Das ist auch im Training bemerkbar, wo eine andere Stimmung als üblich herrscht, mehr Konzentration, mehr Ernsthaftigkeit. Neue Taktiken werden trainiert. Das vielleicht spektakulärste Spiel der 48-jährigen Clubgeschichte steht über allem. Genau das wird aber auch vom Trainer gefordert. «Es ist ohnehin eine coole Truppe, aber jetzt ist sie noch besser», findet er. «Man sieht, wie die älteren Spieler wieder sind wie in ihren aktivsten Zeiten, und die jüngeren ziehen voll mit. Das macht Spass!»

Der EHCWN ist also bereit für das Duell mit dem berühmten Gast. Schon seit einer Weile wird kräftig die Werbetrommel gerührt. Wie besonders das Spiel ist, zeigt auch die Tatsache, dass ausnahmsweise Eintritt verlangt wird. Zehn Franken kostet ein Ticket. Dies, weil bei einem Aufeinandertreffen mit einem Team aus der Mysports League auch mehr Auflagen erfüllt werden müssen.

Tickets unter www.ehcwn.ch, Eintritt für unter 16-Jährige frei. Es gilt 3G sowie eine Maskenpflicht im Inneren der Eishalle. Konsumation nur im Sitzen.

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