Weinland

Kommunikation heute, gestern und (vor)vorgestern

Vom Pony-Express bis zum Smartphone: Die Mittel, um miteinander zu kommunizieren, haben sich gewandelt. Wie sehr, erläuterte Arthur Kammer vom Telefonmuseum Telephonica am Seniorennachmittag.

von Eva Wanner
22. November 2019

«Wir erhalten immer wieder Dinge, die einst Tausende von Franken gekostet haben und die heute niemand mehr will.» Diese Aussage von Arthur Kammer (kleines Bild unten) lässt bereits tief in die Geschichte der Kommunikationsmittel blicken. Im Telefonmuseum Telephonica in Islikon bei Frauenfeld, wo Arthur Kammer aktiv dabei ist, sind solche Dinge ausgestellt und können ausprobiert werden. 

 

Am Mittwoch entführte er am Seniorennachmittag im Kirchgemeindehaus Andelfingen rund 40 Zuhörer auf eine Reise durch die diese bewegte Geschichte – von Mitteln, die weit jenseits dieses Jahrtausends liegen, bis zu solchen, die die Anwesenden noch erlebt haben.

 

Kommunikation beschleunigt
Buschtrommeln (oder das Buschtelefon) sind heute eine Metapher für Gerüchte oder inoffiziellen Informationsfluss. Früher seien mit Trommeln tatsächlich Informationen übermittelt worden. Höhenfeuer leuchteten, Kirchenglocken läuteten Sturm – bei alldem gilt: Nachrichten zu übermitteln dauerte.

 


Dann kam der Telegraf und beschleunigte die Kommunikation – der grosse Nachteil: Er bedingte, dass Masten gestellt und Kabel gespannt wurden. Die Entfernung von der Ost- zur Westküste der USA betrage 3220 Kilometer; eine Menge Masten und Kabel wären nötig gewesen, um diese Distanz zu bewältigen. Ein Ding der Unmöglichkeit, dachte sich ein findiger Amerikaner, und legte den Grundstein für Buffalo Bill und Co., indem er den Pony-Express ins Leben rief. Die über 3000 Kilometer hätten die Männer (mittels Aushang wurden «drahtige, junge, dünne Reiter» gesucht, die bereit waren «dem Tod täglich in die Augen zu sehen») jeweils in rund 10 Tagen bewältigt. 7 Tage und 19 Stunden sei der Rekord gewesen. Nicht weniger «zäh» als die Reiter mussten die Pferde sein, alle 15 bis 20 Kilometer wurden sie ausgetauscht; quasi im fliegenden Wechsel. 

 

200 000 Dollar habe der Gründer des Pony-Express in sein Unternehmen investiert – und nur 90 000 Dollar eingenommen. Denn das Ost-West-Telegrafenmastennetz wurde doch noch gebaut.

 

Wer hat das Telefon erfunden?
Diverse Kommunikationsmittel wurden ausprobiert, umgemodelt, verworfen, weiterentwickelt. Dann die revolutionäre Erfindung: das Telefon. Bis heute ist umstritten, wer den Apparat wirklich erfunden hatte – bei Arthur Kammer wurde deutlich, dass er nicht die Theorie bevorzugt, es sei Graham Bell gewesen. Der Referent erzählte vom Bühnenarbeiter Antonio Meucci, der mit einem Fernsprechapparat mit seiner kranken Frau im selben Haus telefoniert habe. Als er einen Unfall gehabt habe und selber bettlägerig wurde, habe die Frau in der Not immer wieder Teile des Haushalts verkauft – Apparat und Unterlagen inklusive. So gelangte Graham Bell dazu, und auch die Arbeit von Johann Philipp Reis rund um das Telefon sei ihm bekannt gewesen. Graham Bell, so ist der Referent überzeugt, habe die Ideen anderer gestohlen und meldete ein Patent an, allerdings ohne funktionierenden Apparat. Einen solchen hätte Elisha Gray gehabt – er sei aber erst zwei Stunden nach Graham Bell an das Patentamt gelangt. Zu spät. Und jegliche Patentprozesse gegen Graham Bell seien gescheitert.

 

Bestritten der Erfinder, unbestritten die Nützlichkeit der Erfindung. Auch wenn er eine «telefonlose Zeit» geschätzt habe, so Arthur Kammer. Er sei in einem Büro in Zürich tätig gewesen, als 1969 ein Hauswart in der – inzwischen automatisch funktionierenden – Telefonzentrale ein Feuer legte. 500 000 Anschlüsse mussten neu verlötet werden, Nottelefone wurden eingerichtet. Als er darüber informiert worden sei, dass die Telefone wieder funktionierten, habe er gesagt: «Schade.»

 

Aus fix wurde mobil: vom kofferraumfĂĽllenden, mehrere Tausend Franken teuren Handy (ein solches ist auch im Telephonica ausgestellt, mehr unter www.telephonica.ch) zum kompakten Smartphone mit Touchscreen. Allein die Geschichte des Handys wĂĽrde ein Museum fĂĽllen.

 

 

War dieser Artikel lesenswert?

Zur Startseite

Zeitung Online lesen Zum E-Paper

Folgen Sie uns