Weinland

Anderen den Feierabend versüssen

Die Aussicht, die die Gäste im «Rhygarte» haben, ist einmalig. Den direkten Blick auf den Rhein geniessen aber nicht nur Gesellschaften, Ausflügler und Feierabendgäste, sondern auch das Wirteehepaar Beqë und Agonita Tolaj.

von Eva Wanner
24. Juli 2018

Sommerzeit ist Ferienzeit – allerdings längst nicht für jeden und überall. Im «Rhygarte» in Ellikon am Rhein beispielsweise brummt das Geschäft in der heissen Jahreszeit erst so richtig. Arbeiten, wo sich andere entspannen? Kann absolut Spass machen, sagt Beqë Tolaj, der die Gartenwirtschaft führt. Denn einen schöneren Ausblick als jenen direkt auf den Rhein gibt es wohl selten. «Bei diesem Arbeitsumfeld macht es auch nichts, am schönsten Tag des Jahres arbeiten zu müssen», sagt der 31-Jährige.

Vor acht Jahren begann Beqë Tolaj als Angestellter im «Rhygarte» – vor fünf Jahren übernahm er die Wirtschaft. Im vollen Bewusstsein dessen, was der Standort und die Lage draussen mit sich bringen. Denn das Selbstbedienungs­restaurant ist stark vom Wetter abhängig. Allerspätestens am 1. März ist jeweils Eröffnung, spätestens im Dezember schliesst die Wirtschaft für die Winterpause. Langweilig wird es Beqë Tolaj und seiner Frau Agonita in der kälteren Zeit aber nicht; dann stehen Revision und Unterhalt im «Rhygarte» an.

Vor allem über den Sommer zu arbeiten und den Rest des Jahres etwas lockerer zu nehmen, das klingt gut. Ist es auch, sagt Beqë Tolaj, allerdings birgt es auch Risiken. Er muss in den gut laufenden Monaten genug Geld einnehmen, um das ganze Jahr davon leben zu können. Deshalb öffnet der «Rhygarte» bereits um 9 Uhr morgens. Wann abends der Schlüssel gedreht wird, hängt von Wetter und Gästen ab.

Breites Publikum
Eine gute Einnahmequelle sind jeweils Gesellschaften; seien es Konfirmationen, Geburtstage oder Hochzeiten. Das Restaurant am Rhein ist auch bei Ausflüglern beliebt. Kürzlich war eine gros­se Gruppe Oldtimer-Fans im «Rhygarte», und immer wieder kommen auch Gruppen aus Altersheimen zu Besuch, teilweise gar aus Kloten. Obwohl im Restaurant eigentlich Selbstbedienung angesagt ist, werden die älteren Herrschaften von Beqë Tolaj und seinem Team bedient.

Einen Teil des Gewinns, den Beqë Tolaj in seinem «Rhygarte» erwirtschaftet, spendet er an den Blindenverband und an die Stiftung Special Olympics Switzerland.

Ferienjobs für Schüler
Wenn ältere Leute einkehren, kann es sein, dass Generationen aufeinandertreffen: Beqë Tolaj stellt seit zwei Jahren über die Sommerferien gerne stundenweise Schüler an. Auch er habe den ersten Schritt in die Arbeitswelt über einen Ferienjob gemacht, das wolle er jungen Menschen nun in seinem Restaurant ebenfalls ermöglichen. «Sie lernen, im Team zu arbeiten und wie es ist, eigenes Geld zu verdienen – und was es dafür braucht», sagt der Vater zweier kleiner Kinder.

Bei allem, was ihm an seinem Beruf und dem Umfeld so gefällt, hat er doch einen grossen Kritikpunkt: fehlende öffentliche Verkehrsmittel. Es gäbe weniger Probleme mit Parkplätzen, könnten Besucher mit dem Bus anreisen, es wäre für Angestellte und Gäste einfacher, nach Ellikon am Rhein zu gelangen. Besonders im Sommer sei das doch wünschenswert.

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